Gutes Plastik - Böses Plastik
Heute gibt es ein
paar Gedanken und Informationen zum Thema Plastik. Hauptsächlich
gebe ich nur einen kleinen Überblick. Wer sich mehr für
Zusammensetzung oder Umweltschutz interessiert, findet die Infos in
den Links :).
Plastik im Meer
Das
Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) schätzt, dass in jedem
Quadratkilometer Meer über 18.400 Plastikteile zu finden sind. Eine
Untersuchung der Algalita Marine Research Foundation vor über zehn
Jahren ergab, dass es stellenweise bis zu sechsmal mehr winzige
Plastikteilchen als Plankton im Norden des Pazifischen Ozeans
gibt. Das ist auch nicht unbedingt besser geworden.1 2
Plastik
kommt in der Natur nicht vor und kann von ihr auch nicht wirklich
verwertet werden, deshalb ist es besonders bedenklich, dass unsere
Meere damit überflutet werden.
Plastikflaschen,
Plastiktüten, Plastikbehälter. In den letzten 100 Jahren hat sich
die Herstellung des Plastiks rasant entwickelt. Bakelit aus Kunstharz
war bis in die 60er beliebt, es folgte der Siegeszug von Kunststoffen
aus Erdöl, Erdgas und Kohle.3
Das
Tolle an Plastik ist auch das Problem mit Plastik: Die
Zusammensetzung ist so gut, dass Plastik biegsam, reißfest und oder
wasserdicht sein kann. Aber die Halbwertszeit liegt bei 100 bis 500 Jahren,
einige schätzen sie sogar auf bis zu 1000 Jahre.
Plastik ist nicht gleich Plastik
Jeder
Hersteller hat sein eigenes Rezept für Plastik, die Zusammensetzung
ist komplex und so ist auch das Recycling zwar machbar, aber je nach
Hersteller sehr unterschiedlich realisierbar. Oft wird das Ganz auch
eher Downcycling genannt, da die Qualität nach dem Recycling bisher
oft noch abnimmt.
Die
deutsche Umwelthilfe hat zum Beispiel Plastiktüten miteinander
verglichen. 4
Viele
Einwegtüten sind aus Polyethylen
(PE),
das aus einem Prozess ausgehend von Rohöl hergestellt wird. Im Prinzip
lässt sich PE
recyceln, doch viele Tüten enthalten zusätzlich so genannte
Additive wie Weichmacher oder Farbstoffe, um zum Beispiel Farben,
Form und Konsistenz zu beeinflussen. Der Einsatz einiger Stoffe, wie zum Beispiel
das wie ein Hormon wirkende Bisphenol A (BPA), ist in einigen Ländern,
darunter Frankreich, beispielsweise in Plastikverpackungen bereits
verboten. In Deutschland gibt es bislang noch keine Gesetze für
schädliche Additive in Plastikobjekten oder Kennzeichnungspflicht,
außer für Babyflaschen.5
Damit
PE-Tüten wieder recycelt werden können, müssen sie also auch nach
ihren Additiven sortiert und entsprechend bearbeitet werden und das
kostet Energie, Zeit und Geld.6
Und
wenn eine gut recycelbare Plastiktüte aus PE einfach ins Meer, einen
Fluss oder irgendwo im Wald entsorgt wird, schadet sie der Umwelt
noch über Jahrzehnte hinweg.
Selbst
wenn das Recycling gelänge und man die schwimmenden Plastikteile im
Meer fischen und entsorgen könnte, bliebe das große Problem des
Mikroplastiks.
Die
sogenannten Pellets sind unter fünf Millimeter groß und sind
sozusagen die letzten Reste des Plastiks, wenn die Umwelt sich daran
ausgiebig abgerieben hat. Umgekehrt können Industrie-Pellets, die
extra zur Weiterverarbeitung entwickelt worden sind, durch
Schlamperei und Unfälle ebenfalls ins Meer gelangen. Dadurch
verschwindet das Plastik nicht, man kann Mikroplastik mittlerweile an
jedem Strand finden, wenn man genauer hinsieht.
Die
kleinen Pellets nehmen zum Beispiel sehr gut die POPs auf
(persistent organic pollutants), schwer abbaubare organische
Schadstoffe.8
Da
die Pellets so klein sind, werden sie von vielen Meeresbewohnern und
Vögeln gefressen und so geraten die Schadstoffe in unsere
Nahrungskette hinein, zusätzlich dazu, dass die Tiere dadurch
qualvoll verenden.
Des Weiteren nehmen kleinste Plastikteilchen Erreger und Kleinstlebewesen mit auf die Reise,
welche so an völlig neue Orte gelangen können und die dortige Flora und Fauna bedrohen.
Mittlerweile
gibt es sogar Mülllinseln, wie beispielsweise im Pazifik durch den
Transport des Mülls über Strömungen und Wirbel im Meer.9
Der
Müll konzentriert sich allerdings nicht auf einzelne Regionen, er
ist in allen Meeren zu finden. Es gibt Stimmen, welche die geschätzte Dichte des Vorkommens von Plastikteilen
in bestimmten Regionen, wie Müllinseln, für übertrieben halten, trotzdem aber für
einen weltweiten Rückgang der Plastikverschmutzung plädieren.10
Ist Plastik wirklich effektiv recycelbar?
Deutschland
ist gar nicht mal so schlecht beim Recyceln. 83 bis 90 Prozent des
Glases werden zum Beispiel wieder verwertbar gemacht, Kartons
bestehen mittlerweile aus bis zu 90 Prozent Recyclingfasern.11
Aber
beim Kunststoff sieht es weiterhin schwierig aus: 2011 wurden nur 42
Prozent der Kunststoffabfälle werkstofflich recycelt, das heißt der
Stoff wurde in den Kreislauf der Produktion wieder eingegliedert und
direkt weiterverarbeitet.
56
Prozent verbrannten in Müllverbrennungsanlagen oder industriellen
Öfen.12
Nun
kann aus einigen Müllverbrennungen Energie gewonnen werden, je nach
Anlage, energetisches Recyceln also. Das ist an sich nicht verkehrt.
Umweltschützer kritisieren dabei jedoch, dass Plastik in
Müllverbrennungsanlagen eine Rohstoffverschwendung sei.13
Das
Recyclingportal erläutert, dass unter anderem durch eine größer
werdende Zahl an Müllverbrennungsanlagen die Kosten für
Verbrennungen sinken und dadurch das Aussortieren und die
entsprechende Wiederaufbereitung von Plastikmüll immer weniger
rentabel wird.14
Arte
Spezial dazu: Arte Spezial Plastikmüll15
Daneben
werden bei den bisherigen Recyclingverfahren von Glas, Papier und
Kunststoffen immer noch zusätzliche Stoffe wie Wasser, Sand,
Reinigungsmittel, Chemikalien usw. benötigt. Zudem braucht der
Prozess natürlich Energie. Das wird sich so schnell auch nicht
ändern.
Eine Zukunft mit weniger Plastikmüll?
Da
die Herstellung von Plastik momentan hauptsächlich mit fossilem
Erdöl und Erdgas geschieht, müssen in Zukunft andere Ressourcen
her. Biologisch abbaubare Tüten aus Mais oder Zuckerrohr gibt es
bereits, aber die Ökobilanz ist da wohl eher vernichtend, weil
einige Tüten zu 30% aus abbaubaren Inhalten und zu 70% aus
herkömmlichem Plastik bestehen. Die Wiederaufbereitung ist noch
teurer, als beim normalen Plastik. Auch Tüten aus nachwachsenden
Rohstoffen sind so wie sie momentan existieren, noch nicht ökologisch
vertretbar. (Siehe 4)
Was
können wir tun, was können wir erwarten?
Für
uns selbst gibt es die Möglichkeit mit Stoffbeuteln einkaufen zu
gehen, Märkte zu nutzen, die unverpacktes Gemüse und andere
Lebensmittel verkaufen, keinen Coffee to Go zu konsumieren, außer
mit eigenem Becher, Glasflaschen und Glasbehälter nutzen und den
Müll zu trennen. Auch eine Beteiligung an der Müllbeseitigung in
der eigenen Stadt, Gemeinde, am Meer, an den sogenannten
Müllaufräumaktionen oder Umwelttagen, kann nicht schaden.
Im
industriellen Bereich gibt es gute Ansätze, die allerdings durch
ihre kleine Reichweite und hohe Kosten für einen weltweiten Einsatz
bisher nicht in Frage kommen. Vielleicht ist das nur eine Frage der Zeit,
aber wenn sich nicht schnell etwas ändert, hat unser Meer kaum noch
eine Chance, sich zu erholen. Mittlerweile finden Forscher bereits
Mikroplastik im Zooplankton, also der eigentlichen Basis der
Nahrungskette im Meer.16
Ich
kann den Film „Plastik über alles” (addicted to plastic) von Ian
Connacher nur
empfehlen. Darin gibt es in den letzten 20 Minuten einige Hersteller,
die Alternativen zum Plastik und zum Plastikrecyceln liefern.
Vielleicht
gibt es in Zukunft eine einheitliche Herstellung von Plastik oder
Plastik, das ohne schädliche Additive auskommt und so besser recycelt werden
kann. Oder Alternativen zu Plastik, die nicht auf Monokulturen wie
Mais basieren und tatsächlich eine gute Ökobilanz besitzen.
Wir
müssen kein Leben ohne Plastik führen, wenn wir Verfahren
entwickeln, die ein besseres Recycling inklusive guter Ökobilanz,
Energieeffienz und Nachhaltigkeit liefern.
Es
gibt einige Menschen, die den Selbstversuch „Leben ohne Plastik”
bereits durchführen, wie zum Beispiel in diesem Blog.17
Es
schadet sicher nicht, im eigenen Leben aufzuräumen und unnötiges
Plastik zu entfernen und in Zukunft zu vermeiden. Wenn ich mich in meiner Wohnung so umsehe, gibt es da einiges an Aufräumbedarf ;).
Ideen?
Ja bitte!
Linkliste
1http://www.unep.org/ecosystemmanagement/water/regionalseas40/FactsFigures/tabid/132271/Default.aspx
2http://5gyres.org/media/Moore_2001_plastic_in_North_Pacific_Gyre.pdf
3http://www.planet-wissen.de/alltag_gesundheit/werkstoffe/kunststoff/index.jsp
4http://www.duh.de/3711.html
5http://www.umweltlexikon-online.de/RUBwerkstoffmaterialsubstanz/Kunststoffe.php
6http://www.technikatlas.de/~tb4/recycling.htm
7http://www.umweltlexikon-online.de/RUBwerkstoffmaterialsubstanz/Polyethylen.php
8http://www.oceanhealthindex.org/News/Microplastics
9http://education.nationalgeographic.com/education/encyclopedia/great-pacific-garbage-patch/?ar_a=1
10http://earthsky.org/earth/angelicque-white-a-garbage-soup-not-a-garbage-patch-in-earths-oceans
11http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2577
12http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2014/01/2014-01-22-muell-trennen-lohnt-sich.html
13http://www.klimaretter.info/umwelt/hintergrund/13199-schlechtes-klima-fuer-plastik-recycling
14http://www.recyclingportal.eu/pdf/Kunststoffabfaelle_15042011.pdf
15http://future.arte.tv/de/plastikmuell
16http://www.sciencedaily.com/releases/2013/12/131203091457.htm
17>http://leben-ohne-plastik.blogspot.de/
2http://5gyres.org/media/Moore_2001_plastic_in_North_Pacific_Gyre.pdf
3http://www.planet-wissen.de/alltag_gesundheit/werkstoffe/kunststoff/index.jsp
4http://www.duh.de/3711.html
5http://www.umweltlexikon-online.de/RUBwerkstoffmaterialsubstanz/Kunststoffe.php
6http://www.technikatlas.de/~tb4/recycling.htm
7http://www.umweltlexikon-online.de/RUBwerkstoffmaterialsubstanz/Polyethylen.php
8http://www.oceanhealthindex.org/News/Microplastics
9http://education.nationalgeographic.com/education/encyclopedia/great-pacific-garbage-patch/?ar_a=1
10http://earthsky.org/earth/angelicque-white-a-garbage-soup-not-a-garbage-patch-in-earths-oceans
11http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2577
12http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2014/01/2014-01-22-muell-trennen-lohnt-sich.html
13http://www.klimaretter.info/umwelt/hintergrund/13199-schlechtes-klima-fuer-plastik-recycling
14http://www.recyclingportal.eu/pdf/Kunststoffabfaelle_15042011.pdf
15http://future.arte.tv/de/plastikmuell
16http://www.sciencedaily.com/releases/2013/12/131203091457.htm
17>http://leben-ohne-plastik.blogspot.de/
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen