Pro Frauenförderung, pro
Homosexuelle und pro Einwanderer
Ich hab die Schnauze
voll. Diese Sarrazins, Pirinccis oder Mattuseks gehen mir auf den
Senkel. Zeit, dagegen zu halten. Ich rede heute über die
Vorzüge von Frauenförderung, Homosexuellen und Einwanderern in
unserem Land.
Pro
Frauenförderung
Ich finde es gut, dass
wir in Deutschland nicht nur über Gleichberechtigung reden, sondern
auch etwas dafür tun. Aber wir sind noch lange nicht am Ziel
angelangt.
Warum
sich Männer und einige Frauen
davon bedroht fühlen
(siehe
Arschgei Alternative für Deutschland-Initiative
„Gleichberechtigung statt Gleichmacherei”
LINK),
dass in der Öffentlichkeit über die Förderung von Frauen und der
Gleichberechtigung gesprochen wird und es Gesetze und Richtlinien
dafür gibt, ist mir manchmal schleierhaft.
Ja, Feminismus kann ganz
schön nerven und es gibt genügend Beispiele für übertriebene
Forderungen oder extreme Positionen. Das heißt aber nicht, dass
Feminismus und Gleichberechtigungs-Forderungen in die Tonne gehören.
Im Gegenteil, von der Stärkung und Förderung der Frauen profitieren
alle Mitmenschen, wage ich hier mal ganz salopp zu behaupten.
Frauen sind eben
nicht nur Gebärmaschinen, auch wenn das Personen vom rechten
Rand gerne mal behaupten oder als Hauptargument vorschieben (Mann
plus Frau gleich Kind = Deutschland gerettet, juhu, schöner Witz).
Die meisten Frauen (und Männer), die Gleichberechtigung fordern,
wollen nicht,
dass Männern irgendwelche Recht abgesprochen werden oder dass Männer
jetzt mal diskriminiert werden sollten.
Gleichberechtigung
heißt, dass Frauen und
Männer juristisch, arbeitstechnisch und gesellschaftlich
gleichberechtigt behandelt werden, um es mal sehr knapp
zusammenzufassen. Dabei gibt es natürlich Unterschiede im Detail,
aber die Angst vor einer Gleichmacherei,
davor, dass nun alle Männer zu Frauen werden müssten, um noch etwas
sagen zu dürfen, ist einfach blöder Quatsch.
Ja,
wir haben es weit gebracht, Frauen dürfen arbeiten, wählen und Auto
fahren, dürfen Grundbesitz haben, Gewalt gegen Frauen auch innerhalb
der Ehe ist strafbar, Frauen dürfen technische Berufe ergreifen, der
Zugang zu Führungs- und Leitungspositionen wird leichter, auch wenn
es da noch genügend Luft nach oben gibt.
Das
ist aber alles nicht von heute auf morgen entstanden, Frauen und
Männer mussten sehr lange dafür kämpfen, damit sich diese
Selbstverständlichkeiten
durchsetzen.
Das Schöne dabei ist, es wird weiter darüber
diskutiert und geredet, wie wir unsere Gesellschaft für alle besser
und gerechter machen können. Frauenförderung öffnete und öffnet
die Türen für Tabuthemen wie Abtreibung, Vergewaltigung, sexuelle
Belästigung, Diskriminierungen bei der Arbeit, Ausgrenzung in der
Gesellschaft und so weiter.
Und
zwar für alle Menschen, nicht nur für Frauen. Wenn zum Beispiel bei
Gewalt gegen Frauen-Diskussionen der #Aufschrei der Männer groß
wird, dass doch auch Männer Gewalt, wenn nicht sogar viel mehr
Gewalt erfahren, dann ist das eine Riesenchance, endlich darüber zu
reden und etwas zu ändern. Das heißt aber nicht, dass das Frauenthema dann irrelevant wird.
Dass sich Frauen mittlerweile
unterstützen und einander helfen, sei es bei Gewalt in der Familie,
des Partners oder bei Ungerechtigkeiten auf der Arbeit, dass Frauen
Anlaufstellen haben, um diese Probleme oder Diskriminierungen
beseitigen zu können, ihr Leben frei und selbst bestimmt leben
können, das ist das eine gute
Sache, keine schlechte.
Das
hat unsere Gesellschaft fairer gemacht. Und ja, auch Männer erfahren
Diskriminierungen, Gewalt, sexuelle Belästigung oder
Ungerechtigkeiten. Das aber einzig darauf zurück zu führen, dass
Frauen gefördert wurden und werden, ist falsch. Und gerne, bitte,
lasst uns über konkrete Erfahrungen reden, aber nicht wieder zurück
in die Steinzeit gehen.
Ja,
es gibt es Bereiche, die überarbeitet werden müssen (zum Beispiel
Thema Männer in Grundschulen und Kindergärten, Förderung von
Jungen, Stärkung der Väterrechte, Frauenquote ja oder nein...) und
das ist auch gut, dass wir daran arbeiten. Unsere Gesellschaft ändert sich, verändert
sich, die Anforderungen an Frauen, Männer, Familien sind ständig im
Wandel. Unser Job ist es, Gleichberechtigung für alle zu schaffen,
die Frauenförderung ist der Anfang und kein Feind der Männer.
Weiterführende
Links:
Pro
Homosexuelle
Es
kommt immer wieder auf das Argument zurück: heterosexueller Mann +
heterosexuelle Frau = Kind = das „Normale”, das „Gute”, das
geschützt werden muss vor allem bösen Gutmenschentum und sexuellen
„Deformationen”.
„Die
Schwulisierung unserer Gesellschaft, das ständige Zurschaustellen
der sexuellen Abnormalitäten, die überbordenden Forderungen der
Unnormalen nach Gleichberechtigung - ja wo kommen wir denn da hin?”
Christopher
Street Day ist meist einmal im Jahr (Link zu allen Terminen in D-Land 2014).
Bei der Demo/Parade geht es um Rechte, Anerkennung und Toleranz. Und
natürlich um ganz viel Buntes und Spaß.
Karneval, Schützenfeste, Altstadt- oder Cityfeste,
Weihnachtsmärkte, Jahrmärkte, Fußball-WM-EM-Spektakel....
Küssende
Paare oder sehr offensichtliche Zuneigungen gibt es sicherlich bei
fast allen diesen Veranstaltungen unter Punkt zwei. Und zwar in der
Mehrheit wahrscheinlich von Paaren bestehend aus einem Mann und einer
Frau. Vermutlich, weil die Mehrheit der Menschen eben in solch einer
Paarung lebt. Das ist auch kein Problem an sich. Paare, die nicht der
Mehrheit entsprechen, wollen eben nur das, was Hetero-Paaren bereits
gegeben ist: ein ganz normales
Leben
mit allen Rechten und Pflichten, in der Öffentlichkeit als Paar
auftreten können (auch wenn wildes Rumgeknutsche in der
Öffentlichkeit bei jeder Form von Paaren nerven kann, meiner
Meinung nach ;)) und vielleicht eine Familie gründen.
Im
Englischen gibt es den Begriff „sexual
fluidity”,
das entspricht im Deutschen wohl den „schwimmenden Grenzen”. Es
gibt in unserer Gesellschaft eben nicht nur Heterosexuelle oder
Homosexuelle, kein zwingendes entweder oder. Und mittlerweile geht es nicht nur um die Anerkennung
und Rechte von Homosexuellen, sondern auch um Transgender,
Transsexuelle, Intersexuelle, Bisexuelle, Pansexuelle und viele mehr.
Da
kann ein heterosexueller Mensch erst einmal nur staunen über diese
Vielfalt abseits der „Normalität”. Aber ganz so weit weg am Rand
der Gesellschaft sind nicht-hetero-Menschen eben nicht. Ein Paar, das
nach außen hin wie ein „normales” Hetero-Paar aussieht, kann aus
einer Transgenderfrau und einem bisexuellen Mann bestehen.
Manche Männer oder Frauen wollen gar nicht in irgendwelche Kategorien oder Schubladen gesteckt werden.
