Waffen Teil 2: Landminen und Streubomben
Wikimedia Commons Neil Rickard (CC BY 2.0) |
Es gibt so viele Waffen
auf dieser Welt. Vom Messer bis zum Panzer, bis zur Atombombe.
Sie alle sind im
schlechtesten Fall tödlich, im besten Falle verstümmeln oder
verletzen sie die Getroffenen
nur. Denn dafür sind sie gemacht.
Jeder, der meint
Waffen töten keine Menschen, Menschen töten Menschen!, der darf jetzt auch gerne mal weiter lesen.
1. Landminen
Viele von uns mussten
entweder schon einmal unsere Wohnung räumen oder größere Umwege in
Kauf nehmen, wenn wieder einmal eine Bombe aus dem zweiten Weltkrieg
entschärft wurde. Zum Glück gibt es bei uns dabei wenige
Todesfälle.
In anderen Teilen der
Welt liegen noch Millionen von tödlichen Waffen unter der
Erdoberfläche, oftmals nur wenige Zentimeter und nicht einige Meter,
wie bei alten Blindgängern.
Unicef schätzt die
Anzahl der Landminen weltweit auf 110 Millionen. 800 bis 1000
Menschen sterben jeden Monat durch Explosionen dieser versteckten
Waffe. Drei bis zehn US-Dollar kostet eine Mine, bis zu 1000
US-Dollar kostet die Entschärfung.1
Wie funktioniert eine
Landmine?
Die Landmine ist ein
explosives Gerät, das im Boden versteckt und durch Druck, Drähte,
Zeitschalter oder Fernsteuerung zur Explosion gebracht wird. Ziel ist
es, herannahende Fahrzeuge, sei es Transporter, Panzer oder
bewaffnete Truppen oder eben Fußvolk auszuschalten. Dabei
unterscheidet man zwischen anti-personnel mines und anti-vehicle
mines, also eben gegen Menschen oder gegen Fahrzeuge. Eine
Antipersonenmine benötigt meistens ab 5 Kilo Druck zur Detonation,
eine Antifahrzeugmine ab 150 Kilo Druck (das kann natürlich
variieren). Dabei gibt es viele Varianten: einige Minen schießen
hoch, andere explodieren am Boden oder verteilen ihre
Munition/Einzelteile über mehrere Hundert Meter.2
Seit 1997 haben sich über
150 Staaten auf ein Verbot von Entwicklung, Herstellung, Lagerung,
Handel und Gebrauch von Antipersonenminen geeinigt. 2009 ratifiziert
Deutschland auch die Streubomben-Konvention. Mittlerweile sind
angeblich über 40 Millionen gelagerte Minen vernichtet, die
Dokumentation darüber wird weiter betrieben.3 4
Doch wie viele Minen
genau in ehemaligen Kriegs- und Konfliktgebieten noch feststecken und
wie viele weiterhin eingesetzt werden, lässt sich kaum herausfinden.
Nur mit größter Mühe und viel Geld kann man Minen finden und
vernichten. Auch die Antifahrzeugminen stellen eine große Gefahr
dar, schließlich unterscheiden sie nicht zwischen feindlichem Panzer
und freundlichem Bus. Die Fehlerquote dabei ist hoch genug.5
Darüber hinaus werden
weiterhin so genannte
smart weaponsoder
smart munitionproduziert, auch in Deutschland, die unter anderem aufgrund ihrer Ziel-Präzision nicht unter die Oslo-Streubomben-Konventionen fallen.6
Diese Artilleriemunition
kann wohl auch in Landminen oder Streubomben eingesetzt werden. Experten können mir hier gerne noch Details zur Machbarkeit liefern.7
Der Landminen Monitor
listet aktive Nutzung von Antipersonenminen, Antifahrzeugminen und so
genannten improvisierten explosiven Geräten auf, zum Beispiel in
Mali, Syrien oder Myanmar.8
Folgen von Landminen und
Streubomben:
- Tod, Verstümmelung von Menschen
- Danach soziale Ausgrenzung, Armut, Leid
- Schwächung/Schädigung der Infrastruktur eines Gebietes/Landes
- landwirtschaftliche und weitere Umweltschäden 9
2. Streubomben
Im Gegensatz zu Landminen
sind Streubomben noch vielseitiger einsetzbar. Eine Streubombe
besteht meist aus mehreren Submunitionen,
Mini-Bomben, die bei Abschuss der Bombe (ob aus Flugzeug, Rakete oder ähnlichem) weit verteilt werden, damit ein möglichst großes Gebiet abgedeckt werden kann. Sie sollen eigentlich sofort explodieren und Personen oder Geräte unschädlich machen, doch viele Mini-Bomben werden zu Blindgängern und bleiben wie Landminen am Boden liegen.10
Aus aktueller Sicht: im
Irak, Libanon und Syrien wurden Streumunitionen eingesetzt (ebd.).
Detailreiche Informationen zur weltweiten Lage 2013:
LINK zum PDF11
2008 wurde das
Übereinkommen über den Verbot der Entwicklung, Herstellung,
Lagerung, Handel und Nutzung von Streumunition in Oslo
verabschiedetet, 2010 trat es in Kraft.
Nicht unterzeichnet
haben die Konvention unter anderem die USA, Russland, China und
Israel. Hier wird also noch fröhlich weiter produziert und verteilt.
Aus Syrien hört man immer wieder von einem wahrscheinlichen Einsatz von
Streubomben oder Fassbomben.14
Smarte Waffen?
Der Clou beim
Oslo-Abkommen ist allerdings, dass genau definiert wird was eine
Streumunition ist und was nicht.
