Donnerstag, 10. Oktober 2019

#Halle #Syrien und das Hamburger Fahrradverkehrskonzeptdesaster

Wieder sitze ich hier vor einem leeren, virtuellen Blatt Papier und versuche meine Gedanken zu sammeln. Ich fühle mich auch leer und virtuell schreit es, plärrt es mir entgegen, von allen Seiten kommen Meinungen, Gedanken, Meldungen, und ich will das Geschehen einordnen und verstehen und dann werde ich einfach nur noch wütend.


Fangen wir mit dem Terror in Halle an.

Legen wir eine Schweigeminute ein und gedenken derer, die nicht mehr sind. Denken wir an die Angehörigen und bestärken wir unsere Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland. 


Bestärken wir auch unsere Solidarität mit der muslimischen Gemeinschaft, die vermutlich ebenso als Ziel des Täters in Betracht gezogen worden war. (https://taz.de/Rechtsextremer-Anschlag-in-Halle/!5632505/)

Es. ist. kein. Einzelfall. 

Es. ist. nicht. "neu". 

Es. ist. antisemitisch und rassistisch, es ist politisch und kein "amoklaufender Einzelfall"

Ich will nichts mehr hören von "Alarmzeichen beachten" oder "Aufkeimende rechte vereinzelte Strömungen erkennbar...." "Wir sind geschockt..."


Es IST jetzt bereits eine verdammt große real existierende rechtsextremistische Gefahr da! Sie tötet seit Jahrzehnten! Es sind KEINE Einzeltäter! Vielleicht handeln sie "einzeln", aber die Strukturen und der Boden dafür, der wird ihnen seit Jahrzehnten ordentlich vom rechten Spektrum angereichert. In den Köpfen solcher Täter sind Verschwörungstheorien von rechts eingepulvert, verinnerlicht und mit dem eigenen Leben verknüpft, ohne Reflexion, ohne Aufklärung, ohne Fakten. 

Lest Euch diese Artikel gerne durch, das ist kein Stammtisch Gelaber mehr, so schlimm auch das sein kann.  

https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/europol-rechtsextremismus-europa-101.html

https://www.sueddeutsche.de/politik/rechte-terror-luebcke-solingen-1.4634518 


Gegen Antisemitismus, gegen Islamophobie, gegen Fremdenfeindlichkeit stellen!

Auf Worte folgen seit Jahrzehnten Taten und wir können nicht mehr wegsehen oder es ignorieren. Wir müssen klar Kante zeigen und uns gegen rechte Gewalt, rechtes Gedankengut stellen und zwar öffentlich, laut und sichtbar. 

Geht auf Demonstrationen, engagiert euch politisch, diskutiert mit Freunden und Familien darüber, leistet verbalen Widerstand, sobald ihr rechten Scheiß hört, geht dazwischen und zeigt Zivilcourage, unterstützt Organisationen, die sich gegen rechts stellen und fördert EXIT Deutschland und weitere Einrichtungen, die Aussteigern helfen. Es geht nicht mehr ohne uns und wir sind mehr und lauter!

Wählt nicht die AfD und wenn ihr Leute im Umfeld habt, die "Anzeichen" zeigen, dass sie "Verständnis" für den "Wutbürger" und für die Inhalte der AfD hätten, dann redet mit ihnen, bitte! Lasst sie nicht alleine mit ihren übernommenen Verschwörungstheorien. 

Wir haben die Verantwortung aus den Fehlern der Geschichte zu lernen und spätestens jetzt müssen wir da sein, sichtbar sein, laut sein!

Der Mord an Walter Lübcke ist erst vier Monate her. Das kommt nicht überraschend. Wir müssen handeln. 

Hier könnt ihr nachlesen, was der rechte Terror anrichtet und dass es keine Einzelfälle sind: 

https://www.nsu-watch.info/2019/10/linksammlung-zum-anschlag-in-halle-der-rechte-terror-hat-eine-kontinuitaet/?fbclid=IwAR3aIN_vRBJRXczAtE-oULmcuSrdtmSMxJCDIue4BqZ2TTEPqXoPvwWAA5c

Und ja: "Halt die Fresse!" (Hier: LINK)


Ich war letztens wieder bei einer Kopfhörerparty, auf der jeder seinen Musikkanal nach Wunsch wechseln konnte. Aber bei dem Ärzte-Song "Schrei nach Liebe" waren alle Kanäle rot, grölten alle (400-500) Leute laut mit "Arschloch, Arschloch, Arschloch!" 

Bitte sagt mir, dass wir mehr sind, dass wir bereit sind auch unseren Mund aufzumachen und den rechten Arschlöchern laut entgegenzutreten. 

Rechte ARSCHLÖCHER, ihr könnt einpacken!



Syrien, ;_____________;


So. jetzt habe ich keine Lust mehr, über die Unfähigkeit der Außenpolitik Europas, der "westlichen" Welt und den absolut katastrophalen Zustand in Syrien zu schreiben. Ich bin emotional so erschöpft deswegen. USA ziehen ihre Truppen zurück, die Türkei startet ihre Offensive, der Krieg erhält neue Brandsätze, die Kurden werden verraten, Deutschland "appelliert" an die Türkei, aber es wird einfach nichts wirklich nachhaltiges gemacht. 

Infos: https://www.dw.com/de/deutschland-und-die-kurden/a-50760465

Es ist seit 2011 Krieg in Syrien, seit verdammten 8 Jahren. Bald ist dort nichts mehr übrig, die Menschen können nirgendwohin, sie sterben jämmerlich, aber wir gehen deswegen nicht auf die Straße, wir wählen weiterhin die, die Waffen dorthin liefern lassen (jaja niemals an Kriegstreiber... ich lache mich kaputt...).

Die Kurden bewachen im Norden Syriens ein Gefängnis mit über 12.000 IS-Kämpfern. Sollte das Kurdengebiet "fallen", ist noch mehr Chaos, noch mehr Leid vorprogrammiert. 

Aber ja, macht die Grenzen dicht, lasst keinen mehr rein, lasst die Leute, die es nach Griechenland geschafft haben, elendig in den Lagern krepieren, uns geht das ja nichts an....

Das hier, das ist die Realität unserer Politik der letzten Jahrzehnte. Wenn wir nichts ändern, gibt es bald nur noch Chaos, Krieg, Gewalt und Leid. Und es müsste so nicht sein, es kann anders sein!

Achtung, nichts für schwache Nerven:

Realität in Moria 



Und wer mal nachlesen will, wie gut Kriege und "Befreiungen" für die Bevölkerungen funktionieren und wie toll sich Gesellschaften daraus neu bilden können, der mag sich diesen Artikel über Kinderehen im Irak durchlesen: 

https://www.bbc.co.uk/news/extra/iuKTEGjKgS/teenage_iraq_brides

Ja, das ist sehr vereinfacht dargestellt, ja Kinderehen gab es auch vor dem Irak-Krieg, aber es zeigt einfach, wie wenig über Konsequenzen und Realitäten nach "Kriegsenden" gesprochen und geschrieben wird. 


So. Und ihr KACK Autofahrer, Busfahrer, E-Scooterfahrer und Radfahrer in Hamburg, die mich heute geschnitten, bedrängt, beinahe überfahren, ignoriert und bei Rot über Ampeln gefahren sind: 



via GIPHY



Mittwoch, 18. Oktober 2017

#metoo und wie wir miteinander reden

 

#metoo geht uns alle an

Allmonatlich, jährlich, regelmäßig diskutieren wir im Internet und in den Medien über Sexismus, sexuelle Belästigung und Gewalt. Ob es der Hashtag #aufschrei ist oder #metoo im Rahmen der Weinstein-Hollywood-Problematik oder ausgelöst durch andere medienwirksamen Personen.

Unter dem Hashtag #metoo geben meist Frauen, aber auch Männer ihr Statement ab, dass sie im Alltag und im Beruf Sexismus erlebt haben, sexuell belästigt wurden oder dass ihnen sexuelle Gewalt angetan wurde.
Die Intention war und ist es, einerseits zu zeigen, dass es keine Einzelfälle sind und dass andererseits - im Fall vom Hollywood Megaproduzent Harvey Weinstein - besonders Frauen in Hollywood in einem toxischen Umfeld arbeiten, in dem vor allem Personen, meist männlichen Geschlechts, ihre Machtpositionen gegenüber den Frauen ausnutzen. (Hier nachzulesen im New Yorker).

Ich finde es immer gut, wenn Menschen sich geschützt in Schwarmbewegungen endlich öffnen und über ihre Erlebnisse reden können, denn das ist bei Weitem nicht einfach und selbstverständlich. Und ja, es kann Jahre oder Jahrzehnte zurück liegen und trotzdem noch wehtun, sich trotzdem immer noch auf das Leben der Betroffenen auswirken. Da gibt es leider kein Verfallsdatum.

Jetzt kommt das dicke Aber: Vielen Frauen und auch Männern, die sich nun öffnen und auf der "Welle" der viralen Twitter- und Social Media Aktionen "mitschwimmen", kommt nun ein Schwall von Kritik und Unverständnis entgegen. Es gibt dabei verschiedene Fraktionen:

"Anti-FeministInnen":
- Und was ist mit Männern?
- Jetzt kommen wieder die Männerhasserinnen und erklären uns mal wieder, dass Männer böse sind
- Immer wird auf den Männern rumgehackt, das ist die wahre Diskriminierung
- Was mit Männern passiert, interessiert doch wieder mal keine Sau, die sind die eigentlichen Opfer
- Sollen Männer jetzt keine Komplimente mehr machen dürfen?

"Relativierer":
- Wer gut aussieht, muss mit Sprüchen rechnen, soll sich nicht so anstellen
- Sollen sie halt zur Polizei gehen oder nach 20 Jahren eben die Klappe halten
- Viele der beschriebenen Sachen sind gar keine sexuellen Angriffe
- Alles übertriebenes Aufspielen des genderversifften Feminismus
- Männer stecken so was doch auch weg, das is alles halb so wild

"Solidarisierer":
- Die waren doch einverstanden damit, solange ihre Karriere gut lief
- Das ist eben die alte Schule
- Früher waren die Gegebenheiten eben andere
- Ein Mann ist eben ein Mann

Und ich habe das noch recht "nett" wiedergegeben. Das sind zum Teil echt heftige Sachen, die den Frauen oder Männern virtuell an den Kopf geworfen werden, mitunter auch gerne Vergewaltigungsfantasien à la "Die soll mal ordentlich durchgef*t werden, dann weiß sie, was sexuelle Gewalt wirklich ist" usw....

 Was ich mir wünsche: mehr Empathie

 

Ich verstehe es einfach nicht. Hier entsteht eine weltweite Internet-Bewegung, Frauen und auch Männer teilen ihre persönlichen Geschichten mit, erzählen von krassen Erlebnissen oder auch von nervigem Alltagssexismus, um zu zeigen: so kann es nicht weitergehen. Und das Einzige, was vielen leider meist Männern aber auch Frauen einfällt, ist auf den Betroffenen herumzuhacken und die Erlebnisse für nichtig zu erklären.

Das ist der Grund, warum viele Menschen nicht über ihre Erlebnisse berichten. Das ist der Grund, warum Sexismus immer noch existiert. Das ist der Grund, warum sich nichts ändert.

Wenn in eurer Timeline oder bei Twitter oder im Gespräch der Hashtag #metoo auftaucht, dann hört einfach mal zu. Ich kenne kaum eine weibliche Person, die nicht mindestens einmal in ihrem Leben so etwas erlebt hat und doch erhalte ich oft staunende Blicke, leider meist von männlichen Personen, die davon völlig überrascht sind. Macht eure Ohren und Herzen auf und hört zu, wenn Frauen und auch Männer sich endlich öffnen und darüber berichten.

Wenn eine Frau von sexueller Belästigung berichtet, dann tut sie das nicht, um den Männern den Untergang zu bringen. o.O. Das ist so absurd, dass ich das überhaupt schreiben muss...
Vielmehr wünschte ich mir, dass wir endlich eine Gesellschaft schaffen, in der Frauen und Männer im Vertrauen und offen darüber sprechen können, ohne dass ein Shitstorm über sie herfährt. Ja, Männern passiert das auch und gerade deshalb sind solche #metoo Geschichten so wichtig. Sie zeigen, dass wir etwas ändern müssen, dass es eben nicht "normal" sein darf, dass Menschen in Machtpositionen diese Position für sich ausnutzen, andere dabei belästigen oder sogar verletzen und niemand sagt ein Wort, aus Angst, den Job oder den Ruf zu verlieren.

