Sonntag, 7. Dezember 2014

Bewerbungswahnsinn Episode 2198370

Letztes Jahr im Dezember hatte ich einen interessanten Bewerbungsmarathon für eine eventuelle Stelle als Serienschreiberin bei UFA Serial Drama, zuständig für GZSZ, Unter Uns, Verbotene Liebe und Alles was zählt. Aufgeschlossen wie ich bin, hab ich da einfach mal mitgemacht, halbtägiges Bewerbungsgespräch und zwei Tage Assessmentcenter eine Woche später. Alles in Potsdam/Berlin, alles auf eigene Kosten natürlich. Es war ganz interessant, auch wenn ich die Stelle (zunächst) nicht bekommen habe.
Ich erhielt die Möglichkeit auf eine "Warteliste" für gute Bewerber zu kommen und ich Naivling dachte, vielleicht gibts ja ein Stellenangebot "zwischendurch", wofür ich in Frage kommen könnte. 
Es folgte ein halbes Jahr später eine erneute Testaufgabe und siehe da, nicht ganz ein Jahr später im November dieses Jahres, erhalte ich doch tatsächlich eine erneute Einladung zu einem Bewerbungsgespräch, einem späteren Assessmentcenter und PIPAPO. Die ganze Chose nochmal. Ich weiß, dass die Schreiberlingsbranchen alle krass drauf sind, aber ein Jahr Bewerbungsphase mit erneutem Bewerbungsmarathon auf eigene Kosten fand ich dann doch zu extrem. Ich habe daraufhin eine Absage in Form einer Fernsehepisode geschrieben. Da bei UFA Serial Drama leider nur der Assistent/Praktikant für die Personaler meine Email erhielt/lesen durfte, kommt ihr in den Genuss oder auch nicht, die schönste Absage für ein Bewerbungsgespräch/Job zu lesen, die ich je geschrieben habe :D 



9999 01. T1

WOHNUNG AJ

Anna J.
Brieftaube
__________________________________________________________________
Anna J. erhält eine Brieftaube und wandelt zwischen den Zeiten...
__________________________________________________________________

Anna J. steht müde vor ihrer röchelnden Kaffeemaschine, als plötzlich eine Brieftaube durch die geschlossene Fensterscheibe stürzt. Erschrocken springt Anna zur Seite und betrachtet das zuckende Häuflein Federn, bis sie einen goldenen Briefumschlag im Schnabel entdeckt. Sie nimmt ihn mit fahrigen Händen an sich und öffnet ihn. In der Ferne sind Fanfaren zu hören, als sie die geschwungen geschriebenen Zeilen liest. Eine Einladung, zu einem Gruppeninterview der UFA Serial Drama nach Potsdam, für eine mögliche Stelle als Storylinerin für Daily Soaps!! Um Anna herum wird alles schwarz, alles dreht sich, denn sie erinnert sich...



9999 .02 T1

UFA SERIAL DRAMA INTERVIEWRAUM

UFA Paula
UFA Tina
UFA Peter
Unbekannte
__________________________________________________________________
Paula, Tina und Peter besprechen den Ablauf der nächsten Interviews, als sie von einer Unbekannten überrascht werden.
__________________________________________________________________

UFA Paula fragt UFA Tina wie das Wochenende war und UFA Tina und UFA Peter tauschen lächelnd vielsagende Blicke aus, die UFA Paula nicht entgehen. Sie verteilt zwei Brotlaibe und beginnt damit, die Schnittchen für die Storyline-Anwärter zu schmieren. UFA Tina druckst herum und spricht von einem ereignisreichen Wochenende, das ihr bisheriges Leben ganz schön auf den Kopf gestellt habe. UFA Peter muss noch mehr grinsen und erwähnt, dass ihm immer noch die Ohren von UFA Tinas lieblichem Liebesgesang klingeln. Alle lachen und UFA Paula wünscht den beiden alles Gute und gibt zu verstehen, dass Office Romance bei der UFA schon aus Prinzip erlaubt sei, damit die Kreativität nur so flutschen kann. UFA Tina lacht und fragt, ob sie noch etwas für die Storyline-Anwärter brauchen, die in einigen Stunden auftauchen werden, vielleicht Wodka, Koks oder Aufputschmittel? UFA Paula verneint, Schnittchen reichen, schließlich haben sich jeder von ihnen hocharbeiten müssen. Alle nicken zustimmend, bis plötzlich schwarzer Rauch die Küche erfüllt. Ein Feuer? Ein Geist? Anna J. taucht im Nebel auf.



9999 .03 T1

UFA SERIAL DRAMA INTERVIEWRAUM VERGANGENHEIT

Anna J.
8-12 Storyline-Anwärter
UFA Personalerin
__________________________________________________________________
Anna J. isst Schnittchen und trinkt Kaffee und schreibt eine bahnbrechende Storyline, die keinen interessiert.
__________________________________________________________________
Anna J. sitzt aufgeregt auf ihrem Stuhl und versucht Small Talk mit ihren Sitznachbarn anzufangen, aber alle reden über die neuesten Trends in der Soap- und TV-Szene, zu der Anna leider nicht gehört. Sie kennt nicht die neusten Produzenten der neusten Dailys: „Erblühte Triebe“ und „Blicke scharf wie Tafelspitz“ und sie hat auch noch keinen Kurs in dramatischer Dramaturgie belegt. Die UFA Personalerin sortiert die Teilnehmer in Gruppen ein und gemeinsam erarbeiten alle eine wahnsinnig komische, traurige, spannende und gehaltvolle Folge GZSZ, mit guten Einfällen und heimlicher Nostalgie.
Anna geht frohen Mutes aus dem Interviewraum, auf der Suche nach Schnittchen, als ihr plötzlich schwarz vor Augen wird.


# 1. Werbeunterbrechung


9999 .04 T4

UFA SERIAL DRAMA INTERVIEWRAUM GEGENWART

UFA Paula
UFA Tina
UFA Peter
Anna J.
__________________________________________________________________
Anna J. geistert verwirrt durch die Räume, denn sie sucht Schnittchen, Kaffee und einen Job. Das UFA-Personal kann sie nicht beruhigen und hat seine ganz eigenen Probleme.
__________________________________________________________________

Als der Rauch sich lichtet, lösen sich UFA Paula und UFA Peter aus ihrer innigen Umarmung, denn UFA Peter ist UFA Paulas heimlicher Geliebter und UFA Tina erkennt, dass sie sich in UFA Peter und UFA Paula getäuscht hat. Sie bezeichnet UFA PAULA als hinterhältig und gemein und beschimpft beide mit wüsten Bezeichnungen, die auf der Damentoilette ganz unten zu finden sind. Es kommt beinahe zu Handgreiflichkeiten, als Anna J. mit einem Räuspern und der Frage nach Kaffee und Schnittchen den Kampf unterbricht. Das UFA-Personal stockt und UFA Paula fragt nach Anna J.s Anliegen. Anna beantwortet wahrheitsgemäß, dass sie gerade das Assessment-Center für die Storyliner-Stelle durchführe und eine Pause gut für die Gehirnzellen sei. UFA Paula erklärt irritiert, dass die Interviews erst in ein paar Stunden stattfinden und sie viel zu früh dafür da sei. Anna J. zieht eine fragende Grimasse, verlässt den Raum und tritt erneut ein. Sie meint, dass sie bereits schon einmal hier gewesen sei und ihr das alles bekannt und gleichzeitig fremd vorkäme. Ihr wird schwindlig und bevor sie fällt, fängt UFA Peter sie mit starken Armen auf. UFA Tina stürmt mit einem „DIE auch noch!!“ aus dem Raum.
Anna J. erzählt von ihrem Traum, dass sie bereits schon einmal zu Interview, Assessment-Center in Potsdam war, eine Folge in der Gruppe schrieb und eine Hausaufgabe ablieferte, um Monate später erst eine Absage zu erhalten und weitere Monate später erneut eine Hausaufgabe in Form einer Episode abzuliefern hatte mit anschließender Funkstille. Welches Jahr haben wir? 2013 oder 2014? Ist Pluto noch ein Planet? Bevor UFA Paula antworten kann, ist Anna J. verschwunden.



