Donnerstag, 17. April 2014

Pro Frauenförderung, pro Homosexuelle und pro Einwanderer!


Pro Frauenförderung, pro Homosexuelle und pro Einwanderer

Ich hab die Schnauze voll. Diese Sarrazins, Pirinccis oder Mattuseks gehen mir auf den Senkel. Zeit, dagegen zu halten. Ich rede heute über die Vorzüge von Frauenförderung, Homosexuellen und Einwanderern in unserem Land.

Pro Frauenförderung

Ich finde es gut, dass wir in Deutschland nicht nur über Gleichberechtigung reden, sondern auch etwas dafür tun. Aber wir sind noch lange nicht am Ziel angelangt.
Warum sich Männer und einige Frauen davon bedroht fühlen (siehe Arschgei Alternative für Deutschland-Initiative „Gleichberechtigung statt Gleichmacherei” LINK), dass in der Öffentlichkeit über die Förderung von Frauen und der Gleichberechtigung gesprochen wird und es Gesetze und Richtlinien dafür gibt, ist mir manchmal schleierhaft.
Ja, Feminismus kann ganz schön nerven und es gibt genügend Beispiele für übertriebene Forderungen oder extreme Positionen. Das heißt aber nicht, dass Feminismus und Gleichberechtigungs-Forderungen in die Tonne gehören. Im Gegenteil, von der Stärkung und Förderung der Frauen profitieren alle Mitmenschen, wage ich hier mal ganz salopp zu behaupten.

Frauen sind eben nicht nur Gebärmaschinen, auch wenn das Personen vom rechten Rand gerne mal behaupten oder als Hauptargument vorschieben (Mann plus Frau gleich Kind = Deutschland gerettet, juhu, schöner Witz). Die meisten Frauen (und Männer), die Gleichberechtigung fordern, wollen nicht, dass Männern irgendwelche Recht abgesprochen werden oder dass Männer jetzt mal diskriminiert werden sollten.

Gleichberechtigung heißt, dass Frauen und Männer juristisch, arbeitstechnisch und gesellschaftlich gleichberechtigt behandelt werden, um es mal sehr knapp zusammenzufassen. Dabei gibt es natürlich Unterschiede im Detail, aber die Angst vor einer Gleichmacherei, davor, dass nun alle Männer zu Frauen werden müssten, um noch etwas sagen zu dürfen, ist einfach blöder Quatsch.

Ja, wir haben es weit gebracht, Frauen dürfen arbeiten, wählen und Auto fahren, dürfen Grundbesitz haben, Gewalt gegen Frauen auch innerhalb der Ehe ist strafbar, Frauen dürfen technische Berufe ergreifen, der Zugang zu Führungs- und Leitungspositionen wird leichter, auch wenn es da noch genügend Luft nach oben gibt.
Das ist aber alles nicht von heute auf morgen entstanden, Frauen und Männer mussten sehr lange dafür kämpfen, damit sich diese Selbstverständlichkeiten durchsetzen.
Das Schöne dabei ist, es wird weiter darüber diskutiert und geredet, wie wir unsere Gesellschaft für alle besser und gerechter machen können. Frauenförderung öffnete und öffnet die Türen für Tabuthemen wie Abtreibung, Vergewaltigung, sexuelle Belästigung, Diskriminierungen bei der Arbeit, Ausgrenzung in der Gesellschaft und so weiter.

Und zwar für alle Menschen, nicht nur für Frauen. Wenn zum Beispiel bei Gewalt gegen Frauen-Diskussionen der #Aufschrei der Männer groß wird, dass doch auch Männer Gewalt, wenn nicht sogar viel mehr Gewalt erfahren, dann ist das eine Riesenchance, endlich darüber zu reden und etwas zu ändern. Das heißt aber nicht, dass das Frauenthema dann irrelevant wird. Dass sich Frauen mittlerweile unterstützen und einander helfen, sei es bei Gewalt in der Familie, des Partners oder bei Ungerechtigkeiten auf der Arbeit, dass Frauen Anlaufstellen haben, um diese Probleme oder Diskriminierungen beseitigen zu können, ihr Leben frei und selbst bestimmt leben können, das ist das eine gute Sache, keine schlechte.

Das hat unsere Gesellschaft fairer gemacht. Und ja, auch Männer erfahren Diskriminierungen, Gewalt, sexuelle Belästigung oder Ungerechtigkeiten. Das aber einzig darauf zurück zu führen, dass Frauen gefördert wurden und werden, ist falsch. Und gerne, bitte, lasst uns über konkrete Erfahrungen reden, aber nicht wieder zurück in die Steinzeit gehen.
Ja, es gibt es Bereiche, die überarbeitet werden müssen (zum Beispiel Thema Männer in Grundschulen und Kindergärten, Förderung von Jungen, Stärkung der Väterrechte, Frauenquote ja oder nein...) und das ist auch gut, dass wir daran arbeiten. Unsere Gesellschaft ändert sich, verändert sich, die Anforderungen an Frauen, Männer, Familien sind ständig im Wandel. Unser Job ist es, Gleichberechtigung für alle zu schaffen, die Frauenförderung ist der Anfang und kein Feind der Männer.

Weiterführende Links:


Pro Homosexuelle

Es kommt immer wieder auf das Argument zurück: heterosexueller Mann + heterosexuelle Frau = Kind = das „Normale”, das „Gute”, das geschützt werden muss vor allem bösen Gutmenschentum und sexuellen „Deformationen”.
„Die Schwulisierung unserer Gesellschaft, das ständige Zurschaustellen der sexuellen Abnormalitäten, die überbordenden Forderungen der Unnormalen nach Gleichberechtigung - ja wo kommen wir denn da hin?”
  1. Christopher Street Day ist meist einmal im Jahr (Link zu allen Terminen in D-Land 2014). Bei der Demo/Parade geht es um Rechte, Anerkennung und Toleranz. Und natürlich um ganz viel Buntes und Spaß.
  2. Karneval, Schützenfeste, Altstadt- oder Cityfeste, Weihnachtsmärkte, Jahrmärkte, Fußball-WM-EM-Spektakel....
Küssende Paare oder sehr offensichtliche Zuneigungen gibt es sicherlich bei fast allen diesen Veranstaltungen unter Punkt zwei. Und zwar in der Mehrheit wahrscheinlich von Paaren bestehend aus einem Mann und einer Frau. Vermutlich, weil die Mehrheit der Menschen eben in solch einer Paarung lebt. Das ist auch kein Problem an sich. Paare, die nicht der Mehrheit entsprechen, wollen eben nur das, was Hetero-Paaren bereits gegeben ist: ein ganz normales Leben mit allen Rechten und Pflichten, in der Öffentlichkeit als Paar auftreten können (auch wenn wildes Rumgeknutsche in der Öffentlichkeit bei jeder Form von Paaren nerven kann, meiner Meinung nach ;)) und vielleicht eine Familie gründen.

Im Englischen gibt es den Begriff „sexual fluidity”, das entspricht im Deutschen wohl den „schwimmenden Grenzen”. Es gibt in unserer Gesellschaft eben nicht nur Heterosexuelle oder Homosexuelle, kein zwingendes entweder oder. Und mittlerweile geht es nicht nur um die Anerkennung und Rechte von Homosexuellen, sondern auch um Transgender, Transsexuelle, Intersexuelle, Bisexuelle, Pansexuelle und viele mehr.
Da kann ein heterosexueller Mensch erst einmal nur staunen über diese Vielfalt abseits der „Normalität”. Aber ganz so weit weg am Rand der Gesellschaft sind nicht-hetero-Menschen eben nicht. Ein Paar, das nach außen hin wie ein „normales” Hetero-Paar aussieht, kann aus einer Transgenderfrau und einem bisexuellen Mann bestehen. Manche Männer oder Frauen wollen gar nicht in irgendwelche Kategorien oder Schubladen gesteckt werden. Und diese Paare haben ebenfalls das Recht glücklich zu sein, so wie sie sind.

Pro Homosexuelle heißt hier für mich: pro Gleichberechtigung

Dass die Schwulen- und Lesbenbewegungen die Forderung nach Gleichberechtigung in den letzten Jahrzehnten in die Öffentlichkeit tragen, dass wir über eine Erweiterung der Sexualkunde-Unterrichte diskutieren, das bewerte ich als positiv. Natürlich kann es nerven, wenn es den 3000. Fernseh- oder Zeitungsbeitrag über das Coming-Out von Hitzlsperger zu lesen gibt oder alle Talkshows Olivia Jones eingeladen haben.

Es zeigt aber nur, dass öffentlich wird, was die Realität in unserer Gesellschaft ist. Dass eben nicht alle entweder heterosexuell, nur ein paar Merkwürdige schwul oder lesbisch, oder Bisexualität und Transgender nur Phasen oder Modeerscheinungen sind. Dass es keine Krankheit oder Abnormalität ist, sondern eine weitere, bestehende Form von Familie, Paaren und Partnerschaften, die einander unterstützen, helfen, lieben, sich streiten, sich trennen, sich schaden, Nachwuchs zeugen, Nachwuchs adoptieren, Nachwuchs erziehen, zusammen leben, ganz normal.

Das ist kein Angriff auf die „traditionelle” Familie, kein Untergang der Menschheit, weil jetzt plötzlich alle schwul werden. Niemand sucht sich seine Sexualität aus und Heterosexualität wird wohl weiterhin die Mehrheit bilden. Menschen werden sich also weiterhin fortpflanzen, auch wenn wir Lösungen für die Auswirkungen des Geburtenrückgangs in Deutschland finden müssen. Das ist aber ein ganz anderes Thema.

Kinder werden in nicht-hetero-Familien ebenso viel oder wenig Schaden nehmen, wie sie es in Hetero-Familien auch getan haben und tun. Sicher gibt es da andere Herausforderungen, die gibt es wohl immer, wenn man nicht zur Mehrheit gehört, aber solche Herausforderungen gibt es auch in Hetero-Konstellationen: Scheidungskinder, alleinerziehende Eltern, Hautfarbe, reich, arm, Sprachbarrieren, etc.

Die Gleichberechtigung von homosexuellen Paaren ist eine Entwicklung, die zeigt, dass unsere Gesellschaft offener und toleranter wird. Dadurch, dass weitere Formen von Familien und Paaren Rechte erhalten, die allen traditionellen Paaren bisher zustehen, wird diesen Paaren kein Recht abgesprochen. Eine Ergänzung ist keine Abwertung. Sie wertet uns alle auf, unser Zusammenleben kann so noch gerechter werden. Ja, da gibt es auch viel zu tun. Aber ein heterosexuelles Paar ist nicht mehr wert als eine homosexuelles und umgekehrt.

Ja, das müssen die aushalten, die meinen „früher war mehr Lametta alles besser.” Die Welt verändert sich, die Gesellschaft ebenfalls. Deshalb wird es solange Aktionen, Paraden, Diskussionen über das Thema geben, bis die Gleichberechtigung erreicht ist (vermutlich danach auch, hehe). Ja, das wird nerven und auch da gibt es extreme Positionen und Leute, die über das Ziel hinausschießen. Aber das ist kein Grund, damit aufzuhören, sondern vielmehr ein Grund dafür, weiter zu informieren, aufzuklären und für Gleichberechtigung einzustehen.

Weiterführende Links:

(Auf das Thema Pro Einwanderer komme ich ein anderes Mal; zum Thema Pro Flüchtlinge habe ich bereits einen Blogeintrag geschrieben: Blogeintrag Pro Flüchtlinge7 )

Pro Mensch

Wir sind schon so weit gekommen :).
Lasst uns ein Vorbild für andere Länder sein, in denen Homosexualität mit Freiheitsentzug oder Todesstrafe bestraft wird, in denen Frauen kaum Rechte haben und nicht selbst entscheiden können, wen sie heiraten oder was sie arbeiten.
Lasst die Hohlköpfe blöken wie sie wollen, es gibt schließlich Meinungsfreiheit. Aufklärung und Toleranz sind unsere Waffen, das füllt vielleicht in Zukunft die hohlen Köpfe ;).

4 Kommentare:

  1. Ich bin ja kein Freund des Wortes "Toleranz", weil es eigentlich nur "ertragen" und "erdulden" bedeutet. (Immerhin fordert es uns auf, nicht aktiv gegen "die Anderen" zu werden, aber ...) Ich finde "Akzeptanz" ist das, was wir brauchen.
    In seiner Umkehrung wird das klar: Wenn wir etwas nicht tolerieren wollen, dann muss es weg. Sexismus zB.

    Und ich finde, der ganzen Diskussion fehlt ein bisschen Selbstbewusstsein.
    Die einen wollen die Hetero-Ehe als Die[tm] Ehe festschreiben, und andere Formen loswerden, weil sie sich ihrer selbst nicht sicher genug sind. Andersrum erregen "seltene" Lebensformen immer ein Aufsehen, das vielleicht, und in der Masse ganz bestimmt, unangenehm ist. (Das passiert auch der huebschen Frau, der nie ins Gesicht geschaut wird...)
    Dieses Aufsehen wird man aber nicht loswerden. Ich plaediere daher eher auf einen Umgang damit. Die Schwulen haben sich ihr Attribut "schwul" zurueckgeholt, und weigern sich, sich als Opfer zu gebaerden, und kokkettieren mit bunten und sexuell aufgeladenen Umzuegen. Das find ich super.

    Denn wer sich selbst staendig als Opfer darstellt, provoziert Widerspruch, weil es eine Taeterschaft der Allgemeinheit impliziert. Ich denke, das ist das eigentliche Problem. #Aufschrei hatte ja auch eine echte Bandbreite. Von schlicht diskriminierenden und beleidigenden Vorkommnissen, die nicht toleriert werden muessen bis zu "mimimi, der hat gesagt, ich sei huebsch, der reduziert mich auf mein Geschlecht!"

    Diskrimierende und beleidigende Vorkommnisse in der Firma sind Thema fuer Vertrauensmenschen und Gleichstellungsbeauftragte, und gehoeren abgemahnt (evtl. gekuendigt); letzteres ist im Zweifel als Kompliment gemeint, und hinterlaesst mich mit der Frage: Wenn ich einer Frau nicht sagen darf, dass sie huebsch ist, wie sag ich ihr dann, dass sie huebsch ist? Ich weiss, ich weiss, es gibt fuer alles den richtigen Ort und die richtige Zeit, und Arbeitszeit im Buero ist beides nicht, aber das Getoese der Diskussion hinterlaesst viele, denke ich, unsicher. Mich zumindest.

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    1. Danke für deinen Kommentar.
      Ja, die Begriffe Toleranz und Akzeptanz sind keine Synonyme, das stimmt. Aber mit Toleranz fängt es ja erst einmal an und bis dahin ist es für viele ein langer Weg.
      Zum letzten Absatz: #Aufschrei hat da tatsächlich viel losgetreten, Frauen und Männern Mut gemacht, endlich mal loszuwerden, was tagtäglich passiert. Da kommt es sicherlich immer auf den Ton, den Zeitpunkt und die Hierarchie an. Unter Kollegen kommen Sprüche sicherlich anders rüber als zwischen Chef und Angestellter und umgekehrt. Gut ist, dass einige jetzt vielleicht ein bisschen mehr darüber nachdenken, was sie zu wem sagen. Aber mit gesundem Menschenverstand oder Nachfragen lässt sich da auch vieles klären :)

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  2. http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/big-sister-weiss-was-gut-fuer-dich-ist-12902672.html
    Trotz Titel ein ganz okayer Artikel.

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    1. Ja, das Buch habe ich jetzt schon mehrfach gesehen, die Lektüre scheint sich da anscheinend zu lohnen :). Ich guck mal rein! Danke

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