Und ja, es ist auch ein Problem der "Männerwelt", denn ein großer Teil der beruflichen Machtpositionen wird immer noch überwiegend von Männern besetzt, die diese Machtpositionen und sexistisches Verhalten für selbstverständlich und einfach "machbar" halten. Und es ist auch ein Problem der "Blindheit" gegenüber sexistischem Verhalten, wenn man in der eigenen Filterblase steckt und gar nicht mitbekommt, dass Frauen (und auch Männer) unter bestimmten Aktionen, Sprüchen, Verhaltensweisen leiden. Deshalb gibt es wohl momentan überwiegend Aktionen, die das sexistische Verhalten von männlichen Machtmenschen anprangern. Dass Frauen ebenso sexistisch sind und Männer oder Frauen belästigen, wird dadurch nicht verschwiegen oder die Bedeutung verringert. Umgekehrt kann es nicht sein, dass "aber Männern passiert das ja auch" das Erlebte von Frauen relativiert.

Also, reden wir darüber und schaffen wir ein Vertrauensverhältnis, so dass Männer und Frauen von Sexismus, sexueller Belästigung und Gewalt im Alltag und im Beruf erzählen können. Und egal wie "banal" die Geschichte sich anhört, die Person, der das widerfahren ist, hat persönlich darunter gelitten und geht individuell mit dem Erlebten um. Ja, nicht jedes Anfassen ist Belästigung, ja, nicht jeder Spruch ist gleich Sexismus. Aber die Grenzen bestimmen wir selbst und wenn wir nicht darüber reden, ändert sich auch nichts.

Also hören wir zu und ermutigen wir Frauen und Männer, darüber zu reden, wenn ihnen etwas widerfahren ist, was sie verletzt hat oder wo sie sich unwohl gefühlt haben.
Schaffen wir Arbeitswelten, in denen Männer und Frauen sich gegenseitig respektieren. Das heißt aber auch, dass wir Chefs, KollegInnen, FreundInnen in die Schranken weisen müssen und auch als Unbeteiligte sagen: "Hey, das ist nicht okay!! Lass das!"  Und es muss Konsequenzen geben, ein "DU DU DU, das macht man aber nicht" und dann Biertrinken gehen, das geht nicht. Fordert die Konsequenzen ein, macht euch stark für eure KollegInnen oder Bekannte!

Und wenn ihr nicht versteht, warum sie nichts machen wollen oder warum sie erst so spät mit ihren Erlebnissen rausrücken, dann verurteilt sie nicht. Bleibt geduldig und hört zu. Mancher Schmerz/Scham sitzt eben tief und kommt erst spät wieder hervor, wenn überhaupt.

Vielleicht können wir so verhindern, dass sexistische Kack-Asso-Schweine über Jahrzehnte hinweg ihren Belästigungsscheiß an vielen Personen abziehen können. Halten wir die Säcke und Säckinnen auf und legen wir ihnen das Handwerk. Indem wir miteinander reden, uns respektieren und egal welchen Geschlechts ohne Voreingenommenheit zuhören und etwas tun. Wenn sich Frauen solidarisieren, dürfen Männer gerne mitmachen, das schadet nun wirklich niemandem etwas :).

Und hier ein Video von Lady Gaga. BÄM




Freitag, 18. August 2017

Es ist alles nicht einfach erklärt - die Welt ist wahnsinnig

„Es ist nie einfach erklärt!“ 

 

Ich muss das jetzt hier einmal loswerden. Die Welt scheint momentan immer verrückter zu werden und ja Auslöser für diese Zeilen sind die Terroranschläge und Gewaltverbrechen der letzten Tage, Wochen, Monate. Barcelona, Charlottesville, Manchester, Berlin letztes Jahr, Anschläge im Irak, Pakistan, Afghanistan, Burkina Faso, Nigeria. Die täglichen Nachrichten sterbender Flüchtlinge im Mittelmeer und scheinbar abseits der Medienwelt in der Wüste Nigers, der Nordkorea-Konflikt, die katastrophale Lage der Menschen in Syrien, im Jemen, im Südsudan, im Irak, in Afghanistan, in Venezuela, Somalia, Nigeria, Gewalt in Mexiko, auf den Philippinen, Pakistan, Libyen, Ukraine, Israel, Palästina usw. …

(Wer sich für mehr Infos interessiert: hier der Konfliktbarometer 2016 des Heidelberger Instituts für Konfliktforschung: Konfliktbarometer )

Steigende Zahlen von politisch motivierten Verbrechen (Ja, das bezieht sich auch auf antisemitische, rassistisch motivierte und rechts und links politisch motivierte Verbrechen, siehe BMI.)

Es ist scheiße und ich bin frustriert darüber, wie wir abstumpfen, um den Scheiß überhaupt ertragen zu können, obwohl wir in Deutschland zum Glück überwiegend davon verschont bleiben. Und es kotzt mich an, dass ich nach jedem Gewaltverbrechen oder Terroranschlag (ob bestätigt oder nicht) nicht mehr in Kommentarspalten oder Kommentare von Onlinemedien blicken kann, ohne dass ich im Strahl kotzen möchte. Auch im realen Leben sind die Meinungen oft schnell verfasst und schwarzweiß.


„Das haben wir davon, wenn wir alles unkontrolliert reinlassen.“
„Bald ist Deutschland ein Islamischer Staat.“
„Sollen die doch bitte ihr Land wieder aufbauen und hier nicht schmarotzen.“
„Um unsere Alten und Obdachlosen kümmert sich kein Schwein!“
„Was interessiert mich der Scheiß in den Ländern, die sind ja selbst schuld, wenn sie die Diktatoren unterstützen...“
"Die kennen nur Gewalt, das kommt dann dabei raus.“
„Alles Vergewaltiger, Verbrecher, keine echten Flüchtlinge.“

(Sinngemäß und entschärft)


So sehr ich verstehe, dass Terror Angst verbreitet, dass Gewalt und Verbrechen nie entschuldbar sind und dass die Straftäter verurteilt werden müssen, so verstehe ich es nicht, dass viele Menschen sich die Erklärung einfach machen. Ja es gibt Verbrechen, die von Flüchtlingen in Deutschland begangen werden, ja es gibt Verbrechen, die von deutschen Staatsangehörigen mit Migrationshintergrund begangen werden, ja es gibt Verbrechen, die von deutschen Staatsangehörigen ohne Migrationshintergrund begangen werden.

Es ist aber alles leider nicht einfach erklärt. Zum Beispiel sind die Hintergründe von Terroristen komplex, es gibt sie in jedem Land, nicht alle werden vom IS/ Isis indoktriniert (der selbst bei Weitem kein einheitliches Konstrukt ist, siehe beispielsweise faktenfinder und Informationen von GIGA ,German Institute of Global and Area Studies) und es gibt sie nicht nur mit vermeintlich islamistischem Hintergrund, sondern auch aus vermeintlich christlichen, linken, rechten oder anderen Gründen, welche ebenfalls komplex sind und sich nie auf eine Religion oder eine politische Gesinnung allein zurückführen lassen.

Hass ist das, was uns von allen Seiten entgegen schlägt, Hass gegen Religion, Länder, Menschen bestimmter Hautfarbe oder sexueller Orientierung, bestimmter Lebensweisen, gegen Ost und West, gegen Süd und Nord, gegen alles und jeden, Hauptsache das Feindbild stimmt...

Recherche, Selbstreflexion und internationale Konflikte


Doch die Mühe auch einmal hinter die Konflikte zu blicken, machen sich nicht alle. Im Ukraine-Konflikt war/ist für viele beispielsweise klar, Verursacher/Brandbeschleuniger waren entweder die Russen oder die NATO, die EU, USA, der Westen oder die Ukrainer selbst, die Rechtsradikalen oder die Linken, oder eine angebliche Verschwörung der Millionäre und Rothschilds. Wer hat recht? Warum muss ich überhaupt recht haben? Es ist eben nicht einfach erklärt, oft gibt es nicht nur eine Ursache für innen- und außenpolitische Konflikte.

Da befinden wir uns natürlich in einer Zwickmühle, denn wir können nicht mal eben so 26 Jahre Unabhängigkeit der Ukraine, innen- und außenpolitische Verwicklungen und geopolitische Strategien von NATO, Russland und Co ergründen und zusätzlich diverse Informationen der Geheimdienste analysieren. Aber wir können uns zumindest ein etwas umfassenderes Bild machen, wenn wir nicht nur die BILblöD oder den Spiegel lesen, sondern uns bemühen, uns aus mehreren Quellen unterschiedlicher Herkunft zu informieren.

Ich nehme mich da nicht aus, auch ich bin voreingenommen aufgrund meiner politischen Gesinnung, meiner Erfahrungen, meines Studiums und meiner Recherche. Ich erhebe nicht die Deutungshoheit über die Hintergründe und Ursachen von Krieg, Gewalt und Verbrechen. Ich versuche mir ein eigenes Bild zu machen, das sich auch ändern kann, je mehr Informationen ich erhalte. Und ich kann natürlich auch dann immer noch „falsch“ liegen und müsste momentan sicherlich nicht nur meinen Blogeintrag zu dem Thema Ukraine überarbeiten.

Gute Recherche braucht Zeit und nicht immer haben Journalisten, die Polizei und wir selbst alle relevanten Informationen, um den Tathergang und die Hintergründe innerhalb weniger Minuten/Stunden aufzuklären. Geduld gehört leider dazu, vorschnelle Verurteilungen schaden der Aufklärung und verursachen womöglich weitere Konflikte.

Ich sehe mich nicht „bestätigt“, wenn ich vermute, dass ein Anschlag mit einem Fahrzeug in eine Menschenmasse aktuell einen islamistischen Hintergrund haben könnte und ziehe dann nicht die Schlussfolgerung, wenn sich die Vermutung als Wahrheit herausstellen sollte, dass alle Muslime aus dem Land verbannt werden müssen, damit ich mich wieder sicher fühlen kann.

So funktioniert unsere Welt nicht. Wir sind politisch, wirtschaftlich, menschlich miteinander verbunden, wir können nicht ohne andere Menschen existieren
. Ja, auch nicht ohne „Ausländer“. 

Und ja, gegen Gewalt gibt es aktuell keine einfache Lösung.

Dass Wirtschaftsbeziehungen und ethische Grundsätze nicht immer auf einer Ebene liegen, dass es nie einfach ist, wissen beispielsweise die deutschen Regierenden genau, wenn sie Krieg und Terror verurteilen, die deutschen Rüstungs- und Waffenexporte jedes Jahr jedoch in die Höhe schnellen oder zumindest auf hohem Niveau bleiben.

(Mehr Informationen dazu liefert SIPRI (Stockholm International Peace Research Institute))

Die größten Rüstungsexporteure weltweit bleiben die USA, Russland, China, Frankreich, Deutschland, UK und Spanien – die größten Importeure bleiben Indien, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, China, Algerien, Türkei, Australien, Irak und Pakistan.

Die Spirale der Gewalt wird sich dadurch nie lösen, auch wenn die Rüstungsindustrie nicht der einzige Motor für Gewalt und Krieg ist. Es ist nie einfach erklärt.


Faktor Mensch - meine kleine Welt


Ich komme zurück auf uns als Menschen in unserem global gesehen kleinen Umfeld, in unserer erlebten Realität in unseren Städten, in unserem Familien- und Freundeskreis. Passen wir auf uns auf, versuchen wir, nicht vorschnell zu urteilen und erst einmal zuzuhören. Glaubt nicht blind, wenn jemand sagt „Die Flüchtlinge, die haben den LIDL ausgeräumt, das ist FAKT!“, „Die Einbruchsrate ist gestiegen, wegen der Flüchtlinge nebenan...“, „Alle Ausländer bekommen mehr Geld als unsere armen Rentner.", "Alle Linke schmeißen Steine!", "Alle Polizisten sind Nazis!"... 


Macht euch selbst ein Bild, hakt nach woher die Informationen kommen, fragt zur Not im angeblich betroffenen LIDL selbst nach. Und wenn eine dieser Geschichten wahr sein sollte, macht sie nicht zur Norm eurer Wahrnehmung. Das machen wir hoffentlich auch nicht mit Geschichten über alle „Ostdeutschen“, die medial und auch von Mitbürgern dank AfD, Pegida und Co allesamt in die rechte Ecke gestellt werden. Deutschland ist eine Mischung aus Menschen mit verschiedenen Hintergründen und Geschichten; es gibt nun einmal nicht die eine typisch deutsche Person. Das gilt ebenso für ausländische Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen in unser Land kommen.


Werdet selbst aktiv! Wenn ihr einen Obdachlosen seht und wenn ihr könnt, dann gebt ihm/ihr Geld oder etwas zu Essen. Schimpft nicht auf die Ausländer, die angeblich alles bekommen, sondern fragt euren Nachbarn, ob er/sie Hilfe braucht, wenn ihr wisst, dass das Geld knapp ist oder einfach nur so. Hämmert nicht irgendeinen Scheißkommentar online dahin, weil ihr frustriert seid, dass euer Konto leer ist, sondern klagt an, wenn ihr eine Horrormiete habt oder der schlecht bezahlte Job euch die letzten Nerven raubt. Sucht euch Hilfe, denn es ist keine Schande, um Hilfe zu bitten. Wenn ihr könnt, stellt euch gegen Hassreden im Arbeits-, Bekannten-, Familienkreis, holt/ruft Hilfe, wenn eine Gefahrensituation entsteht. Engagiert euch ehrenamtlich in einem Bereich, der euch wichtig ist, wenn ihr die Zeit habt. Wenn nicht, spendet bei Organisationen, die ihr vertreten könnt. Verurteilt andere nicht dafür, wenn sie es nicht tun. Engagiert euch politisch, geht auf Demos, tauscht euch aus, hört die Gegenseite an.


Nehmt jemanden in den Arm, den/die ihr lieb habt. Tut euch selbst etwas Gutes. Jeden Tag. Wenn ihr Wut verspürt, geht eine Runde Joggen, redet mit jemandem, fühlt euch nicht allein. Geht online, wenn ihr alleine seid, ruft jemanden an, an den/die ihr denkt, den/die ihr lange nicht gesprochen habt. Seid mutig. Seid stark. Schmeißt euren Job hin und macht das, was ihr liebt. Habt keine Angst, wir sind nicht allein.



Und ja, es ist nie einfach, aber wenn uns nur der Hass vereint und nicht die Nächstenliebe und unsere Menschlichkeit, dann machen wir alle etwas falsch. Dann wird es keinen Frieden geben.



(Video von Corgi-Babies einfügen, um Herz zu beruhigen)



Ein paar Links:


http://hoaxmap.org/
Widerlegung von Gerüchten zu Straftaten von Ausländern und Flüchtlingen

https://www.dfg-vk.de/startseite
Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsgegnerInnen

https://www.start-with-a-friend.de/
Freundschaftliche Flüchtlingshilfe



Sonntag, 7. Dezember 2014

Bewerbungswahnsinn Episode 2198370

Letztes Jahr im Dezember hatte ich einen interessanten Bewerbungsmarathon für eine eventuelle Stelle als Serienschreiberin bei UFA Serial Drama, zuständig für GZSZ, Unter Uns, Verbotene Liebe und Alles was zählt. Aufgeschlossen wie ich bin, hab ich da einfach mal mitgemacht, halbtägiges Bewerbungsgespräch und zwei Tage Assessmentcenter eine Woche später. Alles in Potsdam/Berlin, alles auf eigene Kosten natürlich. Es war ganz interessant, auch wenn ich die Stelle (zunächst) nicht bekommen habe.
Ich erhielt die Möglichkeit auf eine "Warteliste" für gute Bewerber zu kommen und ich Naivling dachte, vielleicht gibts ja ein Stellenangebot "zwischendurch", wofür ich in Frage kommen könnte. 
Es folgte ein halbes Jahr später eine erneute Testaufgabe und siehe da, nicht ganz ein Jahr später im November dieses Jahres, erhalte ich doch tatsächlich eine erneute Einladung zu einem Bewerbungsgespräch, einem späteren Assessmentcenter und PIPAPO. Die ganze Chose nochmal. Ich weiß, dass die Schreiberlingsbranchen alle krass drauf sind, aber ein Jahr Bewerbungsphase mit erneutem Bewerbungsmarathon auf eigene Kosten fand ich dann doch zu extrem. Ich habe daraufhin eine Absage in Form einer Fernsehepisode geschrieben. Da bei UFA Serial Drama leider nur der Assistent/Praktikant für die Personaler meine Email erhielt/lesen durfte, kommt ihr in den Genuss oder auch nicht, die schönste Absage für ein Bewerbungsgespräch/Job zu lesen, die ich je geschrieben habe :D 



9999 01. T1

WOHNUNG AJ

Anna J.
Brieftaube
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Anna J. erhält eine Brieftaube und wandelt zwischen den Zeiten...
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Anna J. steht müde vor ihrer röchelnden Kaffeemaschine, als plötzlich eine Brieftaube durch die geschlossene Fensterscheibe stürzt. Erschrocken springt Anna zur Seite und betrachtet das zuckende Häuflein Federn, bis sie einen goldenen Briefumschlag im Schnabel entdeckt. Sie nimmt ihn mit fahrigen Händen an sich und öffnet ihn. In der Ferne sind Fanfaren zu hören, als sie die geschwungen geschriebenen Zeilen liest. Eine Einladung, zu einem Gruppeninterview der UFA Serial Drama nach Potsdam, für eine mögliche Stelle als Storylinerin für Daily Soaps!! Um Anna herum wird alles schwarz, alles dreht sich, denn sie erinnert sich...



9999 .02 T1

UFA SERIAL DRAMA INTERVIEWRAUM

UFA Paula
UFA Tina
UFA Peter
Unbekannte
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Paula, Tina und Peter besprechen den Ablauf der nächsten Interviews, als sie von einer Unbekannten überrascht werden.
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UFA Paula fragt UFA Tina wie das Wochenende war und UFA Tina und UFA Peter tauschen lächelnd vielsagende Blicke aus, die UFA Paula nicht entgehen. Sie verteilt zwei Brotlaibe und beginnt damit, die Schnittchen für die Storyline-Anwärter zu schmieren. UFA Tina druckst herum und spricht von einem ereignisreichen Wochenende, das ihr bisheriges Leben ganz schön auf den Kopf gestellt habe. UFA Peter muss noch mehr grinsen und erwähnt, dass ihm immer noch die Ohren von UFA Tinas lieblichem Liebesgesang klingeln. Alle lachen und UFA Paula wünscht den beiden alles Gute und gibt zu verstehen, dass Office Romance bei der UFA schon aus Prinzip erlaubt sei, damit die Kreativität nur so flutschen kann. UFA Tina lacht und fragt, ob sie noch etwas für die Storyline-Anwärter brauchen, die in einigen Stunden auftauchen werden, vielleicht Wodka, Koks oder Aufputschmittel? UFA Paula verneint, Schnittchen reichen, schließlich haben sich jeder von ihnen hocharbeiten müssen. Alle nicken zustimmend, bis plötzlich schwarzer Rauch die Küche erfüllt. Ein Feuer? Ein Geist? Anna J. taucht im Nebel auf.



9999 .03 T1

UFA SERIAL DRAMA INTERVIEWRAUM VERGANGENHEIT

Anna J.
8-12 Storyline-Anwärter
UFA Personalerin
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Anna J. isst Schnittchen und trinkt Kaffee und schreibt eine bahnbrechende Storyline, die keinen interessiert.
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Anna J. sitzt aufgeregt auf ihrem Stuhl und versucht Small Talk mit ihren Sitznachbarn anzufangen, aber alle reden über die neuesten Trends in der Soap- und TV-Szene, zu der Anna leider nicht gehört. Sie kennt nicht die neusten Produzenten der neusten Dailys: „Erblühte Triebe“ und „Blicke scharf wie Tafelspitz“ und sie hat auch noch keinen Kurs in dramatischer Dramaturgie belegt. Die UFA Personalerin sortiert die Teilnehmer in Gruppen ein und gemeinsam erarbeiten alle eine wahnsinnig komische, traurige, spannende und gehaltvolle Folge GZSZ, mit guten Einfällen und heimlicher Nostalgie.
Anna geht frohen Mutes aus dem Interviewraum, auf der Suche nach Schnittchen, als ihr plötzlich schwarz vor Augen wird.


# 1. Werbeunterbrechung


9999 .04 T4

UFA SERIAL DRAMA INTERVIEWRAUM GEGENWART

UFA Paula
UFA Tina
UFA Peter
Anna J.
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Anna J. geistert verwirrt durch die Räume, denn sie sucht Schnittchen, Kaffee und einen Job. Das UFA-Personal kann sie nicht beruhigen und hat seine ganz eigenen Probleme.
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Als der Rauch sich lichtet, lösen sich UFA Paula und UFA Peter aus ihrer innigen Umarmung, denn UFA Peter ist UFA Paulas heimlicher Geliebter und UFA Tina erkennt, dass sie sich in UFA Peter und UFA Paula getäuscht hat. Sie bezeichnet UFA PAULA als hinterhältig und gemein und beschimpft beide mit wüsten Bezeichnungen, die auf der Damentoilette ganz unten zu finden sind. Es kommt beinahe zu Handgreiflichkeiten, als Anna J. mit einem Räuspern und der Frage nach Kaffee und Schnittchen den Kampf unterbricht. Das UFA-Personal stockt und UFA Paula fragt nach Anna J.s Anliegen. Anna beantwortet wahrheitsgemäß, dass sie gerade das Assessment-Center für die Storyliner-Stelle durchführe und eine Pause gut für die Gehirnzellen sei. UFA Paula erklärt irritiert, dass die Interviews erst in ein paar Stunden stattfinden und sie viel zu früh dafür da sei. Anna J. zieht eine fragende Grimasse, verlässt den Raum und tritt erneut ein. Sie meint, dass sie bereits schon einmal hier gewesen sei und ihr das alles bekannt und gleichzeitig fremd vorkäme. Ihr wird schwindlig und bevor sie fällt, fängt UFA Peter sie mit starken Armen auf. UFA Tina stürmt mit einem „DIE auch noch!!“ aus dem Raum.
Anna J. erzählt von ihrem Traum, dass sie bereits schon einmal zu Interview, Assessment-Center in Potsdam war, eine Folge in der Gruppe schrieb und eine Hausaufgabe ablieferte, um Monate später erst eine Absage zu erhalten und weitere Monate später erneut eine Hausaufgabe in Form einer Episode abzuliefern hatte mit anschließender Funkstille. Welches Jahr haben wir? 2013 oder 2014? Ist Pluto noch ein Planet? Bevor UFA Paula antworten kann, ist Anna J. verschwunden.



9999 .05 T1

WOHNUNG AJ

Anna J.
verrottete Brieftaube __________________________________________________________________
Anna J. kehrt von ihrer Reise aus anderen Dimensionen zurück und entscheidet sich für die Realität.
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Anna J. hält sich an der Küchentheke fest, denn ihr dröhnt ganz schön der Schädel. Was war passiert? War sie wirklich jemals in Potsdam gewesen oder läuft das Bewerbungsverfahren in Potsdam generell über ein ganzes Jahr? Hat sie wirklich ein Schreibtalent, das gefördert und eingesetzt werden will oder ist sie nur der Nachwuchs auf dem Abstellgleis für Nicht-Mehr-Praktikanten und Reicht-Nie-Zum-Echten-Job? Anna J. nimmt einen großen Schluck kalten, abgestandenen Kaffee und spuckt ihn augenblicklich wieder aus. Ein Röcheln lässt sie aufhorchen, doch dieses Mal ist es nicht die Kaffeemaschine. Die verrottete Brieftaube versucht zu sprechen und Anna beugt sich zu ihr herunter, um die Worte zu verstehen.

...nicht .. tu .. nicht..

Anna flößt dem prophetischen Wesen kalten Kaffee ein und streicht dem Vogel über die letzten Federn.

Ruckedigu, tu es nicht, geh nicht zurück nach Potsdam! Deine Zukunft liegt in deinen eigenen Händen! Die UFA kommt leider zu spät, denn du hast bereits einen Job, der dir eine Zukunftsperspektive bietet und keine jahrelange Bewerbungsphase besitzt. Ain't nobody got time for that!
Willst du die ganze Bewerbungs-Assessment-Monatelanges-Warten-Prozedur erneut durchlaufen und der UFA Drama beweisen, dass du das Zeug zur Story-Linerin hast, OBWOHL es bereits bewiesen ist? Sei stark! Sie kommen zu spät, Ruckedigu, sie kommen viel zu spät...“

Die Taube stirbt. Anna J. nickt.


~ The End ~


Mittwoch, 13. August 2014

Updates keine Updates

Ich bin momentan ein bisschen sehr eingespannt und habe nicht die Zeit und Ruhe gefunden, neue Einträge zu verfassen.
Ich gelobe aber Besserung und plane bereits die nächsten Einträge zu Erdogan, TTIP, Gaza, Krieg und Co. Vielleicht auch mal wieder etwas Positives ;).
Bleibt dran, dann bleib ichs auch.

Grüßeee

Donnerstag, 10. Juli 2014

Wer ist die Hamas? Geschichte und aktuelle Lage

Wer ist die Hamas? Geschichte und aktuelle Lage

Im Gazastreifen und in Israel stehen mal wieder die Sirenen nicht still. Raketenangriffe aus dem Gazastreifen, Vergeltungsschläge aus Israel. Die Option der Zwei-Staaten-Lösung scheint wieder einmal in weiter Ferne. Doch wer steckt hinter den Anschlägen und warum ist die Lösung des Konfliktes so ungreifbar?
Ich werde versuchen, einen groben Überblick zu geben, denn dieser Konflikt füllt bereits seit Jahrzehnten ganze Bibliotheken ;(.

1. Entstehung
Die Gründung der Hamas oder lang: arakat al-muqâwama al-islâmîya, Bewegung des islamischen Widerstandes“ gründete sich 1987/88 als militärischer Zweig der Muslimbrüderschaft in Palästina.
Die Bundeszentrale für Politische Bildung schreibt, dass der Islam bei dem Kampf um die Befreiung Palästinas bis dahin keine nennenswerte Rolle spielte. Nicht nur deshalb distanzierte sich die PLO, die Palästinensische Befreiungsfront, (Palestine Liberation Organisation) von der Hamas, nach ersten Annäherungen. Die erste Intifada gilt als die Geburtsstunde der radikalen Hamas. Der Widerstand der Palästinenser gegen die Besetzung Israels schreckte die Weltgemeinschaft auf. Steine, Molotow-Cocktails, Boykott israelischer Produkte auf der einen Seite und massive Gegen- und Vergeltungsmaßnahmen der israelischen Regierung auf der anderen.
1988 rief die PLO den Palästinensischen Staat aus, der einen großen Teil des Westjordanlandes und den Gazastreifen mit einbezieht. Allerdings will die PLO das gesamte Westjordanland und Ost-Jerusalem für sich beanspruchen. Dies führt zu den immer wiederkehrenden bewaffneten Auseinandersetzungen, besonders in kritischen und umstrittenen Gebieten, in denen Israel zum Teil Siedlungsbau vorantreibt. Deeskalationspolitik gibt es auf beiden Seiten nicht.
Die ersten Selbstmordattentate der Hamas traten in den 90ern auf, um den Friedensprozess zwischen der PLO und Israel zu unterbinden. Bis heute erkennt die Hamas den Staat Israel nicht an und spricht von der Vernichtung.
1993 endete die Intifada mit der Gründung der Autonomiebehörde, der ersten Regierung Palästinas.

Exkurs Fatah
Hauptorganisation der PLO war und ist die Fatah. Diese gründete sich bereits 58/59 als bewaffnete Befreiungsorganisation zur Errichtung eines säkularen, demokratischen Staates auf palästinensischem Gebiet. Die Friedensbemühungen und die Erfolge aus den Oslo-Abkommen und Friedensgesprächen werden immer wieder durch radikale Kräfte und Vergeltungsschläge ruiniert.
Im Gegensatz zur Hamas erkennt die PLO den Staat Israel an und hat dem Terrorismus abgeschworen. Das waren zumindest die Bedingungen für den Friedensprozess 1988. Heute ist es mit dem Frieden und der Waffenruhe nicht ganz so eindeutig, wie es auf dem Papier stehen mag.
Bei der zweiten Intifada 2000, die fünf Jahre anhalten sollte, beteiligten sich nicht nur die Hamas, sondern viele weitere Fraktionen der PLO und radikale Kräfte an den Gewaltakten. Korruptionsvorwürfe und Vetternwirtschaft begünstigten den Anstieg radikaler Kräfte innerhalb der Autonomiebehörde.


Ausführlicher Ablauf der ersten Intifada:

Weitere Informationen zur zweiten Intifada 2000 hier:


2. Ziele und Wirken der Hamas
Hauptziele der Hamas sind die Vernichtung des Staates Israel und die Errichtung eines Staates für Muslime in Palästina. In ihrer Charta lehnt die Hamas Friedensbewegungen ebenso ab, wie eine Zwei-Staaten-Lösung.
Trotzdem nahm sie 2006 zum ersten Mal an den Wahlen in Palästina Teil und musste prompt die Regierungsgeschäfte übernehmen. Das bedeutet also, dass die politische Realität in Palästina immer komplizierter wurde, schließlich distanzierte sich die Fatah bis in die jüngste Zeit von den Anschlägen und Ansichten der Hamas. Eine gemeinsame Regierungsbildung ist provisorisch erst 2014 erfolgt (Ausgang ungewiss) und die innenpolitische Lage ist zuvor bereits mehr als einmal gewalttätig eskaliert.

Einer der Ursprünge der Hamas liegt vor der ersten Intifada. Ausgehend aus der Muslimbrüderschaft sollte die Strömung, die bis dahin noch nicht militärisch auftrat, als Hilfsverein die nicht vorhandene Infrastruktur im Gazastreifen unterstützen und den Menschen helfen. Von Moscheen, Krankenhäusern, Kindergärten, Gesundheitswesen bis zu Armenküchen – die ärmsten Menschen erhielten und erhalten hier die Hilfe, die ihnen von anderen Seiten, ob Fatah oder Israel verwehrt bleibt.
Bis heute kontrolliert die Hamas hauptsächlich den Gazastreifen.
Dieses Netzwerk ist sicherlich eine gute Option, auch die terroristischen Aktivitäten zu finanzieren und zu vertiefen. Allerdings sind die Hintergründe kaum klar auszumachen. Fakt ist, dass Gelder für soziales Engagement von allen Seiten kommt. Aus dem Iran, Ägypten, Saudi-Arabien und Co. Irgendwoher müssen die vielen Raketen und Waffen ja stammen, leider.
Allerdings kämpft die Hamas immer wieder mit Geldsorgen, vor allem nach dem Arabischen Frühling, der einiges in der arabischen Welt verändert und für kompliziertere Machtverhältnisse gesorgt hat.
Zusätzlich zu den Selbstmordanschlägen kommen Gewaltakte gegen Fatah-Angehörige oder Palästinensern, die sich nicht zu den Zielen der Hamas anschließen oder politisch ungewollt sind. Deshalb sehen viele Gazastreifen-Bewohner und Palästinenser die Hamas nicht unbedingt als die Erlöser an, vor allem, da die Gewaltaktionen und Anschläge die Zivilbevölkerung treffen, sei es in Israel oder in palästinensischen Gebieten. Andere sehen die Anschläge und Vergeltungsakte der Hamas gegenüber Israel durchaus positiv, als Machtdemonstration und Hilfe zur Befreiung Palästinas.
Dass die versprochene Befreiung schon mehrere Jahrzehnte andauert und Zehntausende Tote und Verletzte fordert, bleibt oft im Hintergrund.