9999 .05 T1

WOHNUNG AJ

Anna J.
verrottete Brieftaube __________________________________________________________________
Anna J. kehrt von ihrer Reise aus anderen Dimensionen zurück und entscheidet sich für die Realität.
__________________________________________________________________

Anna J. hält sich an der Küchentheke fest, denn ihr dröhnt ganz schön der Schädel. Was war passiert? War sie wirklich jemals in Potsdam gewesen oder läuft das Bewerbungsverfahren in Potsdam generell über ein ganzes Jahr? Hat sie wirklich ein Schreibtalent, das gefördert und eingesetzt werden will oder ist sie nur der Nachwuchs auf dem Abstellgleis für Nicht-Mehr-Praktikanten und Reicht-Nie-Zum-Echten-Job? Anna J. nimmt einen großen Schluck kalten, abgestandenen Kaffee und spuckt ihn augenblicklich wieder aus. Ein Röcheln lässt sie aufhorchen, doch dieses Mal ist es nicht die Kaffeemaschine. Die verrottete Brieftaube versucht zu sprechen und Anna beugt sich zu ihr herunter, um die Worte zu verstehen.

...nicht .. tu .. nicht..

Anna flößt dem prophetischen Wesen kalten Kaffee ein und streicht dem Vogel über die letzten Federn.

Ruckedigu, tu es nicht, geh nicht zurück nach Potsdam! Deine Zukunft liegt in deinen eigenen Händen! Die UFA kommt leider zu spät, denn du hast bereits einen Job, der dir eine Zukunftsperspektive bietet und keine jahrelange Bewerbungsphase besitzt. Ain't nobody got time for that!
Willst du die ganze Bewerbungs-Assessment-Monatelanges-Warten-Prozedur erneut durchlaufen und der UFA Drama beweisen, dass du das Zeug zur Story-Linerin hast, OBWOHL es bereits bewiesen ist? Sei stark! Sie kommen zu spät, Ruckedigu, sie kommen viel zu spät...“

Die Taube stirbt. Anna J. nickt.


~ The End ~


Mittwoch, 13. August 2014

Updates keine Updates

Ich bin momentan ein bisschen sehr eingespannt und habe nicht die Zeit und Ruhe gefunden, neue Einträge zu verfassen.
Ich gelobe aber Besserung und plane bereits die nächsten Einträge zu Erdogan, TTIP, Gaza, Krieg und Co. Vielleicht auch mal wieder etwas Positives ;).
Bleibt dran, dann bleib ichs auch.

Grüßeee

Donnerstag, 10. Juli 2014

Wer ist die Hamas? Geschichte und aktuelle Lage

Wer ist die Hamas? Geschichte und aktuelle Lage

Im Gazastreifen und in Israel stehen mal wieder die Sirenen nicht still. Raketenangriffe aus dem Gazastreifen, Vergeltungsschläge aus Israel. Die Option der Zwei-Staaten-Lösung scheint wieder einmal in weiter Ferne. Doch wer steckt hinter den Anschlägen und warum ist die Lösung des Konfliktes so ungreifbar?
Ich werde versuchen, einen groben Überblick zu geben, denn dieser Konflikt füllt bereits seit Jahrzehnten ganze Bibliotheken ;(.

1. Entstehung
Die Gründung der Hamas oder lang: arakat al-muqâwama al-islâmîya, Bewegung des islamischen Widerstandes“ gründete sich 1987/88 als militärischer Zweig der Muslimbrüderschaft in Palästina.
Die Bundeszentrale für Politische Bildung schreibt, dass der Islam bei dem Kampf um die Befreiung Palästinas bis dahin keine nennenswerte Rolle spielte. Nicht nur deshalb distanzierte sich die PLO, die Palästinensische Befreiungsfront, (Palestine Liberation Organisation) von der Hamas, nach ersten Annäherungen. Die erste Intifada gilt als die Geburtsstunde der radikalen Hamas. Der Widerstand der Palästinenser gegen die Besetzung Israels schreckte die Weltgemeinschaft auf. Steine, Molotow-Cocktails, Boykott israelischer Produkte auf der einen Seite und massive Gegen- und Vergeltungsmaßnahmen der israelischen Regierung auf der anderen.
1988 rief die PLO den Palästinensischen Staat aus, der einen großen Teil des Westjordanlandes und den Gazastreifen mit einbezieht. Allerdings will die PLO das gesamte Westjordanland und Ost-Jerusalem für sich beanspruchen. Dies führt zu den immer wiederkehrenden bewaffneten Auseinandersetzungen, besonders in kritischen und umstrittenen Gebieten, in denen Israel zum Teil Siedlungsbau vorantreibt. Deeskalationspolitik gibt es auf beiden Seiten nicht.
Die ersten Selbstmordattentate der Hamas traten in den 90ern auf, um den Friedensprozess zwischen der PLO und Israel zu unterbinden. Bis heute erkennt die Hamas den Staat Israel nicht an und spricht von der Vernichtung.
1993 endete die Intifada mit der Gründung der Autonomiebehörde, der ersten Regierung Palästinas.

Exkurs Fatah
Hauptorganisation der PLO war und ist die Fatah. Diese gründete sich bereits 58/59 als bewaffnete Befreiungsorganisation zur Errichtung eines säkularen, demokratischen Staates auf palästinensischem Gebiet. Die Friedensbemühungen und die Erfolge aus den Oslo-Abkommen und Friedensgesprächen werden immer wieder durch radikale Kräfte und Vergeltungsschläge ruiniert.
Im Gegensatz zur Hamas erkennt die PLO den Staat Israel an und hat dem Terrorismus abgeschworen. Das waren zumindest die Bedingungen für den Friedensprozess 1988. Heute ist es mit dem Frieden und der Waffenruhe nicht ganz so eindeutig, wie es auf dem Papier stehen mag.
Bei der zweiten Intifada 2000, die fünf Jahre anhalten sollte, beteiligten sich nicht nur die Hamas, sondern viele weitere Fraktionen der PLO und radikale Kräfte an den Gewaltakten. Korruptionsvorwürfe und Vetternwirtschaft begünstigten den Anstieg radikaler Kräfte innerhalb der Autonomiebehörde.


Ausführlicher Ablauf der ersten Intifada:

Weitere Informationen zur zweiten Intifada 2000 hier:


2. Ziele und Wirken der Hamas
Hauptziele der Hamas sind die Vernichtung des Staates Israel und die Errichtung eines Staates für Muslime in Palästina. In ihrer Charta lehnt die Hamas Friedensbewegungen ebenso ab, wie eine Zwei-Staaten-Lösung.
Trotzdem nahm sie 2006 zum ersten Mal an den Wahlen in Palästina Teil und musste prompt die Regierungsgeschäfte übernehmen. Das bedeutet also, dass die politische Realität in Palästina immer komplizierter wurde, schließlich distanzierte sich die Fatah bis in die jüngste Zeit von den Anschlägen und Ansichten der Hamas. Eine gemeinsame Regierungsbildung ist provisorisch erst 2014 erfolgt (Ausgang ungewiss) und die innenpolitische Lage ist zuvor bereits mehr als einmal gewalttätig eskaliert.

Einer der Ursprünge der Hamas liegt vor der ersten Intifada. Ausgehend aus der Muslimbrüderschaft sollte die Strömung, die bis dahin noch nicht militärisch auftrat, als Hilfsverein die nicht vorhandene Infrastruktur im Gazastreifen unterstützen und den Menschen helfen. Von Moscheen, Krankenhäusern, Kindergärten, Gesundheitswesen bis zu Armenküchen – die ärmsten Menschen erhielten und erhalten hier die Hilfe, die ihnen von anderen Seiten, ob Fatah oder Israel verwehrt bleibt.
Bis heute kontrolliert die Hamas hauptsächlich den Gazastreifen.
Dieses Netzwerk ist sicherlich eine gute Option, auch die terroristischen Aktivitäten zu finanzieren und zu vertiefen. Allerdings sind die Hintergründe kaum klar auszumachen. Fakt ist, dass Gelder für soziales Engagement von allen Seiten kommt. Aus dem Iran, Ägypten, Saudi-Arabien und Co. Irgendwoher müssen die vielen Raketen und Waffen ja stammen, leider.
Allerdings kämpft die Hamas immer wieder mit Geldsorgen, vor allem nach dem Arabischen Frühling, der einiges in der arabischen Welt verändert und für kompliziertere Machtverhältnisse gesorgt hat.
Zusätzlich zu den Selbstmordanschlägen kommen Gewaltakte gegen Fatah-Angehörige oder Palästinensern, die sich nicht zu den Zielen der Hamas anschließen oder politisch ungewollt sind. Deshalb sehen viele Gazastreifen-Bewohner und Palästinenser die Hamas nicht unbedingt als die Erlöser an, vor allem, da die Gewaltaktionen und Anschläge die Zivilbevölkerung treffen, sei es in Israel oder in palästinensischen Gebieten. Andere sehen die Anschläge und Vergeltungsakte der Hamas gegenüber Israel durchaus positiv, als Machtdemonstration und Hilfe zur Befreiung Palästinas.
Dass die versprochene Befreiung schon mehrere Jahrzehnte andauert und Zehntausende Tote und Verletzte fordert, bleibt oft im Hintergrund.


3. Hamas und Fatah als Einheitsregierung?
Neben den Anschlägen und der Infrastruktur sorgt die Hamas seit 2006 auch für Politik. Allerdings führte das zu inneren Konflikten, denn trotz des Wahlsieges widerstrebt vielen Anhängern ein politischer Weg und eine Aussöhnung mit Israel. Das sorgt für ständige Konflikte mit der Fatah, die zwar auch keine blütenreine Weste hat, allerdings bisher immer wieder ein wichtiger Pfeiler der Friedensbemühungen war. Schließlich erklären sie eine Zwei-Staaten-Lösung mit demokratischen und säkularen Strukturen, im Gegensatz zur Vernichtung Israels und einem islamischen Einheitsstaat.
Als die Hamas 2006 an die Macht kam, wurden sämtliche Unterstützungen, die die PLO international erhielt, sofort gestoppt. Mit Terroristen verhandelt schließlich niemand.
Die Hamas wälzte die Autonomiebehörde massiv um, ersetzte alle wichtigen Posten mit Islamisten und Nahestehenden. Die Radikalisierung des Staates schien das Aus für sämtliche Friedensgespräche mit Israel zu bedeuten.

Allerdings gibt es auch Zeichen der Hoffnung, denn eine gemeinsame Regierung von Hamas und Fatah wurde im Juni 2014 verabschiedet. Als Bedingung der Zusammenarbeit gilt die noch ausstehende Änderung der Charta der Hamas, dass Israel zu vernichten und ein islamischer Staat zu errichten seien. Wenn es gelingt, die Hamas zu entwaffnen und in einen politischen Diskurs einzubeziehen, könnte die Lage etwas entspannter werden. (Eine Lösung ist jedoch weit weit weit weg...)

Doch Waffenruhen und Phasen des Aufatmens sind im Nahost-Konflikt brüchig und niemals von Dauer. Das zeigt sich in der jüngsten Ermordung der drei israelischen Jugendlichen, vermutlich durch radikale Islamisten, der Vergeltungsmorde jüdischer Extremisten an palästinensischen Arabern und den nun nachgefolgten Raketenangriffen beider Seiten.

Vergeltung ist eines der Unworte im gesamten Konflikt. Israel bereitet Bodentruppen vor, einige Journalisten befürchten eine dritte Intifada auf Seiten Palästinas und ein massiver Gegenschlag des israelischen Militärs, der für die Zerstörung der radikalen Kräfte sorgen soll.


5. Was nun?
Die Hamas ist noch lange nicht in der Lage für eine stabile Regierung oder konstruktive Gespräche zu sorgen. Doch die Fatah hat ihre Anhänger in der Vergangenheit immer wieder enttäuscht und der langsame, schleichende Friedens?- Zwei-Staaten?-Prozess ist Nährboden für radikale Ansichten und Schnellschüsse, so wie Feindbilder.
Vermutlich verfügt der militärische Arm der Hamas über sehr viele Waffen und Munition, genau sagen kann dies niemand. Das bietet zwar nicht unbedingt Schutz gegen die Übermacht Israels, aber die Bevölkerung hat niemanden, an den sie sich sonst wenden kann. Keine Luftschutzbunker oder Versorgungsstationen.
Fest steht allerdings auch, dass die Hamas nicht einfach als radikale islamistische Terrororganisation abzustempeln ist. Ihre Strukturen reichen bis in viele Länder hinein und innerhalb bestimmter Gebiete sorgt sie für eine gewisse Stabilität. Außerdem kann die Palästinensische Autonomiebehörde momentan nicht ohne die Hamas funktionieren.
Eine erneute Teilung des Staates in radikale und moderate Strömungen wird den Konflikt nicht beenden oder erleichtern. Israels Gegenschläge haben in den vergangenen Jahren weder zum Ende noch zu einer konstruktiven Lösung des Konfliktes beigetragen. Allerdings bedroht die Hamas bis zuletzt die Existenz Israels. Das ist auf keinen Fall ein guter Verhandlungsboden.
Dass die Bevölkerung seit Jahrzehnten leidet, werden die erneuten Raketenangriffe und Anschläge nicht ändern, sondern nur noch verschlimmern.

138 (Deutschland enthielt sich) der 193 UN-Mitglieder haben 2012 den Palästinensischen Staat als Beobachterstaat innerhalb der UN anerkannt. Damit ist der Staat zwar kein UN-Mitglied, besitzt jedoch Rederecht und kann beim Internationalen Gerichtshof als Kläger auftreten.

Vielleicht gibt es irgendwann noch eine diplomatische Lösung. Ich glaube allerdings nicht daran, dass ich das noch erleben werde. Die nächsten Jahre werden sicher weiter von Terrorismus, Vergeltung und Krieg gezeichnet sein. Eine Entwaffnung der Hamas, ohne große Verluste auf beiden Seiten, schließe ich aus. Es kommt vielleicht eher zur Zerschlagung, Zersplitterung und Guerilla-Taktiken. Dafür sind die radikalen Kräfte in der arabischen Welt leider immer noch zu gut finanziert, organisiert und haben viel zu viel Rückhalt in bestimmten Bevölkerungsgruppen.
Israels Regierung ist auch seit Jahren auf Gegenkurs, anstatt den Friedensprozess von sich aus zu starten oder nach Alternativen zu suchen, die trotz anhaltendem Terror möglich sein könnten.



Ich bin faul, deshalb gibt es die Links nur als Liste. SORRY!

Linkliste:









Dissertation zur Hamas:

Freitag, 27. Juni 2014

Neues aus der Videoecke

Ich mag ja Vimeo.com. Dort gibt es vor allem viele tolle Animationen und Kurzfilme.
Pick of the Day: Pupa! Pubertät sehr äh visuell umgesetzt :)

Pupa

Und wer noch nicht genug hat, der Kanal zu den 2D-Filmen ist superb!

2D-Kanal

Heute leider kein neuer Blogeintrag, da bissi Stress, sorry!

Donnerstag, 12. Juni 2014

Wer ist die Front National in Frankreich?



Wer ist die Front National in Frankreich?


Die letzten Europawahlen haben so einiges Wundersames wieder zum Vorschein gebracht. UKIP in Großbritannien, Dänische Volkspartei in Dänemark, Alternative für Deutschland und die Front National in Frankreich. Alles Parteien, die entweder als rechtspopulistisch, rechts, rechtsradikal, Euro feindlich und/oder Europa skeptisch bezeichnet werden.
Die Front National, kurz FN, hat bereits seit einigen Jahren immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Der Gründer der Partei, Jean-Marie Le Pen, fällt öfter durch rassistische und antisemitische Äußerungen auf. Seniler alter Sack, könnte man meinen, aber als ehemaliges Herzstück der Partei und FN-Ehrenvorsitzender auf Lebenszeit hinterlässt er seiner Tochter, der aktuellen Parteichefin Marine Le Pen, ein fragwürdiges Erbe. 1
Wie viele Parteien streitet auch die Front National um die eigene Ausrichtung, hat einen linken, rechten, konservativen oder modernisierenden Flügel. Seit 2004 sitzt Marine Le Pen im Europarlament, denn FN konnte die Ergebnisse der letzten Jahre mit kleinen Ausrutschern stetig steigern.


Die Entwicklung
1972 gründet Jean-Marie Le Pen zusammen mit Bruno Mégret die Front National. Bereits in den 50ern saß Le Pen in der Nationalversammlung, damals noch mit den Poujades, einer populistischen Strömung in Frankreich.
Wirkliche Bedeutung erhielt die Partei erst im Laufe der 80er Jahre, in denen die rechten Parteien wieder mehr Fuß in der politischen Landschaft Europas fassen konnten. In den 90ern ist die Front National bei Kommunal- und Europawahlen stark vertreten und kann konstante Wahlergebnisse mit bis zu 15 Prozent der Stimmen vorweisen. Aber auch in den Parlamentswahlen stimmen immer mehr Franzosen für die rechte Partei.
Ende der 90er spaltet sich die Partei. FN-Mitgründer Bruno Mégret gründet seine eigene Partei MNR (Mouvement National Republicain), aufgrund von internen Differenzen um Le Pens autoritären Führungsstil und das Geschachere um Parteipositionen. Mégret zieht sich 2008 aus der Politik zurück. Für FN ist das Gerangel der rechten und bürgerlich rechten Parteien in den 90ern ideal. Sie kommt gestärkt hervor, während der Rest in unbedeutenden Prozentsätzen vor sich hindümpelt.
2002 erfolgt der bisherige Höhepunkt in der FN Geschichte: Der Parteivorsitzende Jean-Marie Le Pen erhält bei der Präsidentschaftswahl mehr Stimmen als Premierminister Lionel Jospin und es kommt zu einer Stichwahl zwischen Amtsinhaber Jacques Chirac und Le Pen. Die Franzosen besinnen sich im zweiten Wahlgang und so erreicht Chirac mit über 80 Prozent die höchste Prozentzahl, die jemals bei einer Präsidentschaftswahl errungen wurde. Für Le Pen und seine Partei ist das Ergebnis trotzdem ein Riesenerfolg, der bis heute nachwirkt.2


Inhalte
Was aber will die Front National eigentlich und warum sprechen alle von einer rechten Partei?
Jean-Marie Le Pen hat sich mehrfach über diverse Themen wie Holocaust, Juden, Muslime und Einwanderer geäußert, war gern gesehener Gast in Fernsehtalkshows und Radios, wenn mal wieder etwas Skandalöses seinem Mund entwich.
Vor dem Europaparlament wiederholt er sein Zitat von 1998, dass er die Gaskammern der Nazis zu einem bloßen Detail“ der Weltkriege erklärt hatte und kritisiert, dass er dafür eine Geldstrafe erhalten habe.
Le Pen hetzt gegen Juden, Muslime und Einwanderer, die er für die wirtschaftliche Krise und Arbeitslosigkeit in Frankreich verantwortlich macht. Interessante Lösungsvorschläge wie Ebola gegen die Überbevölkerung und Einwanderer in Europa finden sich auch im Repertoire des Franzosen.4
Auf ihrer Homepage macht sich die FN im Programm für die Rückkehr eines starken Francs als Währung stark und für eine paneuropäische Union souveräner Staaten. Diese Union solle auch Russland und die Schweiz involvieren, die Souveränität der Staaten aber nicht antasten. Die Türkei ist ausdrücklich nicht erwünscht
Darüber hinaus solle die französische Sprache größeres Gewicht erhalten in der Welt, schließlich beginnen schon die Chinesen mit Instituten in afrikanischen Ländern und Französisch würde überall verdrängt werden. Der imperialistische Einfluss von Europa und Amerika müsse außerdem reduziert werden.
Die Partnerschaft mit den nordafrikanischen Ländern sollte neu verhandelt werden, besonders im Hinblick auf die vielen Einwanderer aus dieser Region.5


Bei der Immigration gibt es einen langen Aufsatz über die Folgen unkontrollierter Einwanderer fremder Kulturen, Menschen, Religionen, die sich abschotten, Ghettos bilden, innerethnische Konflikte schüren… Dieser Zustand sei ein Gift gegen den nationalen Zusammenhalt.
Innerhalb von fünf Jahren soll die Zuwanderung von 200.000 Menschen jedes Jahr um 10.000 Personen verringert werden. Familienangehörige sollen nicht nachkommen dürfen.
Das Schengener Abkommen solle ausgesetzt werden, Frankreich müsse die Grenzen wieder kontrollieren können. (Das hatte übrigens auch Sarkozy bereits schon einmal vorgeschlagen).6
FN spricht sich klar für eine Ehe zwischen Mann und Frau als das einzige Richtige aus, Homosexuelle sollen nicht heiraten dürfen. Ein Kind solle einzig aus der Beziehung zwischen Mann und Frau entstehen.7


Marine Le Pen
Seit 2011 leitet die jüngste Tochter Jean-Marie Le Pens die Geschicke der Partei. Ohne Le Pen geht es nicht, sie verschafft der FN einen frischen Look und erhält ebenfalls gute Wahlergebnisse. Marine Le Pen bemüht sich, bürgerlich zu erscheinen, erklärt ihre Partei sei weder rechts noch links und versucht die Ausfälle ihres Vaters zu vereiteln und sich davon zu distanzieren. Im Wahlkampf hat der Vater aber gut helfen können, schließlich gingen so junge und alte Wähler in die Kabinen.
2010 wurde ihre Immunität als Europaabgeordnete aufgehoben, da sie betende Muslime auf den Straßen mit der Besetzung der Nazis verglichen hatte. Über ein mögliches Strafverfahren habe ich allerdings nicht viel herausgefunden. 8
Mit ihrem Erfolg als stärkste Partei bei der Europawahl hat sie ihren Anspruch als Führerin (hüstel) bekräftigt. In direkter Konsequenz hat die französische Regierung ein Wahlrecht für Nicht-EU-Bürger auf Kommunalebene wieder in der Versenkung verschwinden lassen.


Frankreich wohin nun?
Die Franzosen haben einige innenpolitische Probleme, so wie schwierige außenpolitische Einsätze in afrikanischen Ländern. Wirtschaftlich könnte es besser gehen, die Arbeitslosenquote steigt und hat ein Rekordhoch von 10,4 Prozent. In vielen Ländern Europas werden dafür Sündenböcke gesucht, nun sind es die Einwanderer, der Euro, Europa, Muslime, Fremde. Dass das Ganze komplexer ist, wissen die meisten selbst. Aber gewählt haben viele die FN mit ihren Schwarz-Weiß-Erklärungen.
Wer ganz viel Lust hat, der kann die Analyse der Politik- und Sozialwissenschaftler Gilles Ivaldi und Marc Swyngedouw über die FN und Vlaams Blok in Flandern lesen.9
Darin erklären sie sehr ausführlich den Anstieg des Erfolgs der rechten Parteien, sowie detaillierte politische Analysen der Programme und Ideologien.


Der FN spricht sich für eine effektive Familienpolitik mit höheren finanziellen  Leistungen aus, um den Geburtenrückgang aufzuhalten, den Verhütung und Abtreibung verschuldet hätten. Beide Parteien lehnen eine Liberalisierung des Ehe- und Abtreibungsrechts strikt ab. Homosexualität, ethnische Vermischung, außerehelicher Sex, Abtreibungspille, die Verwendung von Kondomen zur Aids-Prävention und der Gebrauch weicher Drogen betrachten sie als Zeichen moralischen Verfalls, dem durch strengere Gesetze begegnet werden müsse. (ebd.)

Mir fällt dazu gar nichts mehr weiter ein, ich finde es einfach nur Kacke. Dass sich rechte Ideologien mit den Ängsten und Problemen der Menschen vermischen, ist wirklich bedenklich. Die Lösungen, die rechte Parteien bieten, sind keine Garantie für ein besseres Leben. Aber darauf hoffen wohl die meisten Wähler. In der Abgrenzung zu anderen, zu den Feindbildern, fühlen sie sich gestärkt. Das macht weder Frankreich noch Europa demokratischer. Aber das will die Front National ja auch nicht.
Der Erfolg der Europawahl bei 43 Prozent Wahlbeteiligung in Frankreich zeigt auch, dass die Menschen endlich ihren Popo hochkriegen müssen, um wählen zu gehen. Die extremen rechten oder linken Parteiwähler werden mobilisiert, die Nichtwähler überlassen ihnen so das Feld.
Es ist einfach schade, dass die wichtigen Diskussionen um die Zukunft Europas durch solche Parteien zerstört werden und uns um Jahre oder Jahrzehnte zurückwerfen.


Donnerstag, 29. Mai 2014

Boko Haram und Al Shabaab – Terrorgruppen in Nigeria und Somalia

Boko Haram und Al Shabaab - Terrorgruppen in Nigeria und Somalia


Zwei Länder des afrikanischen Kontinents stehen in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer wieder im Fokus der Medien: Nigeria und Somalia. Beide fallen wohl unter den in Begriff "krisengeschüttelt". Und ja, da ist leider sehr viel dran.
Wer die Medien verfolgt hat, dem ist sicher die Terroristengruppe Boko Haram aufgefallen, die zuletzt in Nigeria Hunderte Mädchen entführt und unzählige Anschläge durchgeführt hat. Erst im Mai dieses Jahres wurde sie offiziell als Terrorgruppe eingestuft, obwohl sie bereits seit über 40 Jahren aktiv ist. Vorher galt sie als militante Sekte oder Bewegung, die sich an den sunnitisch-salafistischen Islam anlehnt. Ihr Gründer Muhammad Yusuf war Anhänger der wahabitisch-salafistischen Bewegung Izala, die Veränderungen und "falsche" Praktiken in islamischen Gesellschaften ablehnte. 2002 wurde die Gruppe militanter, 2009 wird Yusuf in Polizeigewahrsam getötet. Abubakar Shekau wird sein Nachfolger. Mehr Infos hier1 und hier2 und hier.3

Was bedeutet Boko Haram?

Der Name wird in vielen Medien oft als "westliche Bildung ist eine Sünde" übersetzt, was den Kern der Sache aber nicht ganz trifft. Haram kommt aus dem Arabischen und bedeutet im Islam Verbotenes (Gegensatz ist halal). Aber boko ist eher ein Konzept, das sich im Laufe der Kolonialisierung des Landes und den dort entstandenen Strukturen um Elitenbildung, Marginalisierung der Landbevölkerung und Korruption entgegenstellte. In diesem langen Artikel setzt sich ein Reporter mit der Etymologie des Wortes auseinander, seine Quelle ist Hausa-Experte Paul Newman (Anmerkung: mein alter Hausalehrer :) ). LINK zum Artikel4
Sein Fazit lautet, dass die Übersetzung "westliche Bildung" heutzutage zwar passt, ursprünglich aber das erzwungene Überstülpen von ausländischen Systemen auf die eigenen (Bildungs-)Strukturen bedeutete. Kurz gesagt, Boko Haram rebellierte ursprünglich nicht gegen alles "Westliche", sondern vielmehr gegen eine Fremdherrschaft und die gebliebenen Strukturen daraus. Aktuell herrscht aber ein Hass auf westliche/staatliche Bildung (Urknall, Gleichberechtigung, Religionsfreiheit...) und Strukturen im Land vor. Vor allem der säkulare Staat Nigeria gehört laut der Terrorgruppe der Vergangenheit an.

Boko Haram als Terrorgruppe

Was will Boko Haram eigentlich? Nigeria steht seit Jahren kurz vor dem internen Kollaps, dem Zerfall der staatlichen Strukturen. Christliche und islamische Milizengruppen verüben Terroranschläge, beanspruchen das bevölkerungsreichste Land des Kontinents für die eigene Ausrichtung des Glaubens, der Macht, der Ethnien, der politischen Überzeugung.
Im Norden des Landes leben überwiegend Muslime, aufgrund der historischen Gegebenheiten. Viele radikale muslimische Bewegungen verlangten in den letzten Jahrzehnten eine strengere Auslegung des Islam, die Einführung der Scharia, der islamischen Gesetzgebung. Seit 1999 gilt in 12 Bundesstaaten im Norden bereits die Scharia als Rechtssystem. Im "westlichen" Einfluss sehen viele den Grund für Korruption, Armut und Gewalt.
Für Boko Haram sind aber alle schuldig und werden ohne Ausnahmen hingerichtet: fehlgeleitete Muslime, Christen, korrupter überflüssiger Staat, Bildungseinrichtungen, die nicht in die eigene Weltanschauung passen, usw. Bisher hat die Gründung eines eigenen Staates im Norden Nigerias nicht funktioniert, denn die nigerianischen Streitkräfte schlugen und schlagen heftig zurück, zum Teil mit Menschenrechtsverletzungen gegen die Gruppenmitglieder und vermeintliche Terroristen.
Nicht alle Muslime im Norden sind von den brutalen Methoden der Gruppe überzeugt. Oft werden sie selbst zu Opfern der Gewalt.
Muhammad Yusuf (Boko Haram Gründer) wollte den Ursprungsstatus Nigerias zurückhaben, ohne Kolonialstrukturen, mit islamischem Recht und Ordnung nach seiner Weltanschauung. Nach seinem Tod radikalisierte sich die Gruppe zusehend, bis zum heutigen Zeitpunkt. Die Entführung der 200-300 Schülerinnen (es ist übrigens nicht die erste Schülerinnenentführung) mit angedrohter Zwangsverheiratung oder Austausch gegen Gefangene, bildet einen weiteren, traurigen Höhepunkt der bisherigen Terroraktionen.
Die Finanzierung und Bewaffnung der Organisation liegt im Dunklen, eventuell gibt es Verbindungen zu Al-Qaida Gruppen und Kräften in Saudi-Arabien. Mittlerweile zeigen sich auch Aktivitäten in benachbarten Staaten wie Niger oder Kamerun. Ein Ende oder eine Lösung ist nicht in Sicht.5 6 7


Al-Shabaab in Somalia

Somalia ist noch ein zerfallener Staat. Trotz der Bildung der ersten gewählten Regierung seit 1967 in 2012 und der ersten stabilen Regierungsbildung seit 20 Jahren, ist der Staat immer noch von Gewalt geprägt. Die Regierung kontrolliert - wenn überhaupt - nur die Region um die Hauptstadt Mogadischu herum. Die offiziell nicht anerkannten nordöstlichen Abspaltungen Somaliland und Puntland sind weitgehend von der Öffentlichkeit abgeschnitten. Al-Shabaab konzentriert sich aber auf den Süden des Landes.
Die Gruppe entstand als Miliz gegen äthiopische Invasionen, vermutlich bereits während des Staatszerfalls um 1991. Andere sehen in 2006 die eigentliche Bildung der Gruppierung. Übersetzt bedeutet der Name in etwa "Die Jugend".
In den 2000ern versuchen Äthiopien und Kenia mit somalischen Clanführern und Politikern eine Übergangsregierung für Somalia zu bilden. Doch 2006 eskaliert die Gewalt mehrerer militärischer Gruppen. Eine Union aus islamistischen Milizen übernimmt die Kontrolle Mogadischus, auch bekannt unter der "Union Islamischer Gerichte" (Al-Shabaab soll davon der militärische Teil gewesen sein). Ein Jahr später sind sie mit Hilfe der Streitkräfte Äthiopiens verdrängt, jedoch nur für kurze Zeit.
Es wird ein Auf und Ab zwischen Gewalt und Gegengewalt, bis Al-Shabaab-Milizen, inzwischen von der Union abgespalten, nach und nach Städte und Regionen, hauptsächlich im Süden des Landes, unter ihre Kontrolle bekommen.8
Da im zerfallenen Staat kaum Strukturen für Infrastruktur, Versorgung, Bildung oder Medien existieren, beginnt Al-Shabaab im unkontrollierten Süden mit der "Aufbauarbeit". Die Gruppierung schafft stabilere politische Strukturen mit den Clans vor Ort und übernimmt Radio- und Fernsehanstalten. Sie kontrolliert auch Häfen, nimmt so Zollgelder ein und bildet in eigenen Trainingscamps aus. Jedoch erhalten sie auch hier nicht überall die volle Unterstützung. Interne Machtkämpfe schwächen die eigenen Strukturen.9

 

Was will Al-Shabaab?

Zunächst ging es um einen Guerillakrieg gegen den Einfluss Äthiopiens und dessen regelmäßige Invasionen, um die Kontrolle über Teile des Landes zu behalten. (Äthiopien versucht regelmäßig Terroristen im angrenzenden Somalia zu bekämpfen und zu vernichten, nicht immer mit dem Rückhalt der anderen Staaten um Äthiopien herum). Später richteten sich die Aktionen zusätzlich dazu gegen die Übergangsregierung und die Missionen der Afrikanischen Union. Mittlerweile sind sie auch mit Al-Qaida im engen Kontakt und Austausch, sehen sich als wichtigen Teil im Kampf gegen westliche Ziele, gegen die USA und ihre Verbündeten. Es gab bereits Selbstmordattentate und Anschläge außerhalb Somalias, wie zum Beispiel in den benachbarten Ländern Kenia und Uganda. Die Gruppe konzentriert sich nicht nur auf die Machtergreifung der Hauptstadt, einige Teile wollen also auch im Kampf gegen den Westen mitmachen. Wer genau das Sagen hat, ist kaum auszumachen.
Die Finanzierung kommt von eigenen Zolleinnahmen und Ausbeutung, Al-Qaida Gönnern und der Somalischen Diaspora. Genaue Angaben sind aber kaum zu finden. Human Rights Watch kritisiert die brutale Gewalt der Terrorgruppe, aber auch die Gewalt des somalischen Militärs und den Truppen der Afrikanischen Union.10
Al-Shabaab ist keine zentralistische Gruppierung, es gibt viele Untergruppen, deshalb haben einige Politikforscher eigentlich einen Zerfall in kleinere Splitterparteien vorhergesagt. Trotzdem hält sie sich hartnäckig im Süden des Landes fest. Erst vor einigen Tagen hat die Gruppe in Mogadischu mit einem Anschlag auf das Parlament für Schrecken und Terror gesorgt. Der Innenminister ist bereits zurückgetreten.


Fazit

Mittlerweile berichten einige Nachrichtenportale von gemeinsamen Ausbildungen und einem regen Austausch zwischen Boko Haram und Al-Shabaab. Da die Infos aus dem militärischen Bereich der USA stammen, weiß ich noch nicht, wie ich sie einordnen soll. Beide Gruppen haben ähnlich angefangen und besitzen ähnliche Motive, obwohl Boko Haram sich wohl erst später stark militarisierte. Aber eine Vernetzung der radikalen islamistischen Gruppen in einigen afrikanischen Ländern ist nicht auszuschließen, so lange es nicht um direkte Konkurrenten um die Macht im eigenen Land geht.11

Die Ursachen der Konflikte reichen natürlich weiter, als ich sie hier ausführen kann. Sowohl Boko Haram, als auch Al-Shabaab suchen die Nähe zu Al-Qaida oder zumindest zu den damit verbundenen Gruppen. Sie erhoffen sich Prestige, finanzielle Unterstützung und noch mehr Waffen.
Die Ausrichtung des Islam spielt eine Rolle, aber noch mehr geht es um die Instrumentalisierung der Religion. Radikale Gruppen sind, wie so oft in zerrütteten Ländern, oftmals eine große Stütze für die Versorgung, Infrastruktur und Zusammenhalt der Bevölkerung. Dass es dort einen großen Nährboden für terroristischen Nachwuchs gibt, ist einer der hässlichen Nebeneffekte.
Wichtig ist außerdem, dass sich unterschiedliche Strömungen des Islam in Nigeria und in Somalia finden lassen. Viele Muslime sind nicht von der Religion der Terroristen überzeugt, einige haben grundsätzlich andere Glaubensauffassungen. So stellt der Sufismus eigentlich die Mehrheit in Somalia. Sufis werden oft als "Mystiker" des Islam dargestellt. Im Prinzip geht es um eine innige Beziehung zu Gott, als eine Erfahrung der reinen Liebe. Viele berühmte Dichter kommen zum Beispiel aus dem persischen Sufismus. Die wahabitischen Al-Shabaab vertreten eine Strömung des radikalen Islam, der keine Mystik duldet, keine Erneuerungen. Deshalb wurden die Zerstörung sufischer Gräber und Moscheen seitens der Terroristen in Somalia auch heftig kritisiert.12

Es geht um Macht, um Machterhaltung und territoriale Ansprüche. Terroristen wehen auch gerne mal mit dem Wind, denn da, wo das Geld herkommt, gibt es vielleicht noch mehr. Momentan sind in Nigeria mal wieder Entführungen angesagt, in Somalia machen sich Selbstmordattentate gut.
Wichtig wäre es wohl bei beiden Gruppen, die Versorgungen mit Waffen und Geld irgendwie zu kappen, ohne dass die Bevölkerung darunter leidet. Denn die Terroristen sind ja nicht irgendwo im Busch, sondern mitten drin, gut vernetzt und kontrollieren und terrorisieren alle, die sich ihnen in den Weg stellen oder nicht ins Weltbild passen. Lösungen ohne Waffengewalt? Wer sie hat, bekommt von mir einen Friedenspopelpreis!! :/ Stay strong Nigeria, stay strong Somalia!


Literatur
1http://www.sharia-in-africa.net/pages/staff/amara.php>
2http://www.tagesschau.de/ausland/bokoharam116.html
3http://www.cci.uct.ac.za/usr/cci/publications/aria/download_issues/2012/Andrea%20Brigaglia.pdf
4http://www.csmonitor.com/World/Security-Watch/Backchannels/2014/0506/Boko-Haram-doesn-t-really-mean-Western-education-is-a-sin
5http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/afrika/islamisten-von-boko-haram-jahre-des-terrors-12933466.html
6http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-05/boko-haram-terror-geld
7http://www.crisisgroup.org/~/media/Files/africa/west-africa/nigeria/216-curbing-violence-in-nigeria-ii-the-boko-haram-insurgency.pdf
8http://www.bbc.com/news/world-africa-14094632
9http://csis.org/files/publication/110715_Wise_AlShabaab_AQAM%20Futures%20Case%20Study_WEB.pdf
10http://www.hrw.org/world-report/2014/country-chapters/somalia
11http://www.bbc.co.uk/news/world-africa-18592789
12http://news.bbc.co.uk/2/hi/africa/8077725.stm

Donnerstag, 15. Mai 2014

Recht auf Abtreibung – Recht am eigenen Körper


Recht auf Abtreibung - Recht am eigenen Körper


Abtreibung ist ein heiß diskutiertes Thema und es ist sehr emotional. Wer hat das Recht am ungeborenen Leben, wann beginnt das Leben und wer darf über welches Leben entscheiden?
In Deutschland gibt es eigentlich klare Regeln.
Ein Schwangerschaftsabbruch ist im Prinzip rechtswidrig und steht im Strafgesetzbuch. Er bleibt aber straffrei, wenn erstens die Beratungsregelung greift und/oder zweitens eine medizinische oder kriminologische Indikation vorliegt. (Siehe § 218 a Abs.1, § 219 Strafgesetzbuch -StGB-1 )


1. Beratungsregelung

  • Mindestens drei Tage vor dem Eingriff muss eine Frau, die abtreiben möchte, bei einer staatlich anerkannten Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle (ja, so heißt es) ein Beratungsgespräch durchgeführt haben. Staatlich anerkannt sind unter anderem: pro familia, Arbeiterwohlfahrt, Deutsches Rotes Kreuz oder Diakonische Werke, aber auch einige Ärzte in Gesundheitsämtern.
  • Die Abtreibung wird bis zu 12 Wochen nach Empfängnis von einem Arzt durchgeführt, der nicht bei der vorherigen Beratung dabei war.
  • Die Kosten trägt die Frau, die den Abbruch vornehmen lässt, es sei denn sie befindet sich in einer finanziellen Notlage.

2. Medizinische oder kriminologische Indikation

  • Erfolgte die Schwangerschaft durch eine Straftat, also einem Sexualdelikt, ist die Abtreibung nicht strafbar und ebenfalls innerhalb von 12 Wochen durchführbar.
  • Bei akuter Lebensgefahr der Schwangeren oder schwer wiegenden Beeinträchtigungen des körperlichen oder seelischen Gesundheitszustandes, ist ein Abbruch möglich. Je nach Schwere der Lage auch nach der 12. Schwangerschaftswoche. Die Frau muss mindestens drei Tage vor dem Eingriff ebenfalls an einem Beratungsgespräch teilgenommen haben.
  • Die Kosten übernimmt die Krankenkasse der Schwangeren, wenn sie versichert ist.

Ein Schwangerschaftsabbruch kostet 200 bis 575 Euro. Neben der medikamentösen Methode gibt es den chirugischen Eingriff, der meist ungefähr zehn Minuten dauert. Aber Vor- und Nachbereitung brauchen mindestens zwei Stunden und eine andere Person sollte die Frau am selben Tag noch begleiten und eventuell unterstützen. Bis zu vier Tage nach dem Eingriff sollte die Frau sich schonen und auf sich acht geben.4
Mal eben so ein Kind abtreiben - das gibt es in Deutschland nicht, es sei denn, die Frau und der Arzt möchten sich strafbar machen. Das Recht auf Leben und auf körperliche Unversehrtheit ist in unserem Grundgesetz verankert. Für einen Embryo bis zur 12. Woche gilt dies in Deutschland rein gesetzlich gesehen nicht. (In der 12. Woche funktionieren beim Embryo bereits die wichtigsten Organe, ein Herzton ist auch hörbar. Er ist bereits um die fünf Zentimeter groß.)
2013 wurden in Deutschland 102.800 Schwangerschaften abgebrochen, davon waren 3703 aufgrund von medizinischer Indikation, 20 wegen kriminologischer und 99.079 mit Hilfe der Beratungsregelung straffrei. 2012 waren es 106.815, 2006 108.867 Abbrüche.5

Weltweite Regelungen

In Frankreich ist seit diesem Jahr (2014) eine Abtreibung bis zur zwölften Woche ohne ,,soziale Notlage" erlaubt. Die staatliche Krankenkasse übernimmt (seit 2013) die Kosten für den Eingriff, ohne vorher eine Notlage prüfen zu müssen. Faktisch seien die Schwangerschaftsabbrüche aber bereits vor der Streichung der ,,Notlagenpassage" ohne Überprüfung von Notlagen durchgeführt worden. Abtreibung ist in dieser Form in Frankreich also legal. 6
Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Frankreich liegt bei 220.000 pro Jahr. Fast die Hälfte aller Frauen verwendet die Pille Mifegyne, nutzt also die medikamentöse Abtreibung. Die Änderungen wurden heftig kritisiert, viele Abtreibungsgegner gingen auf die Straßen und sprachen von einer Banalisierung der Abtreibung.

Spanien handhabte Schwangerschaftsabbrüche bisher so, ähnlich wie in anderen europäischen Staaten, dass Frauen bis zur 14. Woche straffrei abtreiben dürfen. Aber ein neues Gesetz ist (immer noch) auf dem Weg, dass Abtreibungen nur noch nach einer Vergewaltigung oder bei Lebensgefahr der Mutter stattfinden dürfen.7 Ein Arzt könnte bei einer dann illegalen Abtreibung bis zu drei Jahre ins Gefängnis gehen.
Im katholischen Land gingen viele Spanierinnen auf die Straße, um für das Recht auf Abtreibung zu demonstrieren. Bisher ist das Gesetz noch nicht rechtskräftig, aber bisher gibt es auch keine Anzeichen für eine Änderung.

In Brasilien ging vor einiger Zeit die Geschichte eines vergewaltigten neunjährigen Mädchens umher, die laut der Gesetzeslage im Land keine Abtreibung hätte vornehmen dürfen, es aber dann doch tat. Abtreibungen sind immer noch verboten. Doch im August 2013 wurde ein neues Gesetz verabschiedet, das eine medizinische und psychologische Hilfe staatlicher Einrichtungen für vergewaltigte Frauen vorsieht. Diese Ärzte können den Hilfe suchenden Frauen die Pille danach verabreichen. Auch bei Lebensgefahr der Mutter oder wenn das Kind lebensunfähig ist und die 20. Schwangerschaftswoche nicht überschritten wurde, ist ein Abbruch jetzt möglich. 8
In Brasilien gibt es eine hohe Dunkelziffer illegaler Abtreibungen. Viele Frauen sterben dabei oder kommen wegen unsachgemäßer Abbrüche ins Krankenhaus. Ich empfehle das Interview mit dem Gynäkologen und Geburtshelfer Jefferson Drezett, der sich für straffreie Abtreibungen in Brasilien einsetzt.9
Drezett erklärt unter anderem, dass Frauen mit genügend finanziellen Mitteln in Abtreibungskliniken, die sachgemäß und hygienisch vorgehen, abtreiben können. Aber die meisten Frauen, die ungewollt schwanger sind, müssen auf riskantere Methoden und unsachgemäße Behandlungen zurückgreifen.

Die Weltgesundheitsorganisation erklärte in einer Studie in einem Zeitraum von 1995 bis 2008, dass überall dort, wo Abtreibungen illegal sind, diese sehr unsicher seien und eine hohe Sterblichkeitsrate vorliege. In Ländern, in denen Abtreibungen legalisiert wurden, seien die Todesfälle rapide zurück gegangen, wie zum Beispiel in Südafrika oder sogar in Nepal. 10 11


Recht am eigenen Körper?

In vielen Ländern, in denen Abtreibungen illegal sind, werden die Frauen mit dem ,,Problem" oft alleine gelassen. Kinderkriegen und sie erziehen sei eben Frauensache, also auch die Beseitigung des unerwünschten Kindes. Dass aber bei Abtreibungen nur Frauen kriminalisiert werden, finde ich ziemlich krass. Zu einem Kind gehören ja mindestens zwei Personen.
Es gibt einige Artikel, die sich auch mit den Folgen einer Abtreibung für Väter beschäftigt. Bei einer gemeinsamen Entscheidung sollte auch der Vater mit zu Beratungen gehen und Unklarheiten beseitigen. Zwar macht der Vater die Abtreibung nicht körperlich mit, seelisch ist das jedoch nicht ausgeschlossen. Weiterführendes Interview hier. 12
Weiterhin gibt es zumindest in Deutschland nicht das Recht darauf, als Vater eine Abtreibung zu verlangen oder einen Schwangerschaftsabbruch zu verhindern.
Das finde ich richtig. Ich finde auch den Spruch richtig ,,mein Körper gehört mir."
Ja, Väterrechte sollten weiter gestärkt werden. Aber beim Thema Schwangerschaft und Abtreibung gilt zuallererst das Recht am eigenen Körper, das sich Frauen über die letzten Jahrhunderte erkämpfen mussten. Obwohl es eigentlich selbstverständlich sein sollte.
Mit diesem Körper bestreiten wir unser Leben. Niemand hat das Recht in meinen Körper ohne meine Einwilligung einzugreifen.

Über den Beginn des Lebens kann man gerne streiten. Auch darüber, dass Abtreibungen schwer behinderter Kinder selbst nach der 12. Woche möglich sind. Da gibt es leider sehr viele schwammige Definitionen und Grenzfälle. Eine Abtreibung ist sicher kein Spaß und keiner sollte ein neues Leben leichtfertig beenden.
Aber wer Abtreibungen kriminalisiert, wird damit illegale Abbruchwege fördern. Und die sind in den entsprechenden Ländern entweder nur für finanziell gut situierte Menschen möglich oder unsachgemäß und gefährlich. Abtreibungen finden in vielen europäischen Ländern ohne größere Komplikationen statt, zumindest meist ohne körperliche Probleme danach.

Verhütung, aber ja!

Richtig ist, dass es am besten gar nicht erst zu einer ungewollten Schwangerschaft kommen sollte. Aufklärung und Verbreitung von Verhütungsmethoden sind leider immer noch nicht überall wirklich angekommen und bleiben oft weiter ein Tabuthema. Aber in den meisten Fällen laufen schwangere Frauen auch nicht alle vier Wochen in eine Abtreibungsklinik, weil sie oder er oder beide mal wieder das Kondom vergessen haben. Es ist meist ein wohlüberlegter Schritt, der einiges an Vor- und Nachbereitung braucht. Sicherlich gibt es da auch skrupellosere Frauen, aber ehrlich gesagt, geht eine Abtreibung nur diese Frauen (und im Idealfall die dazu gehörenden Männer) etwas an.
Was wäre denn die Alternative? Frauen neun Monate in Krankenhäuser einsperren und sie zur Geburt und zur Erziehung der nächsten 18 Jahre zwingen? Oder sie zur Adoption nötigen und das Kind in eine noch unsicherere Zukunft entlassen?

Eine Frau hat, wie ein Mann auch, das Recht über ihren Körper frei zu verfügen. Das ist unser angeborenes Recht. Wir haben ausreichende Gesetze, die einen Schwangerschaftsabbruch berechtigen. Niemand wird durch Zwang zu einer guten Mutter oder zu einem guten Vater. Die Abtreibung muss dann jede Frau und jeder Mann mit dem eigenen Gewissen vereinbaren und damit leben. Niemand anderen geht das dann noch etwas an. Deshalb sollte die Entscheidung auch niemals leichtfertig getroffen werden.
Es sterben weltweit zu viele Frauen an den Folgen unsachgemäßer Abtreibungen. Frauen zu stigmatisieren hilft da niemandem. Wir sollten mehr darüber reden, Abtreibung nicht tabuisieren und uns für kinderfreundlichere Lebensbedingungen einsetzen.


Linkliste

1http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did=98262.html
2http://www.gofeminin.de/schwangerschaft/abtreibung-d10497.html
3http://www.profamilia.de/erwachsene/ungewollt-schwanger/schwangerschaftsabbruch/kosten.html
4http://www.familienplanung.de/beratung/schwangerschaftsabbruch/der-operative-abbruch/
5https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Gesundheit/Schwangerschaftsabbrueche/Tabellen/RechtlicheBegruendung.html
6http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/57302/Frankreich-Abtreibung-nicht-nur-bei-Notlagen
7http://www.dw.de/spanien-proteste-gegen-abtreibungsgesetz/av-17588325
8http://www.npla.de/de/poonal/4378--neues-gesetz-in-kraft-abtreibung-nach-vergewaltigung-moeglich
9http://www.npla.de/de/poonal/4496-abtreibungsverbot-ist-ein-todesurteil-fuer-frauen
10http://apps.who.int/iris/bitstream/10665/75174/1/WHO_RHR_12.02_eng.pdf
11http://www.guttmacher.org/pubs/fb_IAW.html
12http://www.familienplanung.de/beratung/maenner-im-konflikt/interview-maennerthemen/