Und diese Paare haben ebenfalls das Recht glücklich zu sein, so wie sie sind.
Pro Homosexuelle heißt
hier für mich: pro Gleichberechtigung
Dass
die Schwulen- und Lesbenbewegungen die Forderung nach
Gleichberechtigung in den letzten Jahrzehnten in die Öffentlichkeit
tragen, dass wir über eine Erweiterung der Sexualkunde-Unterrichte
diskutieren, das bewerte ich als positiv. Natürlich kann es nerven,
wenn es den 3000. Fernseh- oder Zeitungsbeitrag über das Coming-Out
von Hitzlsperger zu lesen gibt oder alle Talkshows Olivia Jones
eingeladen haben.
Es
zeigt aber nur, dass öffentlich wird, was die Realität
in unserer Gesellschaft ist. Dass eben nicht
alle entweder heterosexuell, nur ein paar Merkwürdige schwul oder
lesbisch, oder Bisexualität und Transgender nur Phasen oder
Modeerscheinungen sind. Dass es keine Krankheit oder Abnormalität
ist, sondern eine weitere, bestehende Form von Familie, Paaren und
Partnerschaften, die einander unterstützen, helfen, lieben, sich
streiten, sich trennen, sich schaden, Nachwuchs zeugen, Nachwuchs
adoptieren, Nachwuchs erziehen, zusammen leben, ganz normal.
Das
ist kein Angriff auf die „traditionelle” Familie, kein Untergang
der Menschheit, weil jetzt plötzlich alle schwul werden. Niemand
sucht sich seine Sexualität aus und Heterosexualität wird wohl weiterhin die Mehrheit bilden. Menschen werden sich also weiterhin
fortpflanzen, auch wenn wir Lösungen für die Auswirkungen des Geburtenrückgangs in Deutschland
finden müssen. Das ist aber ein ganz anderes Thema.
Kinder
werden in nicht-hetero-Familien ebenso viel oder wenig Schaden
nehmen, wie sie es in Hetero-Familien auch getan haben und tun.
Sicher gibt es da andere Herausforderungen, die gibt es wohl immer,
wenn man nicht zur Mehrheit gehört, aber solche Herausforderungen
gibt es auch in Hetero-Konstellationen: Scheidungskinder,
alleinerziehende Eltern, Hautfarbe, reich, arm, Sprachbarrieren, etc.
Die Gleichberechtigung von homosexuellen Paaren ist eine Entwicklung, die
zeigt, dass unsere Gesellschaft offener und toleranter wird. Dadurch,
dass weitere Formen von Familien und Paaren Rechte erhalten, die allen
traditionellen Paaren bisher zustehen, wird diesen Paaren kein Recht abgesprochen.
Eine Ergänzung ist keine Abwertung. Sie wertet uns alle auf, unser
Zusammenleben kann so noch gerechter werden. Ja, da gibt es auch viel
zu tun. Aber ein heterosexuelles Paar ist
nicht
mehr wert als eine homosexuelles und umgekehrt.
Ja,
das müssen die aushalten, die meinen „früher war mehr Lametta
alles besser.” Die Welt verändert sich, die Gesellschaft
ebenfalls. Deshalb wird es solange Aktionen, Paraden, Diskussionen
über das Thema geben, bis die Gleichberechtigung erreicht ist
(vermutlich danach auch, hehe). Ja, das wird nerven und auch da gibt
es extreme Positionen und Leute, die über das Ziel hinausschießen.
Aber das ist kein Grund, damit aufzuhören, sondern vielmehr ein
Grund dafür, weiter zu informieren, aufzuklären und für
Gleichberechtigung
einzustehen.
Weiterführende
Links:
(Auf
das Thema Pro Einwanderer komme ich ein anderes Mal; zum Thema Pro
Flüchtlinge habe ich bereits einen Blogeintrag geschrieben:
Blogeintrag Pro Flüchtlinge7
)
Pro Mensch
Wir
sind schon so weit gekommen :).
Lasst
uns ein Vorbild für andere Länder sein, in denen Homosexualität
mit Freiheitsentzug oder Todesstrafe bestraft wird, in denen Frauen
kaum Rechte haben und nicht selbst entscheiden können, wen sie
heiraten oder was sie arbeiten.
Lasst
die Hohlköpfe blöken wie sie wollen, es gibt
schließlich Meinungsfreiheit. Aufklärung und Toleranz sind unsere
Waffen, das füllt vielleicht in Zukunft die hohlen Köpfe ;).
Ich bin ja kein Freund des Wortes "Toleranz", weil es eigentlich nur "ertragen" und "erdulden" bedeutet. (Immerhin fordert es uns auf, nicht aktiv gegen "die Anderen" zu werden, aber ...) Ich finde "Akzeptanz" ist das, was wir brauchen.
AntwortenLöschenIn seiner Umkehrung wird das klar: Wenn wir etwas nicht tolerieren wollen, dann muss es weg. Sexismus zB.
Und ich finde, der ganzen Diskussion fehlt ein bisschen Selbstbewusstsein.
Die einen wollen die Hetero-Ehe als Die[tm] Ehe festschreiben, und andere Formen loswerden, weil sie sich ihrer selbst nicht sicher genug sind. Andersrum erregen "seltene" Lebensformen immer ein Aufsehen, das vielleicht, und in der Masse ganz bestimmt, unangenehm ist. (Das passiert auch der huebschen Frau, der nie ins Gesicht geschaut wird...)
Dieses Aufsehen wird man aber nicht loswerden. Ich plaediere daher eher auf einen Umgang damit. Die Schwulen haben sich ihr Attribut "schwul" zurueckgeholt, und weigern sich, sich als Opfer zu gebaerden, und kokkettieren mit bunten und sexuell aufgeladenen Umzuegen. Das find ich super.
Denn wer sich selbst staendig als Opfer darstellt, provoziert Widerspruch, weil es eine Taeterschaft der Allgemeinheit impliziert. Ich denke, das ist das eigentliche Problem. #Aufschrei hatte ja auch eine echte Bandbreite. Von schlicht diskriminierenden und beleidigenden Vorkommnissen, die nicht toleriert werden muessen bis zu "mimimi, der hat gesagt, ich sei huebsch, der reduziert mich auf mein Geschlecht!"
Diskrimierende und beleidigende Vorkommnisse in der Firma sind Thema fuer Vertrauensmenschen und Gleichstellungsbeauftragte, und gehoeren abgemahnt (evtl. gekuendigt); letzteres ist im Zweifel als Kompliment gemeint, und hinterlaesst mich mit der Frage: Wenn ich einer Frau nicht sagen darf, dass sie huebsch ist, wie sag ich ihr dann, dass sie huebsch ist? Ich weiss, ich weiss, es gibt fuer alles den richtigen Ort und die richtige Zeit, und Arbeitszeit im Buero ist beides nicht, aber das Getoese der Diskussion hinterlaesst viele, denke ich, unsicher. Mich zumindest.
Danke für deinen Kommentar.
LöschenJa, die Begriffe Toleranz und Akzeptanz sind keine Synonyme, das stimmt. Aber mit Toleranz fängt es ja erst einmal an und bis dahin ist es für viele ein langer Weg.
Zum letzten Absatz: #Aufschrei hat da tatsächlich viel losgetreten, Frauen und Männern Mut gemacht, endlich mal loszuwerden, was tagtäglich passiert. Da kommt es sicherlich immer auf den Ton, den Zeitpunkt und die Hierarchie an. Unter Kollegen kommen Sprüche sicherlich anders rüber als zwischen Chef und Angestellter und umgekehrt. Gut ist, dass einige jetzt vielleicht ein bisschen mehr darüber nachdenken, was sie zu wem sagen. Aber mit gesundem Menschenverstand oder Nachfragen lässt sich da auch vieles klären :)
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/big-sister-weiss-was-gut-fuer-dich-ist-12902672.html
AntwortenLöschenTrotz Titel ein ganz okayer Artikel.
Ja, das Buch habe ich jetzt schon mehrfach gesehen, die Lektüre scheint sich da anscheinend zu lohnen :). Ich guck mal rein! Danke
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