Artikel 2 besagt, keine
Streumunition ist zum Beispiel unter anderem eine Munition, die
weniger als zehn explosive Submunitionen enthält (jede davon soll
mehr als vier Kilogramm wiegen), dazu bestimmt ist ein einzelnes Zielobjekt
zu erfassen und zu bekämpfen und die Selbstzerstörungsmechanismen besitzt.15
Laut Human Rights Watch ,,Stop Cluster Munitions" gibt es nur drei Typen von
Nicht-Streumunitionen, die in die
erlaubteKategorie fallen: SADARM, BONUS, and SMArt-155 16
- SADARM wurde in den USA produziert und angeblich nicht mehr oder wenn nur in geringer Menge hergestellt. Heftig kritisiert im Irak-Einsatz durch eine hohe Fehlerquote.17
- BONUS wird von Frankreich und Schweden zusammen produziert und ist der größte Konkurrent für die Deutsche SMArt-155 Produktion.18
- SMArt-155 wird unter anderem von Rheinmetall produziert und vermarktet, in Zusammenarbeit mit Diehl Defence19
Das Ziel dieser Munitionstypen ist die zielgenaue
Zerstörung von Objekten, vornehmlich natürlich militärische Ziele.
Punktgenau, bei jeder Witterungpreist Rheinmetall die Suchzündermunition an.
Kollateralschaden war 1999 Unwort des Jahres, nach
dem Schock des Kosovo-Krieges und der NATO-Berichterstattung. Viele
Initiativen und Hilfsorganisationen prangern die zivilen Opfer
militärischer Einsätze an. Einige berichten davon, dass 98% der
Opfer von Streubomben Zivilisten sind.20
Auch in Kriegen mit zielgenauen Waffen geht leider immer noch viel
daneben. Das ist weder zu entschuldigen noch mit dem
höherenZiel des Sieges und der Befreiung der Bevölkerung zu rechtfertigen.
Matthias Vetsch, Präsident der SOGART, der Schweizerischen Offiziersgesellschaft der
Artillerie, erklärt in einem Bericht, dass punktgenaue
Artilleriewaffen immer weiteren Bedingungen unterliegen, wie Wetter
oder der Zusammenarbeit von Zielvermessungsausrüstung und
Feuerleittechnologie. Vetsch sagt, dass selbst bei dem präzisesten
Geschoss (er nennt M982 Excalibur) jeder zweite Schuss 10 Meter vom
Ziel entfernt sei und zieht sein Fazit:
Weder physikalische Grundgesetze, noch Wahrscheinlichkeitsrechnungen lassen sich durch politisches und militärisches Wunschdenken ausschalten.21
Abrüstung, oh ja!
Die Berichte der letzten Jahre geben, neben all den Opferzahlen, auch
Hoffnung darauf, dass eine aktive Abrüstung stattfindet und in
Zukunft weiter stattfinden wird. Wie immer müssten allerdings auch
bald Russland, die USA und China nachziehen, damit Einsatz,
Nachschub und die Entwicklung gestoppt werden können.
Und jetzt noch einmal das schöne Video der Mine
Kafon von Massoud Hassani, der mit dieser riesigen
Mine Kafon Video
PusteblumeLandminen in Afghanistan und darüber hinaus zur Explosion bringen und so vernichten will.
Mine Kafon Video
Es gibt also noch viele gute Ideen für die Entschärfung von Minen und
Streumunition. Wenn nun zum Beispiel die Deutsche Bank oder Allianz
nicht in die Entwicklung von Streumunition, sondern in die
Entwicklung von Minenräumungs-Systemen stecken würde, wäre nicht
nur der Ruf, sondern auch die Welt ein kleines bisschen besser
geworden ;).22
Also Abrüstung hopp, hopp. Nicht Waffen entwickeln, sondern Waffen
vernichten!
Linkliste
1http://www.unicef.org/sowc96pk/hidekill.htm
2http://science.howstuffworks.com/landmine.htm
3http://www.unog.ch/80256EE600585943/%28httpPages%29/A5378B203CBE9B8CC12573E7006380FA?OpenDocument
4http://www.un.org/disarmament/convarms/landmines/
5http://www.handicap-international.de/landminen/landminen-bericht-2013/
6http://www.diehl.com/de/diehl-defence/produkte/munition/smartr-155.html
7http://defense-update.com/products/s/smart.htm#more
8http://www.the-monitor.org/lm/2013/resources/Landmine%20Monitor%202013.pdf
9http://www.landmine.de/infos-ueber-minen-und-streumunition/wer-sind-die-opfer.html
10http://www.streubomben.de/streumunition/
11http://www.the-monitor.org/cmm/2013/pdf/2013%20Cluster%20Munition%20Monitor.pdf
12http://www.clusterconvention.org/the-convention/convention-status/
13http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Friedenspolitik/Abruestung/KonvRueKontrolle/Streumunition_node.html
14http://www.amnesty.de/2013/3/5/streubombenangriff-syrien-warum-unternimmt-die-welt-nichts
15http://www.landmine.de/infos-ueber-minen-und-streumunition/welche-streumunition-ist-verboten.html
16http://www.stopclustermunitions.org/wp/wp-content/uploads/2009/04/hrw-ccm-facts-and-fallacies-4-10-09.pdf
17http://www.globalsecurity.org/military/systems/munitions/sadarm.htm
18http://www.army-guide.com/eng/firm8.html
19http://www.rheinmetall-defence.de/de/rheinmetall_defence/systems_and_products/weapons_and_ammunition/indirect_fire/artillery/index.php
20http://www.streubomben.de/streumunition/warum-ist-sie-gefaehrlich/
21http://www.sogart.ch/downloads/Einsatz%20Ausbildung_Vetsch.pdf
22http://www.stopexplosiveinvestments.org/uploads/pdf/2013%20Worldwide_Investments_Cluster_Munitions_Web.pdf
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen