Donnerstag, 30. Januar 2014

Tue Gutes und rede darüber


Tue Gutes und rede darüber

Jeder tut es, manche öfter, andere nur ab und zu. Wir tun etwas Gutes. Sei es einer lieben Freundin oder einem lieben Freund, der Familie, dem Partner…
Seltener einem Fremden, öfter anonym.
Man kann immer mehr tun, ohne zu viel Geld zu lassen.
Vielleicht mal wieder einen Brief schreiben oder jemanden anrufen.
Beim Dreitausenddrölfsten Umzug helfen, auch wenn man müde ist.
Es muss nicht viel sein, es muss auch nicht jeden Tag sein.
Aber ab und zu dürfen wir gerne ein bisschen oder ein bisschen mehr von unserem Wohlstand, unserer Liebe, unserem guten Willen abgeben.
Das soll sogar auch glücklich machen.

Ich will euch heute drei Projekte und Aktionen vorstellen, die ich unterstützenswert und interessant finde.


Einige von euch benutzen Google, um Dinge im Netz zu finden. Andere verwenden vielleicht Yahoo oder Bing.
Wer mit seiner täglichen Online-Recherche oder der regelmäßigen Suche nach Dingen nicht immer nur Google Geld in den Rachen werfen will, der kann das mit der Duckduckgo-Suchmaschine tun.
Vor allem der selten vorhandene Datenschutz und die personalisierte Werbung gehen vielen bei Google und co auf den Zeiger. Duckduckgo wurde so entwickelt, dass ein größtmöglicher Datenschutz bei den Suchanfragen vorhanden ist. Unter anderem IP-Adresse, Suchhistory werden bei Duckduckgo nicht gespeichert oder an die gesuchten Seiten weitergeleitet. Darüber hinaus wird einiges an Werbung unter den Suchergebnissen herausgefiltert, vor allem dadurch, dass Duckduckgo Suchanfragen quasi anonymisiert, sich nicht merkt, wer wann was wo gesucht hat. Für Spielkinder gibt es noch Zusätze, wie spezialisierte Suchanfragemöglichkeiten/Plug-ins. Zum Beispiel etwas in Morsecode umwandeln oder wie viel Eisen ist in meinem Gemüse berechnen. Finanziert wird das Ganze ebenfalls über Werbung, in Zusammenarbeit mit Yahoo und den so genannten gesponsorten Werbe-Links. Duckduckgo erhält eine Provision, wenn über Links von Duckduckgo bei Amazon oder Ebay etwas gekauft wird.
Wenn es also "nur" um die Suche nach Dingen ohne Ausspähung der Suchmaschine geht, kann man Duckduckgo mit einem Klick zum Browser z.B. Firefox hinzufügen.

Eine weitere Alternative zu Google ist Ecosia. Diese unterstützt in Kooperation mit Bing und Yahoo durch Einnahmen über Werbelinks Regenwaldschutzprojekte der Nature Conservacy. Nebenbei wollen die Macher die CO2-Emmissionen der Suchanfragen neutralisieren. Das versuchen sie mit Hilfe von entsprechenden Spenden an Myclimate-Projekte. Man kann hier natürlich gegenhalten, dass es sinnvoller sei direkt Projekte zu unterstützen, anstatt dies über Suchanfragen oder genauer Werbelinks zu tätigen. Andererseits ist ecosia ein Ansatz, auch mit Hilfe von Suchanfragen einen Beitrag zum Schutz der Umwelt zu leisten. Vielleicht macht ihr euch selbst ein Bild :).

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Ein Projekt, eine weltweite Community, dir mir selbst am Herzen liegt, ist das it gets better Projekt.
Es ist ein mittlerweile weltumspannendes Netzwerk, das schwulen, lesbischen, bisexuellen, transsexuellen, transgender Jugendlichen und Erwachsenen Unterstützung, Hilfe und Zusammenhalt bietet, besonders in Bezug auf Mobbing, Gewalt und weiteren Diskriminierungen.
Inhalte sind meistens Videobotschaften, die über Youtube und co und eigene Homepages verbreitet werden, um einander zu unterstützen oder die eigene Geschichte zu erzählen.
Angefangen hat es mit einem Video des Kolumnisten und Autoren Dan Savage in den USA. Nach einer Reihe von Selbstmorden von Studenten und Schülern nach Anfeindungen, Mobbing und Gewalt, meist bezogen auf die eigene Sexualität, veröffentliche Savage ein Video mit seinem Partner Terry Miller, um Kindern und Heranwachsenden zu zeigen, „dass es besser wird“, dass das Leben weitergeht, dass man Menschen in seinem Leben findet, die einen verstehen und so akzeptieren, wie man ist.
Mithelfen kann jeder, mit einem Video, mit der Verbreitung der Videos, mit Spenden oder einfach der Botschaft, dass das Leben nicht immer ein ewiger Kampf bleibt. Dass man Menschen findet, die einen so lieben, wie man ist, ohne wenn und aber.
Vielleicht kennt ihr selbst Erlebnisse aus der eigenen Schulzeit oder von Freunden, die neben dem Schulstress auch noch gemobbt, ausgegrenzt, verprügelt oder gehänselt worden sind. „Schwuchtel“ oder „Kampflesbe“ sind leider keine seltenen Schimpfwörter auf deutschen Schulhöfen. (Und leider auch immer noch im allgemeinen Sprachgebrauch vieler, die sich selbst gar nicht als homophob empfinden…)
Aber es wird besser.
Neben Statements gibt es aber auch Songs, Gruppendiskussionen und viele Anlaufstellen.
Leider scheint die deutsche Kooperation mit der amerikanischen „Mutter“ irgendwie gescheitert zu sein, dafür gibt es aber schweizerische und österreichische Seiten, falls ihr lieber ‚regionaler’ nach Aktionen schauen wollt.