3. Hamas und Fatah als Einheitsregierung?
Neben den Anschlägen und der Infrastruktur sorgt die Hamas seit 2006 auch für Politik. Allerdings führte das zu inneren Konflikten, denn trotz des Wahlsieges widerstrebt vielen Anhängern ein politischer Weg und eine Aussöhnung mit Israel. Das sorgt für ständige Konflikte mit der Fatah, die zwar auch keine blütenreine Weste hat, allerdings bisher immer wieder ein wichtiger Pfeiler der Friedensbemühungen war. Schließlich erklären sie eine Zwei-Staaten-Lösung mit demokratischen und säkularen Strukturen, im Gegensatz zur Vernichtung Israels und einem islamischen Einheitsstaat.
Als die Hamas 2006 an die Macht kam, wurden sämtliche Unterstützungen, die die PLO international erhielt, sofort gestoppt. Mit Terroristen verhandelt schließlich niemand.
Die Hamas wälzte die Autonomiebehörde massiv um, ersetzte alle wichtigen Posten mit Islamisten und Nahestehenden. Die Radikalisierung des Staates schien das Aus für sämtliche Friedensgespräche mit Israel zu bedeuten.

Allerdings gibt es auch Zeichen der Hoffnung, denn eine gemeinsame Regierung von Hamas und Fatah wurde im Juni 2014 verabschiedet. Als Bedingung der Zusammenarbeit gilt die noch ausstehende Änderung der Charta der Hamas, dass Israel zu vernichten und ein islamischer Staat zu errichten seien. Wenn es gelingt, die Hamas zu entwaffnen und in einen politischen Diskurs einzubeziehen, könnte die Lage etwas entspannter werden. (Eine Lösung ist jedoch weit weit weit weg...)

Doch Waffenruhen und Phasen des Aufatmens sind im Nahost-Konflikt brüchig und niemals von Dauer. Das zeigt sich in der jüngsten Ermordung der drei israelischen Jugendlichen, vermutlich durch radikale Islamisten, der Vergeltungsmorde jüdischer Extremisten an palästinensischen Arabern und den nun nachgefolgten Raketenangriffen beider Seiten.

Vergeltung ist eines der Unworte im gesamten Konflikt. Israel bereitet Bodentruppen vor, einige Journalisten befürchten eine dritte Intifada auf Seiten Palästinas und ein massiver Gegenschlag des israelischen Militärs, der für die Zerstörung der radikalen Kräfte sorgen soll.


5. Was nun?
Die Hamas ist noch lange nicht in der Lage für eine stabile Regierung oder konstruktive Gespräche zu sorgen. Doch die Fatah hat ihre Anhänger in der Vergangenheit immer wieder enttäuscht und der langsame, schleichende Friedens?- Zwei-Staaten?-Prozess ist Nährboden für radikale Ansichten und Schnellschüsse, so wie Feindbilder.
Vermutlich verfügt der militärische Arm der Hamas über sehr viele Waffen und Munition, genau sagen kann dies niemand. Das bietet zwar nicht unbedingt Schutz gegen die Übermacht Israels, aber die Bevölkerung hat niemanden, an den sie sich sonst wenden kann. Keine Luftschutzbunker oder Versorgungsstationen.
Fest steht allerdings auch, dass die Hamas nicht einfach als radikale islamistische Terrororganisation abzustempeln ist. Ihre Strukturen reichen bis in viele Länder hinein und innerhalb bestimmter Gebiete sorgt sie für eine gewisse Stabilität. Außerdem kann die Palästinensische Autonomiebehörde momentan nicht ohne die Hamas funktionieren.
Eine erneute Teilung des Staates in radikale und moderate Strömungen wird den Konflikt nicht beenden oder erleichtern. Israels Gegenschläge haben in den vergangenen Jahren weder zum Ende noch zu einer konstruktiven Lösung des Konfliktes beigetragen. Allerdings bedroht die Hamas bis zuletzt die Existenz Israels. Das ist auf keinen Fall ein guter Verhandlungsboden.
Dass die Bevölkerung seit Jahrzehnten leidet, werden die erneuten Raketenangriffe und Anschläge nicht ändern, sondern nur noch verschlimmern.

138 (Deutschland enthielt sich) der 193 UN-Mitglieder haben 2012 den Palästinensischen Staat als Beobachterstaat innerhalb der UN anerkannt. Damit ist der Staat zwar kein UN-Mitglied, besitzt jedoch Rederecht und kann beim Internationalen Gerichtshof als Kläger auftreten.

Vielleicht gibt es irgendwann noch eine diplomatische Lösung. Ich glaube allerdings nicht daran, dass ich das noch erleben werde. Die nächsten Jahre werden sicher weiter von Terrorismus, Vergeltung und Krieg gezeichnet sein. Eine Entwaffnung der Hamas, ohne große Verluste auf beiden Seiten, schließe ich aus. Es kommt vielleicht eher zur Zerschlagung, Zersplitterung und Guerilla-Taktiken. Dafür sind die radikalen Kräfte in der arabischen Welt leider immer noch zu gut finanziert, organisiert und haben viel zu viel Rückhalt in bestimmten Bevölkerungsgruppen.
Israels Regierung ist auch seit Jahren auf Gegenkurs, anstatt den Friedensprozess von sich aus zu starten oder nach Alternativen zu suchen, die trotz anhaltendem Terror möglich sein könnten.



Ich bin faul, deshalb gibt es die Links nur als Liste. SORRY!

Linkliste:









Dissertation zur Hamas:

Freitag, 27. Juni 2014

Neues aus der Videoecke

Ich mag ja Vimeo.com. Dort gibt es vor allem viele tolle Animationen und Kurzfilme.
Pick of the Day: Pupa! Pubertät sehr äh visuell umgesetzt :)

Pupa

Und wer noch nicht genug hat, der Kanal zu den 2D-Filmen ist superb!

2D-Kanal

Heute leider kein neuer Blogeintrag, da bissi Stress, sorry!