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3. Handys recyceln

Bitkom (Branchenverband der deutschen Informationswirtschaft, Telekommunikation und neuen Medien) spricht von über 100 Millionen Althandys in Deutschland, die nicht genutzt werden. Fast jeder von uns hat so ein altes Ding irgendwo rumliegen.
Dabei enthält ein Handy wertvolle Rohstoffe, wie zum Beispiel Kupfer, Tantal (aus Coltan), Kobalt oder seltene Erden. Einiges, was davon im Handy verbraten wurde, kann man recyceln, anderes nicht so gut.
Die Herstellung eines Handys ist global, die Probleme ebenfalls (z.B. Kinderarbeit in den Minen in der DR Kongo, gesundheitsschädigende Lebensbedingungen… Erinnert euch an meinen Sambia-Eintrag (Minenproblematik), da kommt zum Beispiel auch sehr viel Coltan her.)
Wer also keinen Bock mehr auf sein altes Handy hat, muss es nicht verstauben lassen oder gar wegwerfen, viele Hersteller nehmen Handys kostenlos zurück, einige geben Geld dafür, aber man kann damit auch gezielt Projekte unterstützen.

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Als erstes hätten wir da zum Beispiel die Berggorilla & Regenwald Direkthilfe e.V.. Dieser Verein unterstützt Projekte im Kongo, in dem der Berggorilla (noch) sein zu Hause hat. Coltanabbau, für zum Beispiel Handyproduktion, führt auch zur Verkleinerung seines Lebensraumes und zum Aussterben des „sanften Riesen“. Wer sein Handy spendet, hilft dem Verein bei dem Versuch, den Lebensraum und das Leben des Gorillas zu retten.
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Wer lieber Menschen helfen möchte, der kann dies mit seinem alten Handy bei der Ruanda-Stiftung in Zusammenarbeit mit Zonzoo GmbH (früher Greener Solutions) tun.
Die Ruandastiftung will mit ihren Projekten hauptsächlich die Lebensbedingungen von Kindern in Ruanda verbessern. Zonzoo nimmt auch Handys gegen Geld an, ein Teil davon geht an Hilfsorganisationen, eine genaue Auflistung konnte ich allerdings nicht finden.
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Eine Alternative bleibt noch das fairphone, das sich zum Auftrag gemacht hat, Handys herzustellen, die unter fairen und umweltschonenden Bedingungen entstehen. Die ersten 25.000 Exemplare sind schon vorbestellt/ausverkauft, bei größerer Nachfrage gibt es vielleicht doch noch eine weitere Auflage.
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Aber ihr könnt natürlich auch immer lokal in eurer Stadt oder Gemeinde schauen, oft gibt es Handy-Sammelaktionen für bestimmte Zwecke vor Ort. Vielleicht auch für weitere Geräte wie Laptops oder Kameras.
Für die Aktion "Spenden statt wegwerfen" gibt es für Berlin zumindest eine nette Übersicht: http://www.bsr.de/9406.html
In Hamburg nimmt der Verein "Computer Spende Hamburg" alte und kaputte PCs an, um sie wieder herzustellen und an Bedürftige zu verteilen. http://www.computerspendehamburg.de/home.html


Ich hoffe, dass etwas interessantes für euch dabei war. Es gibt sicherlich noch viel mehr Projekte, die ich toll und interessant finde; diese drei sollten aber fürs erste genügen.
Vielleicht habt ihr selbst noch einige Vorschläge, immer her damit!



Linkliste

http://www.getchanged.net  (Fairtrade-Klamotten-Shops finden)
http://www.storch-heinar.de/ (Mit Humor gegen Rechts!)
http://www.fairphone.com/   (Ein faires Handy)
http://www.itgetsbetter.org (Ein Netzwerk gegen Homophobie & co)
https://www.duckduckgo.com  (Eine Suchmaschine, die Datenschutz betreibt)


Donnerstag, 23. Januar 2014

Afrika? Ist das nicht der Kontinent mit Bürgerkrieg und Hunger? Beispiele gegen den Afrika-Pessimismus.



Teil 1: Sambia

Ja, die Nachrichten sind regelmäßig voll davon. Voll von Bildern ausgemergelter Kinderkörper, flüchtender Menschen, Spendenaufrufe für die Notleidenden Afrikas.
Ja, diese Menschen sind in Not und ja, das ist schlimm.
Aber: Afrika ist ein Kontinent mit 54 Staaten (55 wenn man Somaliland mitzählt, das international nicht anerkannt wird).
In diesen 55 Staaten herrscht bei weitem nicht überall ein Bürgerkrieg oder eine Hungersnot.
Es ist traurig, dass Afrika oft als ein homogenes, von Kriegen zerrüttetes „Land“ betrachtet wird, obwohl dieser Kontinent weit mehr zu bieten hat.

Heute fange ich mit einem Länderbeispiel an: Sambia
Mir geht es nicht um die Darstellung lupenreiner Demokratien oder um besonders hohe Bruttoinlandsprodukte.
Ich will hier Sambia kurz vorstellen und einige Probleme ein bisschen genauer betrachten, so wie einige positive Entwicklungen herausarbeiten.
Die Strukturen sind vielleicht brüchiger und instabiler als in bereits seit mehreren Jahrzehnten gefestigten Demokratien. Aber sie zeigen, dass weit verbreitete Vorurteile eines „Kriegs- und Hungerkontinentes“ nicht der Wahrheit entsprechen. Die Nachrichten können immer nur einen Teil des Weltgeschehens wiedergeben. So sieht man dementsprechend nur einen kleinen Teil eines riesigen, vielfältigen Kontinents.


Überblick
Sambia ist eines der ärmsten Länder der Welt. Auf dem Bertelsmann Transformations Index belegt es Platz 167 von 184 Ländern des HDI: dem Human Development Index.
Der BTI hat sich zum Ziel gesetzt, eine vergleichende Analyse von Entwicklungs- und Transformationsprozessen in den Bereichen Demokratie und Wirtschaft zu liefern.

Warum wähle ich also Sambia als ein Beispiel mit positiven Entwicklungen aus?

Weil nicht alles schwarz und weiß ist. Ein Land, in dem die Mehrheit arm ist, muss nicht stehen bleiben, muss nicht dem Untergang geweiht sein.
Schauen wir uns Sambia einfach mal genauer an.

Wer Sambia auf der Weltkarte sucht, findet es im südlichen Afrika, zwischen Angola und Tansania



"© OpenStreetMap contributors"


Sambia wurde am 24.10.1964 von Großbritannien (zuvor war es Protektorat Nordrhodesien) unabhängig.
Auf 752.614 Quadratkilometern (etwas mehr als doppelt so groß wie Deutschland) haben 13,1 Millionen Menschen ihr zu Hause.
Sambia ist sehr reich an Bodenschätzen: Kupfer, Kobalt, Edelsteine; somit ist auch der Bergbau neben der Landwirtschaft wichtigster Wirtschaftszweig.
Amtssprache ist Englisch, sieben weitere Sprachen haben offiziellen Status (von 46 Sprachen).
Staatsform ist die Republik mit einem Zweikammern-Parlament.
Die letzten freien Parlaments-Wahlen fanden 2011 statt.

1. Menschenrechte

Sambia bildet leider keine Ausnahme, was die Menschenrechtssituation vor allem von Frauen in afrikanischen Ländern angeht. Diskriminierung und Gewalt sind weit verbreitet, der Zugang zu höheren Bildungsinstitutionen bleibt Frauen oft verwehrt.
Aber auch hier sind die Grundlagen für Verbesserung vorhanden:
Vergewaltigung in der Ehe ist gesetzlich nicht verboten, aber der neue Verfassungsentwurf von 2012 schreibt dies mit in die Definition von Vergewaltigung hinein, die mit bis zu lebenslänglicher Haft bestraft wird. Genitalverstümmelung bei Mädchen soll ebenfalls verboten werden, dies steht auch im Verfassungsentwurf von 2012. In Sambia wurden unter einem Prozent der Frauen zwischen 15 und 49 Jahren dieser Prozedur unterzogen. Die Praxis ist im Vergleich zu anderen Ländern der Region nicht weit verbreitet. Das heißt, hier wird bereits angesetzt, etwas zu verändern, auch wenn die neue Verfassung noch nicht rechtskräftig ist.

Die amtierende Regierung hat ein Programm verabschiedet, das sich vorrangig gegen Gewalt gegen Frauen richtet, unterstützt von den Vereinten Nationen. Darin geht es um den besseren Zugang von Frauen, die Gewalt erfahren haben, zu Gesundheitsdiensten, Schutz und rechtlichem Beistand.

Weitere Projekte zum Thema women’s empowerment finden sich auf diesen Seiten:



Klar, auf dem Papier ist alles einfach, aber wie heißt es so schön: Erkenntnis ist der erste Weg zur Besserung.

Sambia gilt als säkular, obwohl die Republik sich in ihrer Verfassung 1996 als christliche Nation deklariert hat. Direkte Auswirkungen (in der Politik) haben sich bisher nicht gezeigt.
Geschätzte 70-90 Prozent der Bevölkerung gehören dem Christentum an, der Rest teil sich in Muslime, Hindus und andere Religionen auf.
Religiös motivierte Konflikte sind bisher nicht aufgetreten.

Große Probleme bleiben Armut (Die Weltbank spricht von 61% der Bevölkerung in Armut), die Verbreitung von HIV und die Verfolgung und Bestrafung von Homosexuellen.
Unicef berichtet, dass 16,1 Prozent der Frauen zwischen 15 und 49 Jahren und 12,3 Prozent der Männer (15-49) HIV positiv sind.
Im Strafgesetzbuch Sambias steht, dass gleichgeschlechtliches Verhalten mit bis zu 14 Jahren Haft bestraft wird. Der direkte Wortlaut lautet „gross indecency“, kann also je nach Laune ausgelegt werden.
Der neue Verfassungsentwurf von 2012 ist im Ton noch deutlich schärfer geworden. 
Die Todesstrafe existiert ebenfalls immer noch in Sambia, wurde aber zuletzt 1997 vollstreckt.


Da muss sich aber eine Menge ändern. Gibt es denn Hoffnung, dass sich etwas ändert?

Darüber könnte ich noch viele weitere Blogeinträge schreiben, die Kernprobleme sind auch in Sambia nicht leicht und nicht schnell aus der Welt zu schaffen.

Zum Thema HIV Neuinfektionen schreibt UNAIDS, dass die Rate der Neuinfektionen in Sambia von 2001 auf 2011 um 58 Prozent gesunken ist. Auch die Kindersterblichkeitsrate der Kinder unter fünf Jahren ist gesunken. Das ist positiv, aber die Zahl der Neuinfektionen bei HIV ist immer noch zu hoch. (Nebenbei: 2012 haben sich in Deutschland geschätzte 3400 Personen infiziert. Hier gibt es weltweit noch genug zu tun.)

Für 2013 erhielt das Ministerium für Gesundheit aus Globalen Fonds umgerechnet 100 Millionen US-Dollar für HIV-Programme (Verteilung von antiretroviralen Medikamenten, Unterstützung, Aufklärung und kostenlose Tests). 


Es gibt sie also, die sinnvollen Investitionen in die Zukunft des Landes, auch wenn sie von vielen Korruptionsskandalen und Menschenrechtsverletzungen überschattet werden.
Ich will hier nichts beschönigen, Sambia hat eine Menge Probleme. Wer sich zum Beispiel in die prekäre Lage der Minenarbeiter in chinesisch geführten Minen hineinarbeiten möchte, kann dies gerne tun.

Achtung, jetzt kommt eine Abhandlung über die aktuelle politische Lage in Sambia. Kürzer ging nicht! :P


2. Die politische Lage in Sambia

1991 wurde in Sambia das Mehrparteiensystem eingeführt, zuvor beherrschte nach der Unabhängigkeitserklärung seit 1964 die UNIP (United National Independence Party) das politische Geschehen Sambias, quasi mit Einparteienherrschaft.
1991 wurde die Partei MMD (Movement for Multiparty Democracy) zugelassen, die bis 2011 durchgehend an der Macht blieb.
2011 gewann Michael Sata mit seiner Patriotic Front (PF) die freien Wahlen. Eine ehemalige Oppositionspartei übernimmt somit das Regierungsgeschehen. 
http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/fischer-weltalmanach/65780/sambia?p=all

Bemerkenswert:
In Sambia gibt es seit 1991 freie Wahlen in einem Mehrparteiensystem. Durch den Wahlgewinn der Patriotic Front 2011 zeigt sich, dass friedliche Machtwechsel in Sambia möglich sind. Kein Militärputsch, kein Bürgerkrieg führte zur Änderung der Machtverhältnisse, sondern freie Wahlen. (Ob sie fair waren, bezweifelt der Länderbericht des BTI. Die EU-Wahlbeobachter sprechen von 'relativ' fairen Wahlen.)
Bei den Wahlen 2011 gab es einige gewalttätige Auseinandersetzungen, aber bis auf diese Ausnahmen blieben sie friedlich.
Auch hier gibt es eine Menge Verbesserungsmöglichkeiten: Korruption grassiert in Sambia, vor allem im Gerichtswesen und in der Verwaltung.
http://www.eueom.eu/files/pressreleases/english/eueom_zambia_final_report_en.pdf (Bericht der EU-Wahlbeobachter)

Bemerkenswert 2:
Im sambischen Militär gibt es eine Balance der Ethnien. Dieses Konzept wurde bis heute durchgehend eingehalten. Das Militär hat also keine Vormachtstellung innerhalb bestimmter ethnischer oder politischer Gruppen und die Regierung hält ein politisch neutrales Militär für wichtig. Das erklärt, warum es bisher keinen erfolgreichen Militärputsch gab. Wie es nur zu wenigen Versuchen kam, erklärt Stefan Lindemann im zweiten Link.

http://www.issafrica.org/pubs/Books/civmilzambiaaug04/Contents.htm 
http://journals.sub.uni-hamburg.de/giga/afsp/article/viewFile/460/458

Die Macht des Präsidenten

Sambia ist eine präsidiale Republik, aber der amtierende Präsident hat weitgehende Rechte. Er wird für fünf Jahre gewählt, darf jedoch maximal zweimal zum Präsidenten gewählt werden. Er kann das Parlament auflösen, ernennt unter anderem den Obersten Richter und den Parlamentssprecher.

Das ist für eine stabile Demokratie Sambias problematisch, schließlich ist eine ordentliche Gewaltenteilung Grundlage einer demokratischen Gesellschaftsordnung.
Darüber hinaus hat Präsident Michael Sata viele der wichtigsten Posten des Landes mit seinen Verwandten oder Gönnern seiner Partei besetzt, wie zum Beispiel das Finanzministerium mit seinem Onkel Alexander B. Chikwanda.
Und das, obwohl er eine massive Bekämpfung der Korruption im Land vorantreiben wollte.
http://thinkafricapress.com/zambia/sata-pf-after-two-years-record-development-repression

Kennen wir vielleicht auch aus Deuschland, dass Wahlversprechen nicht unbedingt oder abgeschwächt realisiert werden und Familienmitglieder Stellen bekommen. (Nicht wahr, liebe CSU?) 

Zu Gute halten darf man der sambischen Politik und der Bevölkerung, dass bisher keine größeren gewalttätigen Konflikte aus den politischen Auseinandersetzungen entstanden sind (Es gab Auseinandersetzungen von Pro-PF-Demonstranten und Oppositionsbefürwortern, die aber bisher nur vereinzelt auftraten), auch nicht trotz Unzufriedenheit und anhaltender Armut. Und dass trotz Korruption und überbordender Bürokratie die demokratischen Institutionen weitgehend funktionieren.
Auch hier wieder mit der Einschränkung, dass es zu wenig effektive Kontrollinstanzen für die Regierung und den Präsidenten gibt. Korruptionsanklagen gab es bisher hauptsächlich für ehemalige Regierungsmitglieder. Das könnte in Zukunft tatsächlich zu einem größeren Problem werden, sollte Michael Sata seine Macht durch Veränderungen der Verfassung massiv erweitern.

http://www.bti-project.de/fileadmin/Inhalte/reports/2014/pdf/BTI%202014%20Zambia.pdf
 
3. Fazit

Wenn Präsident Sata seine Versprechen hält und auch in den eigenen Reihen aufräumt, Kritik der Opposition ernst nimmt und politischen Diskurs nicht blockiert, muss Sambia nicht zum zweiten Simbabwe werden, zur nächsten Diktatur, wie Thomas Scheen von der FAZ prophezeit.
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/sambia-die-geburt-einer-diktatur-11797831.html

Jedes Land in Afrika hat seine eigene komplex politische, zu vielen Teilen komplex ethnische Lage, wie viele Länder der Welt auch. Wenn in Sambia 61 Prozent der Menschen in Armut leben, dann muss die Bevölkerung im angrenzenden Tansania oder Angola nicht ebenfalls diese Entwicklung haben.
Frankreich und Deutschland haben schließlich auch genügend Unterschiede und eigene Probleme.

Herausforderungen gibt es in Sambia genügend, aber ich hoffe, dass alle, die sich bis hierher durchgekämpft gelesen haben, einen differenzierteren Blick auf zumindest diesen afrikanischen Staat bekommen haben. Ich habe viele Dinge nich mehr reinbringen können, da darf jeder gerne selbst weiterlesen, vor allem was die Maßnahmen zur Armutsbekämpfungen angeht und die Stimmen und Verteilung der Opposition.

Afrikanische Staaten sind kein hoffnungsloser Fall.
Ich drücke Sambia die Daumen!
Und bis dahin hören wir einen Song der momentan bekanntesten sambischen Künstlerin: Mampi mit Walilowelela

Donnerstag, 16. Januar 2014

Jeder Mensch ist wertvoll - warum Flüchtlinge und Asylbewerber in unsere Gesellschaft gehören

Herzlich Willkommen zu meinem ersten Blogeintrag! Der Text ist ein bisschen länger geworden als geplant, aber ich hoffe, ihr haltet bis zum Schluss durch. Viel Spaß beim Lesen!

Ich will heute ein paar Daten, Zusammenhänge und vor allem Gedanken zum Thema Flüchtlinge und Asylsuchende in Deutschland loswerden. Dass Menschen, die von „außerhalb“ nach Deutschland kommen, immer noch als negativ, störend oder wertlos bezeichnet werden, meist nicht direkt, aber oft mit dem Nebensatz „wer sich an unserem Sozialsystem bereichern will, soll auch gefälligst etwas dafür tun oder wieder verschwinden.“, das ist einfach nur beschämend. 

Ich gehe an das Thema hauptsächlich vom menschenrechtlichen Standpunkt aus heran.

Eine grundlegend negative Haltung ausländischen Menschen oder Fremden gegenüber kann ich nicht verstehen. Niemand kann bestimmen wo er geboren wird. Jeder versucht das Beste daraus zu machen.
Dass an meinem Lebensweg sowohl mein näheres Umfeld, als auch die Möglichkeiten des Landes, in dem ich lebe und die internationalen Zusammenhänge einen Anteil haben, dass ich nicht alles aus eigener Kraft erreiche oder verbocke, verstehe ich als ein Grundprinzip des menschlichen Zusammenlebens.

Mein Kaffee kommt aus Honduras, mein Laptop aus Japan. Meine Kleidung aus Bangladesch (im Idealfall natürlich unter fairen Bedingungen entstanden...). Meine Milch und mein Brot aus Deutschland.
Das ist alles nicht selbstverständlich.
Ich lebe nicht im Paradies, aber ich habe das meiste, was ich zum Überleben brauche.

Ich glaube an die Menschenrechte. Das, was mir zusteht (körperliche, geistige, seelische Unversehrtheit, Essen, Trinken, Wohnung, Arbeit, usw.), das steht jedem Menschen auf der Welt zu, egal wo er sich gerade befindet.

Diese Rechte haben wir vor mehr als 60 Jahren bereits festgehalten.

(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.
Artikel 1 und 2 des Grundgesetzes der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland.1


Als Mitglied der Vereinten Nationen haben wir auch die Genfer Konvention ratifiziert, welche die Rechte der Flüchtlinge seit 1951 und 1967 weltweit festhält.

Anerkannt als Flüchtling werde ich, wenn mein Leben oder meine Freiheit in meinem Herkunftsstaat wegen meiner Rasse, Religion, Staatsangehörigkeit, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder meiner politischen Überzeugung bedroht ist.
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Bevor ich anerkannt werde, bin ich erst einmal Asylbewerber, das heißt, mein Asylverfahren ist noch nicht abgeschlossen. In Deutschland ist das Asylrecht ein Grundrecht und somit in der Verfassung verankert.
Zitat: „Es dient dem Schutz der Menschenwürde in einem umfassenderen Sinne." (ebd.)

Die Durchführung eines Asylverfahrens im Bürokratie-Dschungel Deutschland ist recht komplex und mit viel Papierarbeit und Wartezeit verbunden. Die ‚Zeit’ hat eine sehr schöne Grafik zu dem Thema abgedruckt, wie Asylsuchende nach Deutschland kommen und welche Schritte sie bis zur Anerkennung oder Ablehnung durchlaufen müssen5
Die Rechte und Pflichten sind definiert: Asylbewerber dürfen die ersten 9 Monate ihres Aufenthalts in Deutschland nicht arbeiten, danach gilt die Vorrangregelung (Deutsche, EU-Ausländer oder anerkannte Flüchtlinge haben Vorrang auf dem Arbeitsmarkt). Nach vier Jahren dürfen Asylbewerber und geduldete Flüchtlinge ohne Einschränkungen arbeiten. Da ein Asylverfahren recht lang dauern kann, stellen diese Menschen erst einmal "keine Bedrohung" für den Arbeitsmarkt dar. Obwohl Deutschland eigentlich jede Arbeitskraft gut gebrauchen könnte.6 7
 
Anerkannte Flüchtlinge müssen einen Integrationskurs (hauptsächlich Deutschkurse) absolvieren, dieser wird bezahlt, bei nicht anerkannten Flüchtlingen nicht.
Asylbewerber und geduldete Menschen müssen in Wohnheimen oder Lagern wohnen, anerkannte Flüchtlinge dürfen eigene Wohnungen beziehen. Allerdings ist das Ermessenssache der Länder und Kommunen. Je nachdem, wie viel Geld zur Verfügung steht, desto mehr Chancen gibt es auf Einzelzimmer oder andere Unterbringungen.8
 
Ein erwachsener Asylbewerber hat im Schnitt 336 Euro im Monat zur Verfügung. Dieser Betrag wurde 2012 von vormals 224 auf 336 Euro angehoben, nach Anordnung des Bundesverfassungsgerichtes.

Zitat: „Das Grundgesetz erlaubt es nicht, das in Deutschland zu einem
menschenwürdigen Leben Notwendige unter Hinweis auf das Existenzniveau
des Herkunftslandes von Hilfebedürftigen oder auf das Existenzniveau in
anderen Ländern niedriger als nach den hiesigen Lebensverhältnissen
geboten zu bemessen.“9
Das heißt also, dass ein „deutscher“ Hartz4-Empfänger nicht mehr oder weniger wert ist als ein Asylbewerber. Und das bedeutet einfach nur die Einhaltung der Menschenrechte.
Ich will gar nicht damit anfangen, wie viele Staaten, welche die Menschenrechte ratifiziert haben, diese missachten. Im Prinzip ist das aber genau mein Punkt:

Die Menschenrechte dürfen nicht missachtet werden. Sie sind unsere wichtigste Errungenschaft. Und ja, die Einhaltung ist auch die Aufgabe des Deutschen Staates und des Deutschen Volkes.

Warum?

Weil wir nicht alleine existieren können.
Weil wir uns verpflichtet haben, einander zu helfen.
Dass ich selbstständig meinen Lebensunterhalt bestreiten kann, hat viele Faktoren.
Die Eltern, die mir eine gute Ausbildung ermöglicht haben. Der Job, der mir die richtigen Kontakte vermittelt hat. Die Freunde, die mich immer unterstützt haben.
Selbst Menschen, die nicht von ihren Eltern oder der Familie unterstützt wurden, hatten auf ihrem Weg Freunde, Bekannte, den "richtigen Draht" zum ersten Chef, einen zuverlässigen Partner...
Wir gehen fast keinen Schritt unseres Lebens ganz alleine.
Irgendwann ist jeder von uns einmal auf Hilfe angewiesen.

Und das gilt besonders für Menschen in Not.

Aber warum dürfen jetzt Flüchtlinge etwas von diesem Kuchen abhaben, den wir uns so mühsam erarbeitet haben? Wir schuften wie die Blöden, für einige reicht es hinten und vorne nicht, wir zahlen ein, zahlen Steuern, leisten, leisten, leisten und dann sollen wir davon etwas an die Menschen abgeben, die gar nichts dafür getan haben?

Richtig, Deutschlands Reallöhne stagnieren oder wachsen nur sehr langsam (je nach Statistik...). Und dass bei steigenden Lebenshaltungskosten ein Ungerechtigskeitempfinden immer stärker wird, ist verständlich. Aber jetzt allen Zorn auf die Menschen zu richten, denen es bei weitem noch schlechter geht, ohne zu hinterfragen warum, das führt zu keiner Verbesserung meiner Lebensumstände. Wenn alle „draußen“ bleiben, steigen unsere Gehälter trotzdem nicht, gibt es trotzdem nicht mehr Arbeitsplätze. Abgesehen davon, dass in Deutschland immer noch viele Arbeits- und Ausbildungsplätze aufgrund von mangelndem/ungenügendem Personal unbesetzt bleiben. Da gibt es noch einiges zu tun. Selbst eine "größere" Anzahl von Flüchtlingen verändert nicht die bisherigen wirtschaftlichen und politischen Strukturen. Das Handelsblatt schreibt, dass mehr Zuwanderer in Deutschland vor allem eher unter ausländischen Mitbürgern Konkurrenzsituationen schaffen.101112

In Deutschland gab es 2013

- 3.818.974 Personen in Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit)

- 42.2 Millionen erwerbstätige Personen mit Wohnort in Deutschland

2012:

- 1.3 Millionen Personen, die besondere (unterstützende) Leistungen erhielten

Quellen: 13 14 15

Gehöre ich zu einem der über 42 Millionen erwerbstätigen, einzahlenden Menschen, bin ich dann der bessere Deutsche, der bessere Mensch?
Habe ich dann mehr Rechte als andere?

Ich bin gesund, ich bin jung, ich kann arbeiten. Ich bin aber nicht wertvoller als jemand, der nicht mehr arbeitet, nicht mehr arbeiten kann. Darauf basiert unser grundlegendes Menschenrechtsverständnis.
Eine rein wirtschaftliche Betrachtung eines Menschenlebens kommt für eine soziale Gemeinschaft nicht in Frage.

Sind Alte, Kranke, Alleinerziehende, Arbeitslosengeldempfänger, Menschen mit Beeinträchtigungen oder Einschränkungen aus Deutschland mehr wert als Asylsuchende aus dem Ausland? Weil sie eventuell einmal eingezahlt haben ins Sozialsystem? Weil ihre Angehörigen Deutsche sind und eingezahlt haben? Oder sind sie ebenfalls „wertlos“ für Deutschland?

Dann herzlich willkommen im Mittelalter!
Denn: ich kann nie davon ausgehen, dass ich ewig gesund, arbeitskräftig oder sozial abgesichert bleibe, dass meine Zukunft sicher ist. Ich hoffe, dass mir dann jemand hilft, wenn das Geld für Wohnung und Lebensmittel knapp wird, wenn ich nicht mehr in der Lage bin mein Leben allein zu bewältigen. Unsere größten Probleme: Nachwuchs und damit verbunden der Demografische Wandel, die lösen wir nicht durch Isolation oder Ablehnung. Wir brauchen Offenheit für neue Ideen, Mut für Veränderung. Neues "Input", nicht nur aus dem eigenen Land. Ein Austausch ist notwendig.

Eigentlich muss man nur einmal über den Tellerrand hinausschauen. Nach Syrien, wo die UN bereits die Toten nicht mehr zählt. Nach Afghanistan, in den Sudan, nach Russland.
Die Menschen fliehen aus unterschiedlichen Gründen, meistens geht es um das nackte Überleben.

Geht mich das etwas an? Ich kann doch nichts dafür, dass die solche „Probleme“ haben.

Ja! Es geht mich etwas an!
Ich kann nicht auf der einen Seite die Vorzüge einer vernetzten Welt genießen und dabei ignorieren, was auf der anderen Seite der Welt geschieht. Das geht nicht mehr.
Mein Kaffeekonsum löst keinen Flüchtlingsstrom aus, aber ich muss mir bewusst werden, dass Kriege, Konflikte, Hunger nicht „einfach so“ existieren. Dass es Gründe dafür gibt, die nicht allein in den dortigen Staaten zu finden sind.
Selbst wenn dem so sein sollte, mit der Unterzeichnung der Menschenrechte ist es unsere Pflicht zu helfen, so wie es uns möglich ist. Und zu helfen, ist immer möglich. 
 (Lesetipp: „Warum Krieg?: Ein Briefwechsel zwischen Sigmund Freud und Albert Einstein")

Aber diese Asylbewerber schmarotzen doch nur, viele wollen nur an das Kindergeld oder das Sozialgeld, die wollen gar nicht arbeiten!

Warum sollten Flüchtlinge nicht arbeiten wollen? Waren sie vorher auch so faul und hatten deshalb kein Geld und wollen jetzt weiterhin in Deutschland faul bleiben? Dann hätten sie bisher sicherlich nicht überlebt.
Bevor Asylsuchende an Geld kommen, müssen sie bürokratische Hindernisse überwinden. Mal eben so nach Deutschland kommen und Geld einsacken, das funktioniert nicht. Abgesehen davon, dass die meisten Menschen weltweit für ihren Lebensunterhalt arbeiten und nicht abhängig sein wollen.
(Lesetipp: Abhijit V. Banerjee und Esther Duflo “Poor Economics: A Radical Rethinking of the Way to Fight Global Poverty”  Ein tolles Buch über Wege aus der Armut und darüber, wie Menschen in Armut ihr Leben gestalten, meistern, scheitern, wie ein Weg heraus global gestaltet werden könnte…)

Das ist kein Leben in Saus und Braus. Erst recht nicht, wenn man ganz von vorne anfangen muss.

Tipp Beitrag von Arte:16

Ich möchte auf einen weiteren Youtubelink hinweisen, auf eine Reportage über Sinti und Roma, die nach Deutschland kommen:17

Ich weiß, man sollte niemals Youtube-Kommentare lesen, aber in diesem Fall ist das sehr aufschlussreich. Über die Diskriminierung von Sinti und Roma in Europa ist bereits oft berichtet worden. Dass viele von ihnen unter einem Generalverdacht stehen, sieht man nicht nur an diesem Video.

Wer schlechte Erfahrungen mit Menschen aus anderen Ländern oder Kulturräumen gemacht hat, der darf sich - über den konkreten Fall - aufregen. Verbrechen oder Gewalt sind immer abzulehnen und zur Rechenschaft zu ziehen. Dafür gibt es Gesetze, die für jeden Menschen in Deutschland gelten. Warum sind dann aber angeblich „alle“ so? Ich schließe von einigen Personen auf ganze Nationalitäten oder Volksgruppen?
Stelle ich jetzt alle unter einen Generalverdacht?
Mit der Verallgemeinerungs-Diskussion schlagen sich doch auch Deutsche bereits seit Jahrzehnten herum, „Scheiß-Nazi“ haben sicherlich viele irgendwo schon einmal gehört.
Es ist unfair und vor allem ist es falsch. Das "Körnchen" Wahrheit kann man auch getrost vergessen, denn in jeder Gemeinschaft gibt es Menschen, die gegen Gesetze verstoßen.
Also weg mit den Vorurteilen und besser den Einzelfall betrachten!

Nach all den Strapazen, der Not, Trennung von der Familie vielleicht, Angst, Ungewissheit, kommen die Menschen in Deutschland an und werden wieder unter Generalverdacht gestellt. Beschuldigt, bedroht.
Und wühlen sich trotzdem durch den deutschen Bürokratieapparat. Mit Hoffnung auf ein neues Leben. Aber mit einer langen Wartezeit darauf. 
Nein, das Leben als Flüchtling ist sicherlich kein Zuckerschlecken.

Zahlen!

2013 gab es in Deutschland    

- 127.023  Asylerst-Anträge.
- 31.145    Anträge wurden abgelehnt
- 29.705    Anträge wurden anderweitig abgelehnt/erledigt
- 95.743    Anträge haben noch keine Entscheidung
- 10.915    Anträge wurden angenommen (13,5 Prozent)
-  bei 9.213 Personen besteht Abschiebeverbot (11,4 Prozent)  

Quellen:18 19

Seien wir mal ehrlich: das ist keine gigantisch große Zahl. Über 90.000 Menschen warten auf die Entscheidung, über 10.000 sind anerkannt und können ab sofort voll arbeiten. Das sind im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung nicht viele, das können wir verkraften. 

Weltweit sind mehr als 45 Millionen Menschen auf der Flucht!20
Um das noch einmal zu verdeutlichen: niemand sucht sich freiwillig aus, sein Land, seine Heimat, seine Familien zu verlassen, es sei denn, er ist verzweifelt.
Viele haben Arbeit in ihrem Land, die sie aufgrund von politischer Verfolgung oder Konflikten nicht mehr ausüben können, ohne sich oder die eigene Familie zu gefährden.
Die meisten Flüchtlinge schaffen es oft nur in die anliegenden Länder; das Land mit der weltweit größten Anzahl an Flüchtlingen ist Pakistan, gefolgt vom Iran, Jordanien, Libanon und Kenia (ebd.).

Also müssen wir raus aus unserem Elfenbeinturm. Jeder Mensch ist wertvoll und jeder hat die Chance auf ein gutes Leben verdient. Wir können es uns menschenrechtlich nicht leisten, die Türen dicht zu machen, damit es uns „besser“ geht.
Das ist nicht nur falsch, sondern auch unbegründet. Es gibt viel zu tun, um unseren Sozialstaat ‚gerechter’ für alle zu machen. Das fängt nicht damit an, dass wir Hilfe suchenden Menschen den Eintritt in unser ‚Paradies’ verwehren.
Das fängt damit an, dass wir helfen, wo wir können, Flüchtlinge als Mitbürger betrachten, die sich einbringen können wie jeder andere auch, und nicht als Bedrohung.
Respekt beruht auf Gegenseitigkeit, klar gibt es bei unterschiedlichen Kulturen und Nationalitäten viel Konfliktpotential. Das heißt aber nicht, dass es unmöglich ist, miteinander auszukommen. Und voneinander zu lernen.
Ein anerkannter Flüchtling wird meistens nicht gleich eine Top-Managerstelle "besetzen". Er wird klein anfangen.
Das ist das Mindeste, was wir ihm geben können: einen Anfang.
Die Welt wird nicht besser werden, in dem wir unsere Augen vor den Problemen verschließen.
Es muss sich natürlich vor allem dort etwas ändern, wo Menschen vertrieben werden, wo sie flüchten müssen. Das ist die größte Herausforderung unserer Zeit.
Anfangen können wir aber vor der eigenen Haustür.

Linksammlung:

1http://www.gesetze-im-internet.de/gg/index.html
2http://www.unhcr.de/mandat/fluechtlinge.html
3http://www.unhcr.de/mandat/asylsuchende.html
4http://www.bamf.de/DE/Migration/AsylFluechtlinge/Asylrecht/asylrecht-node.html
5http://images.zeit.de/wissen/2013-12/s37-infografik-asyl.pdf
6http://www.proasyl.de/de/themen/basics/basiswissen/rechte-der-fluechtlinge
7http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2013/06/europaeisches-asylsystem.html
8http://www.gesetze-im-internet.de/asylblg/index.html
9http://www.bundesverfassungsgericht.de/pressemitteilungen/bvg12-056.html
10http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.388565.de/11-45.pdf
11http://www.diw.de/sixcms/detail.php?id=diw_01.c.423464.de
12http://www.handelsblatt.com/politik/oekonomie/wissenswert/zuwanderung-und-arbeitsmarkt-arbeitsmarkt-auslaender-keine-konkurrenz-fuer-deutsche/2935438.html
13http://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Unterbeschaeftigung-Schaubild.pdf
14https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/Arbeitsmarkt/Erwerbstaetigkeit/Erwerbstaetigkeit.html#tab560806No1
15https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/zdw/2013
16http://www.youtube.com/watch?v=LTJfCpw_A9I
17http://www.youtube.com/watch?v=US4nSmkb8Qw
18http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Kurzmeldungen/DE/2014/01/asylbewerberzahlen-2013.html
19http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2014/01/migrationsbericht_2012.html
20http://www.unhcr.org/52af08d26.html


http://www.unhcr.org
http://www.proasyl.de
http://www.bmi.bund.de
http://www.diw.de
http://www.bamf.de

Montag, 13. Januar 2014

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Jeden Donnerstag gibt es hier journalistische Grütze vom Feinsten. Ideen, Gedanken, Recherchen zu aktuellen Themen, rein subjektiv, aber mit Anspruch ;)
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